Worb - Unmut wegen Einbahn

Seit Anfang Jahr gilt auf der Worber Bahnhofstrasse Einbahnverkehr. Grund sind Bauarbeiten auf der Bollstrasse. Das wird von der FDP und dem Verein Worber Gwärb kritisiert. Der Gemeinderat reagiert mit einem Flugblatt und dem Versprechen auf „Lockerungsschritte“, sobald es die Situation zulasse.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Seit Anfang Jahr wird auf der Bollstrasse gebaut und die Durchfahrt mit einer Ampel geregelt. Ab dem 7. Juni ist die Durchfahrt für Autos nur noch dorfauswärts gestattet. Der Verkehr ab dem Boll-Kreisel in Richtung Enggistein wird über die Umfahrung auf die Bahnhofstrasse geleitet. Um dort den erwarteten Mehrverkehr in Grenzen zu halten, dürfen Autos auch auf der Bahnhofstrasse bis weiterhin nur noch in einer Richtung, vom Migroskreisel aus in Richtung Bahnhof, fahren. Dorfauswärts können Zubringer:innen die Hauptstrasse benutzen.

 

Ein Umweg zu viel

Für viele Ladenbesitzer:innen ist dieser Umweg einer zu viel, finden der Gewerbeverein Worber Gwärb und die FDP. Letztere hat deshalb im Grossen Gemeinderat (GGR) einen dringlichen Vorstoss eingereicht mit dem Titel „Verkehrschaos in Worb; was tut die Gemeinde?“ Darin fragt sie den Gemeinderat, inwiefern er beim Entscheid für das Einbahnregime in der Bahnhofstrasse die Interessen des Gewerbes mitgedacht habe und ob es keine gewerbefreundlicherem Alternativen gegeben hätte.

 

„Der Vorstoss entstand in Zusammenarbeit mit dem Worber Gwärb“, sagt Michael Suter, Fraktionspräsident der FDP im GGR. „Dass es Einschränkungen gibt, wenn gebaut wird, ist klar. Aber ausgerechnet jetzt, direkt nach den Einschränkungen wegen Covid und zuvor wegen der Verkehrssanierung, wieder ein Hindernis für das Gewerbe. Ohne dass klar ist, ob es wirklich notwendig ist. Das stört uns.“

 

"Einfach verordnet"

Auch Niklaus Sägesser, Präsident des „Worber Gwärb“ findet, die Einbahnstrasse unnötig. „Man hätte einen Zubringerdienst einrichten können“, so sein Alternativvorschlag. Besonders störend sei aber, dass das Gewerbe nicht vorgängig einbezogen wurde. „Man hat einfach von oben herab verordnet.“ Nach Bekanntwerden der Pläne befragte das Wober Gwärb seine Mitglieder dazu. „Es kam heraus, dass das Einbahnregime alle stört.“

 

Seither sei er mit dem zuständigen Gemeinderat Urs Gerber (Grüne) in Kontakt gewesen. Die Bedürfnisse des Gewerbes seien trotzdem nicht berücksichtigt worden. Nachträglich geändert wurde nur, dass die Bahnhofstrasse zwischen Löwenkreuzung und Bahnhof beidseitig befahren werden darf – dies nach einer Intervention von Coop. (BERN-OST berichtete.) Genau das störe die Mitglieder des Worber Gwärb besonders, so Sägesser. „Als Coop, ein grosser Mieter im Bärenareal wo notabene auch die Verwaltung ist, reklamierte, hat die Verwaltung umgehend reagiert und ist eingeknickt Sein Fazit: „Das Worber Gewerbe wird in Politik und Verwaltung nicht mehr überall wahrgenommen. Gemeinsam muss die Kommunikation auf ein anderes Niveau gebracht werden."

 

"Sicherheit hatte mehr Gewicht"

Urs Gerber sieht das anders. Der Verein Worber Gwärb habe sich vor dem Entscheid des Gemeinderates ausführlich äussern können. "Die Sicherheit des einzelnen Kindes und der Altersheimbewohner:innen hatte letztlich mehr Gewicht als der Wunsch des Vereins, dass Autos die Strasse von beiden Seiten befahren können.“

 

Auf die vorgeworfene Ungleichbehandlung von Coop angesprochen sagt er: „Es ist richtig, dass sich Coop und Geschäfte am Bahnhofplatz nach der amtlichen Publikation im Januar gemeldet haben. Die Zufahrt zum Coop war tatsächlich sehr umständlich."  Das Teilstück beim Bahnhof sei im Frühling für Zubringer jedoch nur geöffnet worden, weil die Sicherheit gewährleistet war.

 

"Lockerungsschritte"?

Ganz wohl scheint dem Gemeinderat aber nicht zu sein mit dem beschlossenen Verkehrsregime. So liess Gerbers Sicherheitsdepartement letzte Woche an Anwohner:innen und ansässige Gewerbebetriebe ein Informationsblatt verteilen. Darin wird die Einbahnlösung ausführlich begründet und das Departement stellt „Lockerungsschritte“ in Aussicht. „Einschränkungen dürfen nur gelten, solange sie Sinn machen. Darum wird alle paar Wochen geprüft, ob sie teilweise oder ganz aufgehoben werden können", erklärt Gerber. Mit dem Flugblatt wolle man den Anwohner:innen und dem Gewerbe aufzeigen, womit sie in der Zeit bis Ende Jahr rechnen können.


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Erstellt: 07.06.2021
Geändert: 07.06.2021
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