Vechigen/Stettlen - SP gegen SP
Die Debatte um das Wahlplakat der SP Vechigen zieht immer weitere Kreise. Mittlerweile hat sich sogar die SP der Nachbargemeinde Stettlen öffentlich dafür entschuldigt.
Am Sonntag sind in der Gemeinde Vechigen Wahlen. Eine teure Plakatkampagne könne sich die SP nicht leisten, sagt Vorstandsmitglied Daniel Müller. Deshalb setze die Partei nur auf ein einziges Plakat, aufgestellt an der Hauptstrasse in Boll.
Dieses eine Plakat, das hat es in sich. «Damit Vechigen nicht bald wie Stettlen aussieht», steht darauf. Die Nachbarn in Stettlen sind empört. «Idioten!», kommentierte BDP-Gemeindepräsident Lorenz Hess auf Bernost.ch. Auch in den sozialen Medien hagelte es böse Kommentare. Besonders bemerkenswert ist aber die letzte Episode: In der «Bantiger Post» entschuldigt sich die SP Stettlen öffentlich für das Plakat der SP Vechigen. Dieses sei «unsensibel und unangebracht». Da seien «Grenzen überschritten» worden.
"Absurd"
«Unsere Bevölkerung hat kein Verständnis für die Provokation aus Vechigen», erklärt Markus Hofer, Präsident der SP Stettlen. Seine Partei müsse massenhaft Kritik einstecken, obwohl sie nichts dafürkönne. «Das ist mühsam.» Deshalb habe man unverzüglich mit den Vechiger SP-Kollegen Kontakt aufgenommen. «Doch die wollten das Plakat nicht abhängen.» Also sei nichts anderes übrig geblieben, als sich öffentlich zu distanzieren.
«Wenn die SP Stettlen das Gefühl hat, sie müsse sich entschuldigen, dann soll sie das tun», sagt Daniel Müller von der SP Vechigen. Er ist von Beruf Werbetexter und hat das Plakat in seiner Freizeit gestaltet. Die Empörung findet er «absurd». Das Plakat sei keine Botschaft gegen Stettlen, sondern eine für Vechigen. Die SP setze sich für ästhetisch vertretbare Neubauten in der Gemeinde Vechigen ein, für vertretbarere als jene am Südhang von Stettlen. «Natürlich hätten wir auf das Plakat auch schreiben können: ‹Damit Vechigen schön bleibt.› Aber das wäre doch langweilig.»
"Adäquat"
Dass sie langweilige Sprüche von sich gibt, nein, das kann man der SP Vechigen nicht vorwerfen. Bereits letztes Jahr sorgte sie mit dem Plakat «Geht Ihnen Vechigen am Arsch vorbei?» für Aufsehen. Damit machte sie auf das «mangelnde gemeindepolitische Engagement der Wahlberechtigten» aufmerksam. Gleichzeitig lancierte die Partei eine Umfrage, in der die Bevölkerung erklären konnte, wo der Schuh drückt. Die Aktion sei ein voller Erfolg gewesen, sagt Daniel Müller. 13 Prozent der Einwohner hätten an der Umfrage teilgenommen. Auch Markus Hofer von der SP Stettlen sagt: «Das letztjährige Plakat fanden wir adäquat.»
Ob der diesjährige Spruch den gleichen Erfolg hat, zeigt sich am Sonntag, wenn die Resultate der Vechiger Gemeindewahlen bekannt gegeben werden. Danach wird das Plakat verschwinden – «und vermutlich bald vergessen sein», ist Markus Hofer zuversichtlich.
[i] Siehe auch "'Idioten': Wahlplakat der SP Vechigen erregt Zorn in Stettlen" vom 13.11.2016