Vechigen - Wie man am besten spickt
Von mikroskopischen Spickzetteln bis zu unglaublichen Schulkochbuch-Einträgen: Das Ortsmuseum zeigt in seiner neuen Ausstellung allerlei "Schul-Schätze".
Markus Zahno / Berner Zeitung BZ
Wie man verdorbenes Fleisch wieder geniessbar macht? Ganz einfach: Zuerst wird es mit Wasser gründlich abgewaschen, dann von Würmern und Schimmel befreit, in einem Tuch zwischen Kohlen anderthalb bis zwei Stunden erhitzt und zum Schluss nochmals tüchtig abgewaschen. Und schwupp – schon hat es wieder «das gesunde, frische Aussehen und den Geruch des frisch geschlachteten Fleisches».
Nein, das ist kein Witz, sondern eine Anleitung aus einem Schulkochbuch von 1833. Zu sehen ist sie in der aktuellen Wechselausstellung im Ortsmuseum Vechigen, einem alten Stöckli bei der Kirche. Auch wenn der Platz hier auf drei Stuben beschränkt ist, stellt der Ortsmuseum-Verein um Präsident Hans Herren ungezählte Perlen aus zwei Jahrhunderten Schulgeschichte aus.
Der Zettel in der linken Hand
Zum Beispiel Spickzettel. Einer mit Französischwörtern ist in mikroskopisch kleinen Buchstaben geschrieben, sodass man sie selbst dann kaum lesen kann, wenn man mit dem Kopf ganz nah ans Papier geht. «Keine Chance», sagt auch Hans Herren. Vor seiner Pensionierung unterrichtete er fast 40 Jahre als Lehrer in Vechigen. «Ich glaube, meine Schüler haben aber nicht so gut gespickt, wie wir es seinerzeit taten», berichtet Herren schmunzelnd. Und das ging so: Während der Proben liess er ein Löschblatt fallen, sodass es neben das vordere Pult segelte. Er stand auf, bückte sich, hob das Blatt mit der rechten Hand auf, musste sich dafür mit der linken Hand auf dem vorderen Pult abstützen – und weil in dieser Hand ein Zettel war, der zufälligerweise auf dem Pult liegen blieb, hatte der Kollege in der vorderen Reihe danach die Lösungen.
Ja, die Ausstellung weckt Erinnerungen. Beim Blick auf die alten Rechenschieber in der Vitrine kommt Hans Herren in den Sinn, wie ausführlich die Schulkommission seinerzeit über die Anschaffung der ersten elektronischen Rechner diskutierte. «Ziemliche Kästen waren das», sagt Herren. Pro Stück kosteten sie 80 Franken und konnten einfach die vier Grundoperationen ausführen, also deutlich weniger als die kleinen Solarrechner, die heute als Werbegeschenke verteilt werden.
Dauerhafte Schätze
Die Finken mit den schweren Holzböden. Die Ärmelschoner, die die Kinder überstülpen mussten. Die deutsche Kurrentschrift, mit denen Hans Herrens Urgrossmutter ihre Aufsätze schrieb: Vieles, das im kleinen Museum zu sehen ist, ist heute aus dem Alltag verschwunden. Etwas gibt es aber noch immer: Schulschätze. Zwei aus der gleichen Klasse, die später eine Familie gründeten. Das Ortsmuseum zeigt Bilder von fünf solchen Paaren – wie sie in der Mittelstufe unschuldig auf dem Klassenfoto posierten, in der Oberstufe gemeinsam am Schulfestumzug mitliefen und heute mit kürzerem, dafür etwas grauerem Haar immer noch nebeneinandersitzen.
[i] Das Ortsmuseum Vechigen ist bis Ende November jeden Sonntag von 10.30 bis 11.30 Uhr oder nach Vereinbarung (Hans Herren, 031 839 35 37) geöffnet.
www.vechigen.ch
Nein, das ist kein Witz, sondern eine Anleitung aus einem Schulkochbuch von 1833. Zu sehen ist sie in der aktuellen Wechselausstellung im Ortsmuseum Vechigen, einem alten Stöckli bei der Kirche. Auch wenn der Platz hier auf drei Stuben beschränkt ist, stellt der Ortsmuseum-Verein um Präsident Hans Herren ungezählte Perlen aus zwei Jahrhunderten Schulgeschichte aus.
Der Zettel in der linken Hand
Zum Beispiel Spickzettel. Einer mit Französischwörtern ist in mikroskopisch kleinen Buchstaben geschrieben, sodass man sie selbst dann kaum lesen kann, wenn man mit dem Kopf ganz nah ans Papier geht. «Keine Chance», sagt auch Hans Herren. Vor seiner Pensionierung unterrichtete er fast 40 Jahre als Lehrer in Vechigen. «Ich glaube, meine Schüler haben aber nicht so gut gespickt, wie wir es seinerzeit taten», berichtet Herren schmunzelnd. Und das ging so: Während der Proben liess er ein Löschblatt fallen, sodass es neben das vordere Pult segelte. Er stand auf, bückte sich, hob das Blatt mit der rechten Hand auf, musste sich dafür mit der linken Hand auf dem vorderen Pult abstützen – und weil in dieser Hand ein Zettel war, der zufälligerweise auf dem Pult liegen blieb, hatte der Kollege in der vorderen Reihe danach die Lösungen.
Ja, die Ausstellung weckt Erinnerungen. Beim Blick auf die alten Rechenschieber in der Vitrine kommt Hans Herren in den Sinn, wie ausführlich die Schulkommission seinerzeit über die Anschaffung der ersten elektronischen Rechner diskutierte. «Ziemliche Kästen waren das», sagt Herren. Pro Stück kosteten sie 80 Franken und konnten einfach die vier Grundoperationen ausführen, also deutlich weniger als die kleinen Solarrechner, die heute als Werbegeschenke verteilt werden.
Dauerhafte Schätze
Die Finken mit den schweren Holzböden. Die Ärmelschoner, die die Kinder überstülpen mussten. Die deutsche Kurrentschrift, mit denen Hans Herrens Urgrossmutter ihre Aufsätze schrieb: Vieles, das im kleinen Museum zu sehen ist, ist heute aus dem Alltag verschwunden. Etwas gibt es aber noch immer: Schulschätze. Zwei aus der gleichen Klasse, die später eine Familie gründeten. Das Ortsmuseum zeigt Bilder von fünf solchen Paaren – wie sie in der Mittelstufe unschuldig auf dem Klassenfoto posierten, in der Oberstufe gemeinsam am Schulfestumzug mitliefen und heute mit kürzerem, dafür etwas grauerem Haar immer noch nebeneinandersitzen.
[i] Das Ortsmuseum Vechigen ist bis Ende November jeden Sonntag von 10.30 bis 11.30 Uhr oder nach Vereinbarung (Hans Herren, 031 839 35 37) geöffnet.
www.vechigen.ch