Vechigen - Vorerst fährt kein Postauto mehr

Mit dem Fahrplanwechsel vom Wochenende ist die Postautoverbindung Utzigen-Boll–Littewil gestrichen worden. Eine Nachfrage jedoch besteht noch immer. Littewiler Schüler und Pendler müssen vorerst ohne ÖV auskommen.

Moritz Marthaler, Berner Zeitung BZ
Spärlich besetzt ist das kleine Postauto, welches Andreas Wyttenbach durch die winterlichen Strassen lenkt. Vom Bahnhof Utzigen-Boll über das Alters- und Pflegeheim bis hinauf nach Littewil geht seine Fahrt – an diesem Samstag vor dem Fahrplanwechsel zum (vorerst) letzten Mal. Postauto betreibt mit dem beauftragten Regionalverkehr Bern-Solothurn zwar weiterhin die Strecke hinauf zum Altersheim, die Littewiler aber sind per sofort nicht mehr angeschlossen. «Die Passagierzahlen sprechen eine klare Sprache», sagt Wyttenbach zur Kürzung. Andere Kurse in der Nähe, wie der nach Wäseli etwa, seien aber noch schwächer frequentiert, dennoch bleiben sie bestehen.

Neu im Halbstundentakt

Fakt ist, dass Schulkinder aus Littewil nun auf das Postauto verzichten müssen. Die Gemeinde Vechigen hat eine provisorische Lösung bereit: Ein privates Fuhrunternehmen fährt die Schüler mit einem Kleinbus hin und her. Für Christoph Hofer jedoch hat der Notnagel der Gemeinde wenig Nutzen. Er wohnt in Sänggi bei Littewil und pendelt zur Arbeit nach Bern. Bei winterlichen Strassenverhältnissen ist er auf den öffentlichen Verkehr angewiesen. «Nun muss ich vom Pflegeheim aus zu Fuss weiter oder versuchen, mich dem Turnus des Schulbusses anzupassen.»

Fabian Schmid, Leiter Region Bern bei Postauto, bedauert den Kursabbau, verweist jedoch auf die schwache Frequentierung: «Zwischen dem Pflegeheim und Littewil wurden im Schnitt deutlich unter fünf Personen befördert, was unter unserem Minimum liegt.» Zwischen Heim und Bahnhof fährt das Postauto neu im Halbstundentakt. «Im Dorfkern von Boll ist mehr Ortsverkehr möglich, die Frequentierung dort ist hoch», begründet Schmid die Neuausrichtung.

Vechigens Gemeindepräsident Walter Schilt gefällt die Abbautendenz in den äusseren Gemeindegebieten nicht, obwohl ihm die zu tiefen Passagierzahlen einleuchten und die Änderungen mit Postauto gemeinsam beschlossen wurden. Die Betroffenen bittet er um Geduld: «Unser nördliches Gemeindegebiet ist sehr weitläufig, die Abklärungen für ein neues Transportsystem brauchen Zeit.» Eine definitive Lösung soll spätestens an der nächsten Gemeindeversammlung im Juni präsentiert werden. «Ein Nagel mit Kopf ist bis dann ein Muss, da sind wir uns im Rat einig.»

Schulwesen überdenken

Der zwischenzeitliche Busbetrieb ist nicht gratis. Den gesprochenen Kredit werden die Vechiger Steuerzahler wohl noch zu spüren bekommen.

Inzwischen ist Andreas Wyttenbachs Postauto im Pflegeheim angekommen, der letzte Fahrgast steigt aus. Für den Rückweg nach Utzigen ist nur eine Person zugestiegen. «Zu Schul- und Bürozeiten ist der Bus mehr oder weniger voll», sagt Wyttenbach. Dazwischen sei «seine» Strecke wenig bis gar nicht besetzt.

Gaby Poschung aus Utzigen-Dorf, die im Schnitt zweimal täglich hinunter an den Bahnhof fährt, bringt der Fahrplanwechsel mit dem neuen Halbstundentakt nur Vorteile. «Ich bedaure es jedoch, fehlt in Littewil nun der Anschluss. Meine Kinder gingen dort zur Schule und waren auch auf das Postauto angewiesen.»

In der Schule, dort will auch Gemeindepräsident Schilt mit Massnahmen ansetzen: «Das Schulwesen wird und muss sich ändern.» Littewil hat eine Primarschule und einen Kindergarten, Kinder aus den umliegenden Dörfern, darunter auch Utzigen, besuchen diese. Antworten zu Schul- und Transportfragen kann Schilt aber erst nächsten Juni geben. Vorerst müssen sich die Littewiler an die neue Situation gewöhnen.

Ein Artikel aus der

www.vechhigen.chz

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Erstellt: 15.12.2008
Geändert: 15.12.2008
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