Vechigen - Schulen stehen vor einem Scherbenhaufen

Weil der Gemeinderat nicht über die Zukunft der Schulen entschieden hat, herrscht in Vechigen Verwirrung und Verunsicherung.

Christian Liechti, Berner Zeizung BZ
Die 13 Sitzungen und die stundenlangen Arbeiten im vergangenen Jahr seien für die Katz gewesen, sagt Sarah Juker. Weil der Gemeinderat vor einer Woche entschieden hat, nicht über die durch die Zentralschulkommission (ZSK) aufgegleiste Schulreformen oder die Einführung der Tagesschule zu diskutieren, ist Juker «masslos enttäuscht». «Man kann mit den Leuten viel machen, aber irgendwann ist es genug», lässt das parteilose ZSK-Mitglied Dampf ab. Für die Utzigerin steht fest: «Zurück in die ZSK gehe ich nicht mehr.»

Im Gegensatz zu Juker gibt sich ZSK-Mitglied Hans Moser motiviert. Neben ZSK-Präsident und Gemeinderat Matthias Peter (SP) ist er der einzige, der nicht aus Protest über das Vorgehen des Gemeinderats zurückgetreten ist. Moser kritisiert das Gremium – dem er selbst angehört –, es habe die Vorlagen für eine Tagesschule «unseriös» abgeklärt und zu wenig fundierte Anträge gestellt. Zudem erzählt Moser in einer Lesermail, wie er den Ablauf in der ZKS miterlebt hat. «Die dem Gemeinderat vorliegende Schulreglementsausgabe wurde nicht in der ZSK besprochen», schreibt er, und «der Antrag für die Zusammenlegung der Schulen Utzigen und Littewil wurde nie in der ZSK erarbeitet». Moser kandidiert auf der Liste der SVP für den Gemeinderat.

«Wie eine Ohrfeige»

Der Entscheid des Gemeinderats, nicht auf die Geschäfte einzutreten, kam einer Ohrfeige gleich, sagt Christian Studer, Präsident der Primarschulkommission Boll. Mit seinem Vorgehen habe der Gemeinderat viel Geschirr zerschlagen und die ZSK brüskiert. Studer geht davon aus, dass die Einführung des neuen Bildungsreglements nun um mindestens ein Jahr verzögert wurde. Er führt den verordneten Marschhalt nicht auf die Kluft zwischen oberem und unterem Gemeindegebiet, sondern auf die Parteizugehörigkeit zurück. «Das war ein wahlpolitischer Entscheid», sagt Studer.

Den Schaden begrenzen

Die SVP, die vier der sieben Mitglieder im Gemeinderat stellt, übt sich seit vergangener Woche in Schadensbegrenzung. In einer Pressemitteilung unter dem Titel «Richtigstellung – Wie es wirklich war», gelangte sie an die Öffentlichkeit und trug ihrerseits Interna aus der ZSK und dem Gemeinderat an die Öffentlichkeit. Die SVP wirft der SP vor, kurz vor der Sitzung des Gemeinderats die Unterlagen und Traktanden mit der Presse verhandelt zu haben. Weil die Unterlagen zudem zu spät verteilt worden seien, sei eine seriöse Vorbereitung für die Klausursitzung verunmöglicht worden.

Die SVP nimmt ihre Gemeinderäte nicht von ungefähr aus der Schusslinie: Am Sonntag wählt Vechigen einen neuen Gemeinderat. Zum ersten Mal kämpft dabei auch die EVP um Wählerstimmen. Hinzu kommt, dass FDP und SVP keine Listenverbindung eingegangen sind.

Ein Artikel aus der

www.vechigen.ch

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Erstellt: 25.11.2008
Geändert: 25.11.2008
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