Vechigen - Gelassenheit vor der Abstimmung

Am 22. September stimmt Vechigen über eine Ortsplanungsrevision ab. Mit zwei grösseren Einzonungen in Boll soll die Bevölkerung moderat wachsen. Widerstand dagegen ist kaum auszumachen.

Sebastian Meier, Der Bund
Noch bevor das Abstimmungsbüchlein in den Haushalten angekommen ist, lancierte der Vechiger Gemeinderat gestern den Abstimmungskampf um die Ortsplanungsrevision (OPR). Rund 200 Personen liessen sich gestern Abend in Boll über die Entwicklungspläne informieren. Gemäss diesen Plänen soll sich die Bevölkerungszahl in den kommenden Jahren um die 5000er-Marke einpendeln. Das Wachstum ist laut Gemeindepräsident Walter Schilt (SVP) aber «moderat». Heute liegt die Einwohnerzahl bereits bei 4930 Personen.

Noch immer unter Kontingent

Kernstück der Vorlage sind zwei Einzonungen in Boll - der grössten Siedlung im Gemeindegebiet. Konkret sollen am Diessenberg im Nordosten von Boll und am Rämelgässli im Südosten rund 23 000 Quadratmeter neue Geschossfläche für die Wohnnutzung entstehen. Damit wachsen die Baulandreserven der Gemeinde von derzeit fünf auf insgesamt neun Hektaren, was laut Schilt immer noch drei Hektaren unter dem vom Kanton vorgesehenen Kontingent liegt.

Die vorgesehenen Einzonungen seien die «logische Folge» der bisherigen Siedlungsentwicklung, sagte der zuständige Ortsplaner Kurt Kilchhofer an einer Medienorientierung vergangene Woche. Die Grundstücke seien verkehrstechnisch gut erschlossen und entsprächen dem Grundsatz der inneren Verdichtung. Die bestehenden Fruchtfolgeflächen blieben unangetastet. «Vechigen bleibt grün» sei denn auch der Leitsatz des Konzeptes. Ausserhalb von Boll werden einzig fünf Weiler in die Weilerzone übergeführt, womit bestehende landwirtschaftliche Bauten für die Wohnnutzung freigegeben werden.

Nicht Teil der OPR sind die beiden umstrittensten Zukunftsprojekte der Gemeinde: die Verlegung der S-Bahn-Station und der angedachte Windpark auf Vechiger Boden. Die Pläne rund um die Bahnstation sind bereits so weit gereift, dass das Projekt laut Kilchhofer selbst durch eine Ablehnung der OPR kaum tangiert wird. Der Windpark andererseits sei noch zu wenig konkret, um ihn in einen verbindlichen Zonenplan aufzunehmen, sagte Kilchhofer. Die Verhandlungen liefen allerdings im Hintergrund weiter.

Energieartikel wurde gekippt

Weder in der Bevölkerung, noch vonseiten der Parteien sei während der fünfjährigen Projektierungsphase grundsätzliche Kritik an den Plänen auszumachen gewesen, sagte Gemeindepräsident Schilt an der gestrigen Informationsveranstaltung. Die einzige spürbare «Front» sei nach der öffentlichen Auflage der Planungsentwürfe gegen den Energieartikel entstanden. Demnach hätten sämtliche sanierten Gebäude auf dem Gemeindegebiet zu mindestens 50 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden müssen. Der Artikel betrifft in der aktuellen Vorlage aber nur noch Neubauten.

Ohne böse Überraschungen

Insgesamt seien nur acht Einsprachen gegen die OPR eingegangen, wobei es sich dabei um Einzelanliegen von direkten Anrainern gehandelt habe. Schilt zeigte sich bereits vergangene Woche überzeugt, dass die Abstimmung am 22. September ohne böse Überraschungen über die Bühne gehen wird. Die Fragestunde schien den Gemeindepräsidenten in seiner Annahme weitgehend zu bestätigen. In den Voten war kaum Grundsatzkritik auszumachen, und Vertreter von Gewerbeverein und Ortsparteien lobten geschlossen die Arbeit des Gemeinderates. Zu Diskussionen führten denn auch einzig die schwelenden Reizthemen, die von der OPR kaum tangiert werden: der Verkehr und die Schulen.

Mit Applaus bedacht wurde das neue Wappen und der Gemeinde-Slogan (siehe zweiter Artikel). Gar tosenden Applaus vom Plenum erntete zum Schluss auch das lange Dankesvotum eines Vechigers an den Gemeinderat. Der abschliessende Dank des Gemeinderates für das Ja an der Urne dürfte also kaum verfrüht sein.


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Erstellt: 27.08.2013
Geändert: 27.08.2013
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