Vechigen - Eine Kirche und ihre Symbole
Die Kirche ist ein offener Ort, ein öffentlicher Ort auch des Predigens und des Singens. Daran erinnert Sonntag für Sonntag das Geläut, wie Pfarrer Christoph Vischer auf einem Rundgang erklärte.
Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
«Unsere Kirche ist offen, treten Sie ein!» Das Schild an der Mauer der Kirche Vechigen bekommt an diesem Morgen eine besondere Bedeutung. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500-Jahr-Jubiläum lädt Pfarrer Christoph Vischer zu einem Rundgang der etwas anderen Art ein, und er hält fest: Ein christliches Gotteshaus wie dieses ist grundsätzlich offen für jeden und jede.
Wer in eine reformierte Kirche eintrete, müsse weder rituelle Waschungen vollziehen noch die Schuhe ausziehen oder sonst welche Vorkehrungen treffen, so Vischer. Wobei der Schritt ins Innere trotzdem nicht ganz unvorbereitet geschieht: Die Treppe von der Strasse hinauf zum leicht erhöhten Kirchenbau soll genauso auf das nun Folgende einstimmen wie das grosse Vordach, wo bei der massiven Tür mit den vielen Kreuzzeichen Platz für ein letztes Innehalten ist.
Zur aufgehenden Sonne hin
Als die Kirche Vechigen 1514 gebaut wurde, praktizierten die Vechigerinnen und Vechiger noch den römisch-katholischen Glauben.
Vischer geht es weniger um historische Daten oder architektonische Besonderheiten als vielmehr darum, Hintergründe und Symbole zu erklären. Er redet jetzt vom markanten Bogen, der das Kirchenschiff vom Chor trennt, erinnert daran, dass dieser eine Tradition aus dem alten Rom aufnimmt. So wie der römische Kaiser zog früher auch der katholische Klerus als Vertreter von Jesus Christus durch diesen Triumphbogen in den dahinterliegenden Chorraum.
Als Ort, der den Priestern vorbehalten war, strahlte dieser von jeher etwas Besonderes aus – und das, so Vischer, sei eigentlich bis heute so geblieben. Trotz allen reformatorischen Bemühens, die Gemeinde als Einheit gleich berechtigter Leute zu verstehen: dass der Chor nach wie vor zwei Stufen über dem Schiff und damit dem Volk liege, entspreche nach wie vor auch dem Bedürfnis reformierter Gläubiger. Genauso übrigens, wie unumstritten sei, dass sich der Chor nach Osten dem Licht der aufgehenden Sonne zuwende.
Einst Bilder, dann Lieder
Auf der Suche nach weiteren vorreformatorischen Spuren streift Vischer die Öffnung über der Tür zum Turm, durch die die Helfer einst den katholischen Ritus beobachteten und rechtzeitig die Glocke läuteten. Dann verweilt er bei den grossen Kirchenfenstern an den Seitenwänden des Schiffs: Diese hätten kaum von Anfang an die heutigen Dimensionen erreicht.
Erst mit dem Aufkommen des reformatorischen Gemeindegesangs seien die Gläubigen auf eine gewisse Helligkeit angewiesen gewesen – um überhaupt die Lieder im Gesangbuch entziffern zu können. Der Gesang löste übrigens gewissermassen die Bilder ab, die auch in Vechigen von der Reformation aus der Kirche verbannt worden waren. Sie hatten den Gläubigen, die oft nicht lesen konnten, den Inhalt der biblischen Geschichten nähergebracht.
Die Glocken tönen weit
Schliesslich verliert Vischer noch ein paar Worte zu den Glocken. Fünf Stück hängen im Turm, vier ältere aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und eine neuere aus dem Jahr 1977. Wenn am Sonntagmorgen das volle Geläut ertöne, werde klar, dass der Gottesdienst keine private, sondern eine öffentliche Angelegenheit sei, sagt er. Und erklärt so den tieferen Sinn einer Tradition, die heute nur zu gern als Lärmbelästigung empfunden wird – gerade auch, weil sie unüberhörbar ist: Die Glocken aus Vechigen tönen über ein Drittel des Worblentals hinweg.
Wer in eine reformierte Kirche eintrete, müsse weder rituelle Waschungen vollziehen noch die Schuhe ausziehen oder sonst welche Vorkehrungen treffen, so Vischer. Wobei der Schritt ins Innere trotzdem nicht ganz unvorbereitet geschieht: Die Treppe von der Strasse hinauf zum leicht erhöhten Kirchenbau soll genauso auf das nun Folgende einstimmen wie das grosse Vordach, wo bei der massiven Tür mit den vielen Kreuzzeichen Platz für ein letztes Innehalten ist.
Zur aufgehenden Sonne hin
Als die Kirche Vechigen 1514 gebaut wurde, praktizierten die Vechigerinnen und Vechiger noch den römisch-katholischen Glauben.
Vischer geht es weniger um historische Daten oder architektonische Besonderheiten als vielmehr darum, Hintergründe und Symbole zu erklären. Er redet jetzt vom markanten Bogen, der das Kirchenschiff vom Chor trennt, erinnert daran, dass dieser eine Tradition aus dem alten Rom aufnimmt. So wie der römische Kaiser zog früher auch der katholische Klerus als Vertreter von Jesus Christus durch diesen Triumphbogen in den dahinterliegenden Chorraum.
Als Ort, der den Priestern vorbehalten war, strahlte dieser von jeher etwas Besonderes aus – und das, so Vischer, sei eigentlich bis heute so geblieben. Trotz allen reformatorischen Bemühens, die Gemeinde als Einheit gleich berechtigter Leute zu verstehen: dass der Chor nach wie vor zwei Stufen über dem Schiff und damit dem Volk liege, entspreche nach wie vor auch dem Bedürfnis reformierter Gläubiger. Genauso übrigens, wie unumstritten sei, dass sich der Chor nach Osten dem Licht der aufgehenden Sonne zuwende.
Einst Bilder, dann Lieder
Auf der Suche nach weiteren vorreformatorischen Spuren streift Vischer die Öffnung über der Tür zum Turm, durch die die Helfer einst den katholischen Ritus beobachteten und rechtzeitig die Glocke läuteten. Dann verweilt er bei den grossen Kirchenfenstern an den Seitenwänden des Schiffs: Diese hätten kaum von Anfang an die heutigen Dimensionen erreicht.
Erst mit dem Aufkommen des reformatorischen Gemeindegesangs seien die Gläubigen auf eine gewisse Helligkeit angewiesen gewesen – um überhaupt die Lieder im Gesangbuch entziffern zu können. Der Gesang löste übrigens gewissermassen die Bilder ab, die auch in Vechigen von der Reformation aus der Kirche verbannt worden waren. Sie hatten den Gläubigen, die oft nicht lesen konnten, den Inhalt der biblischen Geschichten nähergebracht.
Die Glocken tönen weit
Schliesslich verliert Vischer noch ein paar Worte zu den Glocken. Fünf Stück hängen im Turm, vier ältere aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und eine neuere aus dem Jahr 1977. Wenn am Sonntagmorgen das volle Geläut ertöne, werde klar, dass der Gottesdienst keine private, sondern eine öffentliche Angelegenheit sei, sagt er. Und erklärt so den tieferen Sinn einer Tradition, die heute nur zu gern als Lärmbelästigung empfunden wird – gerade auch, weil sie unüberhörbar ist: Die Glocken aus Vechigen tönen über ein Drittel des Worblentals hinweg.