Vechigen - Das Schulhausdach liefert jetzt Solarstrom

Paul Althaus war die treibende Kraft hinter der Solaranlage auf dem Oberstufenschulhaus in Boll. Am Freitag wurde sie offiziell eingeweiht.

Matthias Strasser, Berner Zeitung BZ
Paul Althaus ist Idealist, Vorantreiber, Visionär: Während zweier Jahre hat sich der ehemalige Elektrotechniker massgeblich für ein Solardach auf dem Oberstufenschulhaus von Boll eingesetzt: Die schrägen Dächer haben eine gute Neigung, die grosse Fläche über den beiden Gebäudetrakten versprach lohnenswerte Investitionen. Früh war für Althaus klar, dass der Standort für ein solares Kleinkraftwerk geeignet ist. Letzte Woche ging es in Betrieb, am Freitag wurde es eingeweiht.

Althaus, der Macher

Für den Festakt hat Paul Althaus extra einen Schalter gebaut, den die Verantwortlichen auf der Bühne im Boller Schulhaus symbolisch umlegen können. Der 75-Jährige wuselt an der Einweihungsfeier über das Parkett im grossen Saal und führt die Besucher durch die neue Anlage bis hoch in den Estrich. Die Daten zum Projekt könne man aus den Tabellen rauslesen, sagt er.

Er will anderes zeigen, schreitet zu den vier mannshohen Wechselrichtern und erklärt deren Funktionsweise, die technischen Details der Anlage. Die Vechiger gründeten für ihr Kraftwerk vor zwei Jahren eine eigene Genossenschaft, die Vechigen Solar. Althaus war Gründungsmitglied. Die Genossenschaft sollte die Produktion von Solarstrom in der Gemeinde voranbringen. Später wurde daraus die Optima Solar Worblental. Und aus dem Idealisten Althaus wurde der Projektleiter Althaus. Mit dem Oberstufenschulhaus direkt unter dem Solardach stand ein wichtiger Abnehmer für den in Boll produzierten Solarstrom schnell fest: Von den geschätzten 91 000 Kilowattstunden Jahresproduktion wird das Schulhaus etwa ein Drittel verwenden.

Nur der Startschuss

318 Solarpanels sind auf dem Dach installiert, 520 Quadratmeter gross ist die Anlage. Ein kleiner Zähler beim Schulhauseingang misst die produzierte Strommenge. Während der Einweihungsfeier zeigt der Zähler eine noch kleine Leistung von 716 Kilowattstunden. Aber die Anlage läuft, ein Stück von Althaus’ Idealismus ist Tatsache geworden. Auch die Gemeinde ist merkbar stolz auf ihr neues Kraftwerk. Von einem «Pionierprojekt» für das ganze Worblental spricht Baudirektor Erich Bolz (SP). Endlich könne man «etwas Gutes für die Umwelt tun», sagt Gemeindepräsident Walter Schilt (SVP). Nicht zuletzt soll sich die Anlage auch lohnen. Es sei damit zu rechnen, dass Vechigen mit dem ausgehandelten fixen Strompreis ein gutes Geschäft mache, schreibt die Gemeinde zum Projekt.

Für das Worblental soll das neue Solardach auf dem Schulhaus Boll nur der Startschuss gewesen sein. Die Verantwortlichen der Optima Solar halten Ausschau nach weiteren Objekten. Dabei spiele es für die Umwelt keine Rolle, «ob das nächste Dach in Worb oder in Ostermundigen steht», so Gemeindepräsident Schilt. Mit Worb führt Paul Althaus bereits Gespräche. Er wird jetzt wieder zum Visionär.

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Erstellt: 10.11.2014
Geändert: 10.11.2014
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