Vechigen - Das Klassentreffen der Generationen
Seit 300 Jahren lernen in der Gesamtschule Lindental Kinder von der 1. bis zur 9. Stufe in einer einzigen Klasse. Für ein Klassentreffen sind am Samstag ehemalige Schülerinnen und Schüler zurückgekehrt.
Eine junge Frau blättert in einem Schulheft, das sie vor 20 Jahren mit ihrer Klasse gemalt und geschrieben hat. Hinter ihr flimmert auf dem Computerbildschirm verwackelt der Film eines Schulskirennens von 1974. An der Wand hängen Klassenfotos chronologisch geordnet, von 1712 bis 2012.
Schiblis Biotop
An einem langen Holztisch vor der Wandtafel führt Schibli kleine Gruppen von Schülern in ein neues Thema ein, der Rest arbeitet selbstständig. Die Älteren sind selber kleine Lehrer: Sie helfen den Erst- und Zweitklässlern bei deren Aufgaben. «Es ist schön, zu sehen, dass die Grössten nicht die Coolen sein wollen, sondern Verantwortung übernehmen für die Jüngeren.» Eine grosse Unterstützung ist das Internet: Die Kinder recherchieren an drei Computern Themen selber.
Streng nach Lehrplan unterrichten – das kann Schibli nicht. Dafür wurde zum Beispiel vor 20 Jahren Frühenglisch eingeführt, lange vor den anderen Schulen. Wenn die Grösseren Englisch lernen, können die Kleinen ja mitmachen, war die Idee. Sowieso ist die Gemeinschaft sehr wichtig: «Wir können gut Kinder aufnehmen, die in einer normalen Klasse Probleme haben.» Die funktionierende Stammklasse sei Vorbild für ein paar schwierigere Kinder: «So leben wir echte Integration.» In eine normale Schule möchte auch André Schibli nicht mehr zurück, trotz 70-Stunden-Wochen: «Mir gefällt mein kleines Biotop hier.»