Vechigen - Alte Mühle wird auf Vordermann gebracht

Die alte Mühle lebt: Liebevoll halten Thomas Loosli und Patrik Hersberger die Räume in Schuss. Das monatliche Mühli-Beizli hat sich so gut entwickelt, dass sie nun expandieren wollen.

Stephanie Jungo, Berner Zeitung BZ

Der Duft von frisch gebackenem Brot hängt in der Luft. Ein plätschernder Bach und die Glöckchen von Ziegen sind zu hören: Patrik Hersberger und Thomas Loosli stehen im Hinterhof der alten Mühle Vechigen. «Es ist ein schönes Fleckchen hier», sagt Hersberger. Zwischen einer Scheune und einem alten Hühnerstall stehen Tische und Stühle. «Jeden letzten Sonntag im Monat öffnen wir unser Mühli-Beizli», erzählt er weiter. Das soll sich aber bald ändern: Hersberger und Loosli möchten die alte Mühle auf Vordermann bringen und die Türen öfters für Besucher öffnen.

Ein Schwatz mit den Gästen

Begonnen habe das Mühli-Beizli als Experiment, erzählen die zwei Freunde. «Wir wollten sehen, ob überhaupt jemand kommt.» Doch schnell habe sich das Beizli grosser Beliebtheit erfreut: «Manchmal kommen wir mit dem Service gar nicht mehr nach», sagt Loosli. Das liege wohl auch daran, dass beide gerne mit den Gästen reden, fügt Hersberger an. Die beiden lachen.

Im Winter zügelt das Beizli jeweils in die alten Räume der Mühle. Die getäfelten Wohn- und Schlafzimmer der Müllerleute bietet Platz für Tische und Stühle. «Auch der Kachelofen ist eine beliebte Sitzgelegenheit», sagt Hersberger. Im Rampenraum, wo früher die Fuhrwerke die Mehlsäcke abholten, steht ein Töggelikasten.

Für interessierte Beizlibesucher bieten Loosli und Hersberger eine Führung durch die Mühle an. «Die alte Pelton-Turbine, die Becherwerke und die hölzernen Fallleitungen: Es ist immer noch alles so, wie es früher war.» Seit den 1960er-Jahren habe es keine grössere Renovierung mehr gegeben.

Mühle und Bäckerei

Zur alten Mühle gehört auch eine Bäckerei. Vor 30 Jahren ist Hersberger in die Wohnung über der Backstube eingezogen. «Es war die Zeit, als Bioprodukte langsam gefragt waren», erzählt der gelernte Psychiatriepfleger. Damals sei er oft belächelt worden. Heute beliefert die Reformbäckerei viele Bioläden in und um Bern.

Bis Mitte der 1990er-Jahre war die Mühle noch in Betrieb. Mehl habe Hersberger aber nie von ihr bezogen. «Der alte Müller wollte seinen Betrieb nicht auf Bio umstellen.» Trotzdem sei ihm das Gebäude und die Umgebung ans Herz gewachsen.

Als der alte Müller starb und keine Nachkommen da waren, welche die Mühle wollten, konnten Loosli und Hersberger diese kaufen. Ihnen war wichtig, dass die Mühle erhalten bleibt. «Es wäre schade gewesen, hätte der Käufer das Mühleninventar rausgerissen und Wohnungen eingebaut.» Dementsprechend tragen Hersberger und Loosli Sorge zu ihrer Mühle – die nach wie vor funktionstüchtig ist. Doch auch heute kommt das Mehl für die Bäckerei nicht von der Vechiger Mühle. «Sie müsste wohl gründlich geputzt werden, und effizient ist sie auch nicht mehr», erklärt Hersberger. Es gehe lediglich darum, die Mühle für ein interessiertes Publikum offen zu halten.

Beizli öfters offen

Der Umbau gestalte sich jedoch nicht ganz einfach. «Die Bauvorschriften sind streng.» Zudem erachte die Denkmalpflege viele Elemente im Gebäude als schützenswert. Sicher sei, dass das Gebäude eine neue Isolierung und eine neue Elektrik brauche. Welche anderen Ideen umsetzbar seien, werde zudem eine Frage des Geldes sein. «Vieles ist möglich, aber nichts muss.»

Fest stehe, dass man in Zukunft mehr Beizern will. «Viele Gäste haben uns ermuntert, das Beizli öfters zu öffnen.» Feste Öffnungszeiten seien aber auch jetzt nicht geplant. Jedoch möchten Hersberger und Loosli eine ständige Bewilligung, denn bis jetzt holen sie diese jeweils separat ein für das monatliche Mühli-Beizli. «So können wir von Zeit zu Zeit entscheiden, wie häufig wir offen haben.» Schliesslich sei das Beizern nur ein Hobby, das Freude bereiten soll.


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Erstellt: 27.05.2017
Geändert: 27.05.2017
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