Utzigen - Sie haben die schönsten Kaninchen

Daniel Rubin und Andreas Bärtschi züchten seit 30 Jahren Kaninchen – mit Engagement und Erfolg: Kürzlich haben sie mit ihren Tieren den Schweizer-Meister-Titel gewonnen.

Sandra Rutschi, Berner Zeitung BZ

«Chune, chune, chune», ruft Daniel Rubin, wenn er in den Stall eintritt. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Rubins Kaninchen, schwarze und blaue Englische Schecken, hüpfen aufgeregt in den Ställen umher und schnuppern eifrig. In einigen Ställen umzwirbeln Jungtiere ihre Mutter. Weitere Ställe sind mit Sagex abgedunkelt. «Diese Kaninchen werden bald werfen», erklärt Rubin. Der Sichtschutz sorgt dafür, dass die Kaninchenmama dabei ihre Ruhe hat.

90 Ställe säumen Rubins Schopfwände. Etwa 70 Kaninchen züchten der Utziger und seine drei Söhne. Mit Erfolg: Vater Daniel wurde kürzlich mit seinen schwarzen Englischen Schecken sowohl Schweizer Meister als auch Vize-Schweizer-Meister. Den ersten Rang erreichte er auch bei den blauen Englischen Schecken. Sohn Yves (15) schaffte es bei den braunen Englischen Schecken auf den fünften Rang.

Bei den Kaninchen abschalten

An diesem Vormittag ist Daniel Rubin nicht alleine im Stall. Mit dabei ist Andreas Bärtschi, Präsident des Ornithologischen Vereins Worblental. Bärtschi wurde wie Vizepräsident Rubin ebenfalls Schweizer Meister – bei den Weisswienern. Der dritte erfolgreiche, mehrjährige Schweizer Meister im Verein ist Fritz Waibel aus Enggistein bei den Dreifarben-Kleinschecken. Bärtschi und Rubin, beide 41-jährig, kennen sich, seit sie Buben sind. Rubin wuchs in Boll auf, Bärtschi in Utzigen auf. Die beiden verbindet seit 25 Jahren vor allem das Kaninchenzüchten. Wenn sich ihre Wege kreuzen, was beim Landschaftsgärtner Rubin und beim Landi-Mitarbeiter Bärtschi oft vorkommt, sprechen sie über ihr Hobby.

«Wir halten die Kaninchen nicht, um Preise zu gewinnen. Das ist bloss die Krönung des Ganzen», sagt Bärtschi. Es sei die Liebe zum Tier, die ihre Leidenschaft für dieses Hobby immer wieder aufblühen lasse. «Bei den Kaninchen kann ich abschalten, wenn ich nach einem Arbeitstag Ruhe brauche», sagt Bärtschi. Nach einem Besuch bei den Tieren hat er den Kopf wieder frei für den Kontakt zu Menschen. Rund 20 Weisswiener hält Bärtschi bei sich zu Hause.

Verantwortung übernehmen

Rubin mit seinen 70 Kaninchen investiert täglich bis zu anderthalb Stunden in seine Tiere – alleine mit Füttern. Eine weitere Stunde sind die Söhne täglich mit den ihrigen beschäftigt. Die Kaninchenpflege – Nägel schneiden, Fell bürsten – benötigt zusätzliche Zeit.

Die richtigen Tiere zu paaren und Stammbäume im Computer zu erstellen, ist ein weiteres Kapitel in der Kaninchenzucht. Dazu kommen mindestens alle 14 Tage fünf Stunden Misten. Auch das müssen Rubins Söhne bei ihren Tieren selber machen. «Kaninchenzüchten ist eine gute Gelegenheit für Jugendliche, Eigenverantwortung zu übernehmen», findet Daniel Rubin, der selber als 11-Jähriger mit dem Hobby begann.

Gnadenbrot für die Lieblinge

Zum Züchten gehört es, aufmerksam zu sein: «Ein Züchter ist mindestens zweimal am Tag bei seinen Tieren. Und wir merken sofort, wenn es einem nicht gut geht», so Rubin. Sobald ein Tier nicht sofort auf das Futter reagiere, sei etwas nicht in Ordnung. Vor allem wenn die Tiere ihre Felle wechseln und sich ständig lecken, komme es häufig zu Verdauungsproblemen. Züchter Rubin sorgt deshalb vor: Er trocknet Petersilie, Brennnesseln, Himbeeren und Brombeeren. Diese Hausmittel regen kranke Kaninchenmägen wieder an.

Nicht alle, aber einige von Rubins Tieren haben Namen, wie etwa der dreijährige Zuchtrammler Anton. «Solche Tiere werden dann jeweils auch nicht geschlachtet», sagt Züchterkollege Bärtschi, «die erhalten vielmehr das Gnadenbrot.» Allerdings sei es auch bei einem alten Kaninchen irgendwann an der Zeit, es von seinen Altersbeschwerden zu erlösen. Als Sonntagsbraten enden diese aber nicht.

Viele der gezüchteten Kaninchen können an den Ausstellungen an Zuchtkollegen verkauft werden. Aus den Tieren, die geschlachtet werden, gibt es zum Beispiel Bratwurst oder Hamburger. Das Fleisch verkauft Rubin auch – und nimmt damit etwas Geld ein, um sein Hobby zu betreiben. Wie viel er für Ställe, Futter und Pflege ausgibt, kann er nicht beziffern. Für ihn steht die Freude an den Kaninchen im Zentrum.


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Erstellt: 14.01.2011
Geändert: 14.01.2011
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