Utzigen - "Ein Windpark hier? Bitte nicht!"
In der Nähe des Bantigers soll ein Windpark mit mehreren Turbinen entstehen. Während die einen Bauern ihr Land gerne zur Verfügung stellen, sind die andern vom Projekt gar nicht begeistert.
Andreas Flückiger schreitet durch den Schnee. Als er zuoberst auf dem Kunzberg ist, bleibt er stehen und blickt hinüber zum Bantiger. Der berühmte weiss-rote Sendemast dort ist knapp 190 Meter hoch. "Die Windturbinen hier würden ähnlich hoch", sagt er. Und fügt mit Nachdruck an: "Stellen Sie sich das einmal vor!"
Andreas und Sandra Flückiger bewirtschaften oberhalb von Utzigen einen 23 Hektaren grossen Bauern-betrieb. Ein paar Gehminuten vom Hof entfernt, auf dem Kunzberg, bietet sich ein wunderbarer Rundumblick – gegen Osten auf die Emmentaler Hügel, gegen Westen auf die Agglomeration Bern und den Gurten. "Wir haben ein intaktes Naherholungsgebiet", sagt Flückiger. Es gebe weder Schleichwege noch andere laute Attraktionen. Menschen und Tiere, unter anderem die Vögel, hätten hier noch ihre Ruhe.
10'000 Franken pro Jahr
Diese Ruhe, so befürchten Flückigers, könnte bald gestört werden. Im Auftrag der Gemeinde Vechigen klärt die Considerate AG ab, ob sich hier ein Windpark mit mehreren Turbinen realisieren liesse. Ins Auge fasst die Firma das in einem Richtplan ausgesonderte Gebiet: die Dieboldshusenegg sowie angrenzende Hügelzüge. Zuerst waren Flückigers gegenüber dem Projekt positiv gestimmt.
Als sie dann aber eine Absichtserklärung für weitere Abklärungen unterschreiben sollten, wurden sie skeptisch. "Bis dahin gingen wir von einem kleinen Windpark aus", sagt Sandra Flückiger. Doch im vorgelegten Papier war von rund sechs Windturbinen die Rede. "Das dünkt uns zu viel." So lehnten Flückigers die Absichtserklärung ab, obwohl sie als Landbesitzer eine jährliche Entschädigung von 10'000 Franken in Aussicht gehabt hätten.
"Wir wollen keine Verhinderer sein": Diesen Satz sagen Sandra und Andreas Flückiger mehr als einmal. Sie würden erneuerbare Energien befürworten, aber: "Hier ist der Nutzen von Windturbinen zu gering, um ein Naherholungsgebiet zu zerstören." Das Ehepaar Flückiger stützt sich dabei auf eine Einschätzung der BKW, die das Projekt in der Gemeinde Vechigen nach mehrjährigen Abklärungen aufgab.
"Nicht um jeden Preis"
Nach dem Ausstieg der BKW fand sich mit der Considerate AG ein anderer interessierter Partner. Die Könizer Firma, hinter der mehrere Schweizer Energieversorger stehen, trifft nun genauere Abklärungen. Zu diesem Zweck soll im Gebiet Mänziwilegg ein Messmast aufgestellt und gut ein Jahr betrieben werden. Der Gemeinderat stehe geschlossen hinter diesen Messungen, sagt Gemeindepräsident Walter Schilt (SVP). Man wolle den Windpark aber nicht um jeden Preis durchdrücken.
Am Montag organisieren die Verantwortlichen der Gemeinde und der Considerate AG nun einen Infoabend. Flückigers hätten sich diesen Informationsabend schon viel früher gewünscht. "Die Leute sollten von Anfang an wissen, was geht, und breit darüber diskutieren können", sagt Andreas Flückiger. Er ist überzeugt: Es gäbe effizientere Energiealternativen, Sonnenenergie zum Beispiel. "Warum versuchen wir nicht, auf möglichst vielen Dächern Fotovoltaikanlagen zu realisieren?"
Walter Schilt gibt derweil zu bedenken, dass mehrere Bauern ihr Einverständnis für weitere Abklärungen und Messungen gegeben haben. Ein Bauer, der ursprünglich nicht angefragt worden sei, habe sogar von sich aus Land angeboten. Der Gemeindepräsident findet deshalb: "Eine Chance hat das Windenergieprojekt alleweil verdient."
[i] Infoabend Windenergie: Montag, 14. März, 19.30 Uhr, Saalprovisorium Oberstufe Boll.