Utzigen - Der geheime Bunker hat ausgedient
Er galt als eines der bestgehüteten Geheimnisse des Kantons Bern: der Regierungsratsbunker in Utzigen. Im Kalten Krieg hätte er der Regierung Schutz bieten sollen. Kürzlich bestanden Pläne, hier sogar Asylsuchende unterzubringen.
Christian Liechti / Berner Zeitung BZ
Die Zeit ist nicht stillgestanden, die Zeiger der Uhren in den Gängen und den Sitzungszimmern drehen noch immer Stunde für Stunde ihre Runden. Irgendwer muss hier die Batterien der Uhren ausgewechselt haben, auch wenn Zeit unter einer tonnenschweren Betondecke tief unter der Erdoberfläche keine Rolle mehr spielt. Ob oben Tag oder Nacht ist, kriegt man im Bunker nicht mehr mit. Die Anlage unter der Scheune hinter dem Wohn- und Pflegeheim Utzigen ist ein Relikt aus dem Kalten Krieg und hat längst ausgedient. 1985 fertiggestellt, gehörte der Regierungsratsbunker jahrelang zu einem der bestgehüteten Geheimnisse im Kanton. Selbst wer in Utzigen wohnte, wusste nicht, dass im Kriegsfall die Kantonsregierung hier Schutz suchen würde. Zusammen mit dem Führungsstab, Angehörigen von Armee und Polizei hätten sich die sieben Regierungsräte hier verschanzt.
Scheune als Tarnung
Die Anlage ist gut getarnt. Die Metalltüre hinab in den Untergrund liegt versteckt hinter Traktoren, Anhängern, Heuwendern, Erntemaschinen und allerlei Krimskrams im Innern der Scheune. Ein Mitarbeiter des kantonalen Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär steckt an diesem Morgen die Schlüssel in schwere Schlösser, Metall- und Betontüren. Sein Name darf nicht genannt, sein Gesicht nicht in der Zeitung gezeigt werden. Erstmals ist es möglich, den Regierungsratsbunker zu fotografieren.
Eine steile Treppe führt in die Tiefe zu Vorschleuse, Schleuse und Reinigung. Wer in den Bunker will, muss jede dieser Schleusen passieren. Der Stuhl in der Empfangsloge ist leer. Dahinter erstreckt sich die Anlage über zwei Etagen. Sie zählt rund 50 Räume und bietet 200 Personen Schutz.
Ein Labyrinth
Die Schlafräume mit Kajütenbetten, die Toiletten, Duschen, die Mannschaftsküche und das Esszimmer befinden sich auf der ersten Etage. Einen Stock tiefer sind die Büros der verschiedenen Führungseinheiten, Schlafräume für Kader und das Sitzungszimmer des Regierungsrats und seines Stabs angeordnet. Ein Labyrinth aus Gängen und verwinkelten Ecken erschwert einen Überblick. Die Wände im militärischen Bereich sind grün gestrichen, jene im zivilen hellgrün-bräunlich. Auch wenn es sich um die Schutzanlage des Regierungsrats handelt – dicke Teppiche oder edle Bäder sucht man vergebens.
Einst streng geheim
Bis im letzten Oktober war der Regierungsratsbunker als «streng geheim» klassifiziert. Wer zu viele Details über die Anlage ausplauderte, musste damit rechnen, vor den Richter gezerrt zu werden.
Die Erstellungskosten in den 1980er-Jahren haben 8 Millionen Franken betragen. Der Bund beteiligte sich mit 3,5 Millionen Franken an den Baukosten. Die Kredite wurden am Kantonsparlament vorbeigeschleust und unter dem Posten «Zentralstelle für Katastrophenhilfe» abgebucht. Die Geheimhaltungspflicht legitimierte dieses Vorgehen.
Als Medien im Oktober 2003 zum ersten Mal über den Regierungsratsbunker unter der Scheune schrieben, wusste nicht einmal Finanzdirektor Urs Gasche von dessen Existenz. Er hatte keine Ahnung, dass aus der Kantonskasse jährlich Unterhaltsbeiträge in den Geheimbunker flossen.
Lichterlöschen
Der Unterhalt wurde in den letzten Jahren auf ein Minimum zurückgefahren, viele technische Anlagen bereits demontiert. Für den Ernstfall wurde der Betrieb der Anlage nie hochgefahren – höchstens, um für Krisen zu üben. Ausser dem Anlagewart hält sich kaum mehr jemand im Regierungsratsbunker auf. Und weil die Lichter meist ausgeschaltet sind, sieht auch niemand, dass die Uhren hier eine halbe Stunde nachgehen.
Scheune als Tarnung
Die Anlage ist gut getarnt. Die Metalltüre hinab in den Untergrund liegt versteckt hinter Traktoren, Anhängern, Heuwendern, Erntemaschinen und allerlei Krimskrams im Innern der Scheune. Ein Mitarbeiter des kantonalen Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär steckt an diesem Morgen die Schlüssel in schwere Schlösser, Metall- und Betontüren. Sein Name darf nicht genannt, sein Gesicht nicht in der Zeitung gezeigt werden. Erstmals ist es möglich, den Regierungsratsbunker zu fotografieren.
Eine steile Treppe führt in die Tiefe zu Vorschleuse, Schleuse und Reinigung. Wer in den Bunker will, muss jede dieser Schleusen passieren. Der Stuhl in der Empfangsloge ist leer. Dahinter erstreckt sich die Anlage über zwei Etagen. Sie zählt rund 50 Räume und bietet 200 Personen Schutz.
Ein Labyrinth
Die Schlafräume mit Kajütenbetten, die Toiletten, Duschen, die Mannschaftsküche und das Esszimmer befinden sich auf der ersten Etage. Einen Stock tiefer sind die Büros der verschiedenen Führungseinheiten, Schlafräume für Kader und das Sitzungszimmer des Regierungsrats und seines Stabs angeordnet. Ein Labyrinth aus Gängen und verwinkelten Ecken erschwert einen Überblick. Die Wände im militärischen Bereich sind grün gestrichen, jene im zivilen hellgrün-bräunlich. Auch wenn es sich um die Schutzanlage des Regierungsrats handelt – dicke Teppiche oder edle Bäder sucht man vergebens.
Einst streng geheim
Bis im letzten Oktober war der Regierungsratsbunker als «streng geheim» klassifiziert. Wer zu viele Details über die Anlage ausplauderte, musste damit rechnen, vor den Richter gezerrt zu werden.
Die Erstellungskosten in den 1980er-Jahren haben 8 Millionen Franken betragen. Der Bund beteiligte sich mit 3,5 Millionen Franken an den Baukosten. Die Kredite wurden am Kantonsparlament vorbeigeschleust und unter dem Posten «Zentralstelle für Katastrophenhilfe» abgebucht. Die Geheimhaltungspflicht legitimierte dieses Vorgehen.
Als Medien im Oktober 2003 zum ersten Mal über den Regierungsratsbunker unter der Scheune schrieben, wusste nicht einmal Finanzdirektor Urs Gasche von dessen Existenz. Er hatte keine Ahnung, dass aus der Kantonskasse jährlich Unterhaltsbeiträge in den Geheimbunker flossen.
Lichterlöschen
Der Unterhalt wurde in den letzten Jahren auf ein Minimum zurückgefahren, viele technische Anlagen bereits demontiert. Für den Ernstfall wurde der Betrieb der Anlage nie hochgefahren – höchstens, um für Krisen zu üben. Ausser dem Anlagewart hält sich kaum mehr jemand im Regierungsratsbunker auf. Und weil die Lichter meist ausgeschaltet sind, sieht auch niemand, dass die Uhren hier eine halbe Stunde nachgehen.