Urnenabstimmung in Wichtrach: Stromnetz soll an BKW gehen
In Wichtrach wird am Sonntag über den Verkauf des gemeindeeigenen Stromnetzes an die BKW abgestimmt. Der Verkauf würde 2,3 Millionen Franken in die Gemeindekasse spülen.
Der Gemeinderat von Wichtrach möchte das eigene Strom-Verteilnetz, mit dem Niederwichtrach versorgt wird, an die BKW Energie AG verkaufen. Schon länger im Besitz der BKW ist das Netz von Oberwichtrach.
Bei der Fusion der beiden Dorfteile 2004 stand ein Verkauf des Niederwichtracher Netzes bereits zur Debatte. Das damalige Kaufangebot der BKW habe die Erwartungen aber nicht erfüllt, schreibt der Gemeinderat in der Botschaft zur Urnenabstimmung von kommendem Sonntag. Man blieb deshalb dabei, die Einwohner der fusionierten Gemeinde durch zwei verschiedene Netzbetreiber und zu unterschiedlichen Bedingungen zu versorgen.
"Kein Gewinn mehr möglich"
Zwölf Jahre nach der Gemeindefusion soll nun aber auch diese Aufteilung fallen und die Stromnetze zusammengelegt werden. Zwei Umstände haben sich seither laut Gemeindepräsident Hansrudolf Blatti (FDP) geändert. Einerseits habe sich mit der Liberalisierung und Privatisierung der Strommarkt verändert. „Mit dem Ein- und Verkauf von Strom ist kein Gewinn mehr möglich und um ein modernes Dienstleistungsunternehmen zu werden, sind wir zu klein.“ Der Administrationsaufwand und die technischen Anforderungen würden zudem in Zukunft noch zunehmen.
Der zweite: Das Angebot der BKW sei gut. 2,3 Millionen Franken für die Anlagen, deren effektiver Zeitwert gemäss Anlagebuchhaltung der Gemeinde nur 1,7 Millionen beträgt. „Das ist der richtige Augenblick, diesen Schritt zu machen“, ist Blatti überzeugt. Mit dem Geld könne die Gemeinde ihre Schulden reduzieren, auch im Hinblick auf die Kosten, die der geplante Schulhausneubau in den kommenden Jahren bringen werde.
Alternativen wie die teilweise oder vollständige Verpachtung des Stromnetzes habe man auch geprüft. Dabei bliebe aber ein Teil des Aufwands und der Kosten für Erneuerungen bei der Gemeinde. „Wenn schon, dann richtig“, sagt Blatti. Tut es denn kein bisschen weh, sich als Gemeindepräsident von der gemeindeeigenen Infrastruktur zu trennen? "Das darf man nicht emotional betrachten", so seine Antwort.
So scheint es auch der Rest der Gemeinde zu sehen. Offene Opposition gibt es im Dorf keine gegen den Verkauf. „Die Parteien finden es vernünftig“, sagt Blatti.