Unihockey Tigers: Vorbereiter und Vollstrecker

Die Unihockey Tigers befinden sich im Hoch – auch dank den Schweden Johan und Anton Samuelsson. In ihrer zweiten Saison können die beiden ihre Wirkung noch stärker entfalten.

Lukas Siegfried, Berner Zeitung BZ

Als das Schlussdrittel beginnt, steigt Anton Samuelsson aufs Velo. Nicht dass sich der Schwede frühzeitig aus dem Staub machen würde, es handelt sich um einen Hometrainer, der in der Espace-Arena in Biglen steht. Michal Rybka, der Trainer der Unihockey Tigers, schont seinen Flügelspieler im Spiel gegen Kloten-Bülach in den letzten 20 Minuten – den Luxus kann er sich problemlos leisten. Einerseits weil die Partie zur zweiten Pause längst entschieden ist. Andererseits weil die Emmentaler in dieser Saison genügend breit aufgestellt sind, um die Absenz eines regelmässigen Skorers auszumerzen.

Der verlängerte Arm

In jüngerer Vergangenheit hatten die Tigers nicht mehr ganz zur nationalen Spitze gehört, in der Qualifikation belegten sie zuletzt die Ränge sechs, fünf und sieben. Anders als einige Konkurrenten in der NLA hat das Team unter Rybka einen grossen Schritt vorwärts gemacht. Nach dem überzeugenden 14:1 gegen Kloten-Bülach belegen die Langnauer neu den zweiten Rang. Dank der Entwicklung vieler Eigengewächse, geschickter Transferpolitik – und dem Einfluss der Samuelsson-Brüder.

Johan, der Weltklassespieler und Captain der schwedischen Nationalmannschaft, ist Leader und verlängerter Arm von Trainer Rybka. «Es ist sehr angenehm, mit Johan zu arbeiten», sagt der Tscheche. «Mich beeindruckt seine Kritikfähigkeit. Wir besprechen alles zusammen.» Der Zweiwegcenter ist ein Dauerläufer und Ballverteiler, der das Spiel lenkt und die Mitspieler besser macht. Und fällt deswegen häufiger als Vorbereiter denn als Vollstrecker auf: 6 Toren stehen 16 Assists gegenüber. Anders Johans älterer Bruder: Der Abschluss gehört zu Antons Stärken, in neun Spielen hat er 13-mal getroffen. Der 30-Jährige ist ein ruhigerer Zeitgenosse als Johan. Was mit dem Bekanntheitsgrad, vielleicht aber auch mit seiner Verletzungshistorie zusammenhängt.

Tigers-Sportchef Marc Dysli verpflichtete die Brüder im Frühling 2016. Während der international umworbene Johan bald Akzente setzte, plagten Anton mehrere kleinere Blessuren. «Ich musste mich ans Spieltempo, an die anderen Belastungen gewöhnen», sagt er. In Schweden ist es unüblich, an einem Wochenende zwei Spiele zu bestreiten. Heute investiert Anton mehr in Prävention und Regeneration.

Den Schweden gefällt es im Emmental ausgezeichnet, sie mögen die Ruhe – wobei inzwischen beide in Bern-Bümpliz zu Hause sind. In einem 60 Prozent-Pensum arbeiten sie seit ihrer Ankunft als Lageristen bei einer Rüstungsfirma. Daneben steht das Erlernen der Sprache im Vordergrund, noch überwiegt die Scheu, noch fällt die Verständigung auf Englisch leichter. Johan war in Schweden als Lehrer tätig, auch hier möchte er Englisch und Sport unterrichten. Einzelne Lektionen hat er im Rahmen einer Stellvertretung bereits hinter sich. Aber: «Über diese Saison hinaus haben wir noch nicht geplant», erläutert Anton.

Gefestigtes Kollektiv

In den nächsten Wochen gilt der Fokus dem Erfolg mit den Unihockey Tigers. Bei seiner Ankunft hatte Johan Samuelsson gesagt: «Wenn in einem Jahr jeder Spieler noch da ist, können wir sehr viel erreichen.» Tatsächlich hatten die Emmentaler im Sommer nur wenige Abgänge zu verzeichnen, das Team wirkt gefestigt. «Die Linien sind gut eingespielt», bestätigt Rybka. Noch habe er aber nicht für jede Formation die ideale Besetzung gefunden.

Um den Kantersieg gegen den Tabellenvorletzten zu feiern, kehrt Anton Samuelsson zurück zu seinen Mannschaftskollegen; er ist nur minim angeschlagen. Die beiden Skandinavier sind Teamplayer, stellen gerne das Kollektiv in den Vordergrund. Zum Abschluss des Gesprächs fragt Johan: «Könnt ihr nicht ein Mannschaftsfoto in der Zeitung drucken?»


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Erstellt: 28.11.2017
Geändert: 28.11.2017
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