Unihockey Tigers - Spielgestalter mit Torriecher
Die Unihockey Tigers haben die Tabellenspitze dank Siegen in Chur und über den Lokalrivalen Grünenmatt souverän verteidigt. Einer der Hauptgründe des Emmentaler Höhenflugs ist der Schwede Christian Kjellman.
«Früher», sinnierte Christoph Ruof, der langjährige Malanser Flügelstürmer, «reichte eine Kleinigkeit, um die Tigers aus dem Konzept zu bringen. Ein Check, ein Spruch oder ein Tor, und es kam zur Wende. Heute», ergänzte er bei der Betrachtung des Gastspiels in Chur, «lassen sie sich nicht mehr aus der Ruhe bringen.» 9:2 obsiegten die Langnauer am Samstag über das Team des langjährigen Wiler-Ersigen-Trainers Thomas Berger, im Stil eines abgebrühten Champions.
Ein ähnliches Bild bot sich den Zuschauern beim sonntäglichen 6:3-Heimsieg über den Nachbarn Grünenmatt. Jedes Mal, wenn die Mätteler etwas besser ins Spiel kamen, ihrerseits Chancen kreierten, antworteten die Gastgeber mit einem Treffer. Der Derbysieg war der elfte Vollerfolg in Serie, die Tabellenführung ist die logische Konsequenz. Wobei dies nicht hatte erwartet werden dürfen. Nach den Abgängen der Eckpfeiler Marc Dysli (neu Sportchef) und Markus Gerber (zu Wiler-Ersigen) wurde den Tigers ein Platz im vorderen Mittelfeld zugetraut – viel mehr nicht. Die Gründe des Höhenflugs sind vielfältig, einer heisst Christian Kjellman. Der bald 28-jährige Center spielt seit dieser Saison bei den Emmentalern. «Wir sind sehr zufrieden mit ihm», lobt Trainer Markus Schneider. «Ohne ihn wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.»
Nur auf dem Feld ein Leader
Christian Kjellman (ausgesprochen «Schjällman») ist kein Mann der lauten Worte. Das hat auch Trainer Schneider rasch herausgefunden. «Er ist ein Leader auf dem Feld, aber nicht daneben.» Kjellman lässt lieber Taten sprechen – oder den schwedischen Landsmann Jens Frejd, welcher ihm mit Rat und Tat zur Seite steht und bei Interviews in breitestem Berndeutsch die Antworten übersetzt. «Mir gefällt es hier ausgezeichnet», lässt Kjellman verlauten. Dank eines Deutschkurses soll die Sprachbarriere möglichst bald fallen.
Auf dem Feld verwandelt sich der scheue Schwede in einen mit allen Wassern gewaschenen Regisseur. Während rund um ihn das Spiel tobt, behält Kjellman Ruhe und Übersicht, leitet mit präzisen Pässen die Angriffe ein – ein Mann im Auge des Hurrikans, liesse sich bildhaft festhalten. Neben ihm hat Marc-Oliver Gerber wieder zum Skoren gefunden, und Frejd erhält die Zeit für seine Zorro-Tricks. Mit 9 Toren und 15 Assists ist Kjellman derzeit auch der beste Langnauer Skorer. Den Weg ins Emmental fand Kjellman dank Tigers-Assistenztrainer Fabian Arvidsson, beide stammen aus dem mittelschwedischen Örebro. Die letzten drei Saisons spielte Kjellman für den Spitzenklub Warberg, zweimal stand er im Playoff-Final. «Mein Vertrag lief aus, und Arvidsson fragte mich, ob ich Lust hätte, in die Schweiz zu kommen», sagt Kjellman, die Hintergründe des Transfers beleuchtend.
Die Unterschiede zwischen der Nationalliga A und der schwedischen Superliga seien gross, meint Kjellman, «aber 600 Zuschauer in Biglen können lauter sein als 2000 in Warberg». In der südschwedischen Kleinstadt (26 000 Einwohner) sei Unihockey Tagesgespräch – «nach einer Niederlage getraust du dich fast nicht auf die Strasse, darum sind alle Spieler sehr fokussiert».
Die neue «Freiheit» und der Zusammenhalt im Emmental behagen dem Schweden. «Wenn alles klappt, kann ich mir auch eine zweite Saison hier vorstellen», sagt Kjellman. Die Tigers würde es freuen. Der letzte spielerisch starke Center aus Warberg, welcher das Tigers-Dress trug, war Jim Canerstam. Mit dem heutigen Warberg-Trainer erreichten die Langnauer 2007 den Playoff-Final.