Unihockey NLA - Trainer Schönbeck trotz Enttäuschung zum Schluss zufrieden mit Saisonverlauf

"Es ist eigentlich schizophren. Nach der Niederlage im letzten Spiel gegen Malans war ich sehr, sehr enttäuscht, dass wir die Playoffqualifikation so knapp verpasst hatten. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Spielzeit 2003/04

Daniel Hostettler
"Für mich war die Ausgangssituation auf meinen Amtsantritt bei Zäzi-Gou eigentlich hin relativ einfach. Die Mannschaft leckte noch die Wunden der verpatzten Vorsaison, als sie in der Abstiegspoule gegen die Relegation kämpfen musste; es konnte also nur besser werden. Zudem wurde erstmals in der Vereinsgeschichte ein schwedischer Trainer verpflichtet, was sich sicher positiv auf die Motivation der Spieler auswirkte, weil Jeder praktisch bei Null beginnen konnte. Ich konnte keinem der Mannschaftsmitglieder gegenüber vorbelastet sein. Jeder hatte die gleichen Chancen, sich seinen Platz im Team zu erkämpfen."

Auf die Frage, in welchem Zustand er die Mannschaft vorgefunden habe und welche Saisonziele daraus resultierten, meint Schönbeck, er habe von Beginn weg gesehen, dass in diesem sehr jungen Team äusserst viel Potenzial steckte, das nur noch abgerufen werden müsse. Als Hauptschwachpunkte habe er aber auch gleich das fehlende Passspiel sowie das äusserst verbesserungswürdige Spielverständnis feststellen müssen. "Es wurde viel zu viel mit dem Ball gelaufen. Direktpass und -schuss sah ich eigentlich nicht. Dabei ist es gerade das, womit man den Gegner überraschen kann. Dies war eben auch die direkte Folge des nicht gerade überragenden Spielverständnisses. Wenn ein Spieler das Spiel nicht 'lesen' kann, ist er natürlich auch nicht in der Lage, einen direkten, schnellen Pass als Bestmöglichkeit zu erkennen und zu schiessen." In dieser Hinsicht setzte er dann vor allem auch auf seinen Landsmann Johan Karlberg, der das Unihockey-ABC in Schweden erlernt und es bereits während einer Saison bei uh zäziwil-gauchern anzuwenden versucht hatte.

"Einen weiteren grossen Unterschied zu Schweden musste ich bezüglich Kommunikation feststellen. In meiner Heimat herrscht seit eh das Prinzip der 'gegenseitigen Kommunikation'. Die Trainer sind auf Ideen und sonstige Inputs der Spieler angewiesen, sei es im Training oder im Spiel. Es kann ja nicht sein, dass eine Mannschaft fast in diktatorischer Weise geführt wird und nur der Trainer etwas sagen darf. So lange es sich um konstruktive Kritik und aufbauende Vorstellungsäusserungen handelt, kann, ja muss jeder Spieler seinen Teil dazu beitragen! Entscheiden tut aber dann doch der Trainer."

Die Summe all dieser Erkenntnisse und Feststellungen ergab für Schönbeck als Saisonziel "... eine gesicherte Top-Six-Klassierung mit intakten Chancen auf eine Playoffqualifikation." Im Nachhinein kann man sagen, dass genau diese Ziele erreicht worden sind. Die Qualifikation für die Finalpoule wurde bereits im zweitletzten Spiel mit dem heroischen Sieg gegen den HC Rychenberg-Winterthur gesichert. Die Hoffnungen auf eine Playoffqualifikation wurden im allerletzten Spiel erst rund 2 Minuten vor Spielende geknickt, als Alligator den 2. Treffer zum nachmaligen 2:1 Sieg erzielen konnte. "Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass wir die Playoffs nicht erst in diesem Spiel verpasst haben. Wir hatten vorher genügend Chancen, uns für die Runde der letzten Vier zu qualifizieren. Leider vergaben wir aber alle Matchbälle. Über alles gesehen hatten wir viel zu viele Unentschieden nach 60 Minuten, was uns immer wieder den einen oder anderen Punkt kostete."

Gefragt nach Highlights erwähnte Schönbeck u.a. beide Spiele der Regular Season gegen den HC Rychenberg-Winterthur. "Im Auswärtsspiel machten wir in den letzten Minuten einen 5:3 Rückstand wett, weil meine Spieler das vorher explizit geübte 6 gegen 5 Spiel nach der Herausnahme des Torhüters wirklich optimal in Praxis umsetzten. Im Rückspiel zu Hause zeigte die gesamte Mannschaft eine nie erwartete Reaktion auf die eine Woche zuvor gegen Torpedo Chur erlittene Schlappe. Plötzlich standen wir mit dem Rücken zur Wand, weil im abschliessenden Auswärtsspiel gegen Wiler nicht unbedingt auf Punkte gehofft werden durfte. Die Jungs gingen gegen den eigentlichen Favoriten aus Winterthur äusserst konzentriert zur Sache, machten absolut keine Fehler und konnten so in einem sehr guten Spiel die rettenden 3 Punkte ins Trockene bringen." Nach kurzer Überlegungspause kommt dann noch ein weiterer Höhepunkt: "In allen 18 Spielen der Regular Season haben wir kein einziges Spiel zwischen der 50. und 60. Minute verloren. Dies zeigt deutlich, dass die Spieler in physischer, aber auch psychischer Hinsicht voll da waren."

Auf den Saisontiefpunkt, die bereits erwähnte Schlappe gegen Torpedo Chur, wird hier gar nicht mehr weiter eingegangen.

Angesprochen auf Mannschaftsteile oder Einzelspieler, die einer speziellen Erwähnung würdig sind, sprudelt es nur so aus Schönbeck raus: "Grundsätzlich darf ich jeden Spieler positiv erwähnen! Ohne das sich völlig in den Dienst der Mannschaft stellen jedes Akteurs wäre dieser Saisonverlauf schon gar nicht möglich gewesen. Auch wenn es gegenüber der anderen Spieler vielleicht nicht ganz fair ist, möchte ich einige Namen speziell erwähnen. Einer davon ist sicher Torhüter Streit. Dan hat mit seinen Interventionen und seinem Einsatz sehr viele Punkte für uns gewonnen. Ihm steht noch eine grosse Zukunft bevor! Ebenfalls äusserst erwähnenswert ist die Entwicklung von Johan Karlberg. Er war vor einem Jahr ins Emmental gekommen, und männiglich erwartete Wunderdinge, sprich Tore und Assists in rauhen Mengen, von ihm. Karlberg ist aber ein typischer Teamplayer, der das Spiel lesen kann und machen muss. In gleichem Zusammenhang darf ich gleich noch den Namen Stefan Lüthi erwähnen. Was das Duo Karlberg - Lüthi während der ganzen Saison bot, war Unihockey erster Güte. Aber auch neben dem Spielfeld sind die zwei Spieler Gold wert. Sie sind richtige Führungspersönlichkeiten, die diese Funktion und die damit verbundene Arbeit in lobenswerter Weise wahrnehmen und ausüben. Dann darf ich ganz sicher noch Markus Gerber erwähnen. Die Wandlung, die Kusli innerhalb kurzer Zeit vollzogen hat, hat mir sehr viel Freude bereitet. Das Engagement, der Kampfwille aber auch die grosse Disziplin haben ihn zu einem Spieler werden lassen, den jeder Trainer gerne in seinem Team hätte. Zusammen mit Stefan Held, dem ich ebenfalls eine grosse Zukunft prognostiziere, werden wir ein Abwehrduo allererster Klasse haben." Am Schluss dieses Themas hatte Schönbeck von A (Aeschbacher) - Z (Zoss) praktisch alle Namen aufgezählt, die ihm im Verlauf der abgelaufenen Saison positiv aufgefallen waren. Deshalb lassen wir als Hauptpositivpunkt einfach "das Team" stehen.

Auch auf die Frage, wie er die Zukunft sehe, gibt sich Schönbeck sehr zuversichtlich: "Klar haben wir zum Teil schwer gewichtige Abgänge zu verzeichnen, die ich grösstenteils ausserordentlich bedaure. Aber zusammen mit den Zuzügen und den Vertragsverlängerungen werden wir auch in der nächsten Saison über eine äusserst durchschlagskräftige Truppe verfügen. Mit den Schweden Karlberg und Kronholm sowie dem Tschechen Trnavsky verfügen wir über drei sehr gute Ausländer. In der Schweiz wird aber das Augenmerk viel zu stark auf die Ausländer gerichtet. Es hat in jeder Mannschaft so viele gute Schweizerspieler, deren Potenzial oft nur abgerufen werden müsste, die sich aber viel zu oft hinter den Fremdverstärkungen verstecken. Ein grosses Ziel für die kommende Saison wird sein, das Können meiner Schweizer vermehrt 'herauszukitzeln', damit wir gesamthaft ein starkes Team und nicht nur eine Truppe starker Einzelspieler sein werden. Die so genannten und zum Teil selbst ernannten 'Kenner der Szene' sehen zwar Wiler, Rychenberg und GC mit ihren nicht unwesentlichen Zuzügen sowie Chur Unihockey mit der Ballung der Stärke aus zwei Vereinen als der Konkurrenz enteilt an. Das haben die aber auch schon vor Beginn der allmählich zu Ende gehenden Saison so gesehen und uns höchstens ein Mauerblümchendasein in den hinteren Tabellenregionen zugetraut. Das Resultat hat ja dann am Schluss ein bisschen anders ausgesehen..."

www.zaeziwil-gauchern.ch

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Erstellt: 23.03.2004
Geändert: 23.03.2004
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