Unihockey 1. Liga - Die Löwen gewinnen den ersten Final-Krimi in der Overtime
Nach den beiden erfolgreichen Playoffserien gegen die Waldenburg Eagles und die Bern Capitals wurde am Samstag die 1. Liga Playoff-Finalserie zwischen den Lions Konolfingen und dem UHC Lok Reinach lanciert. Das spektakuläre Spiel mit insgesamt 19 erzielten Toren wurde erst in der Verlängerung entschieden, wobei die Löwen zum Schluss die Nase knapp vorne hatten. Sie gewinnen mit 10:9 nach Verlängerung.
Um 19:30 Uhr wurde vor einem lautstarken und sensationellen Publikum in Konolfingen die erste Playoff-Final Partie zwischen den Lions Konolfingen und UHC Lok Reinach angepfiffen. Die ersten Minuten dieser Affiche zeigten sogleich auf, um was es in diesem Spiel für beide Mannschaften ging – man musste sich förmlich jeden freien Meter erkämpfen. So waren bereits von Beginn an das Schiedsrichterduo Jung/Petros gefordert und standen hin und wieder im Fokus des Geschehens. Eine sinnbildliche Schlussfolgerung dieser Startphase war die erste 2 Minutenstrafe gegen die Gäste, welche bereits in der 10. Spielminute gepfiffen wurde. Diese blieb mit nur wenigen Torchancen für die Konolfinger ungenutzt. Alles in allem betrachtet, gelang den Reinachern die bessere Startphase. So kam in der 13. Spielminute auch der Führungstreffer wenig überraschend. Dabei führte eine gradlinige Auslösung, kombiniert mit einer etwas glücklichen Schussabgabe, zur 0:1-Führung. Ab da plätscherte das Spiel etwas vor sich hin, bis 4 Sekunden vor Ende des ersten Drittels die Gäste ein Tor mit Seltenheitswert erzielen konnten. Dabei wurde aus der Reinacher Spielhälfte ein hoher, schussharter Pass in Richtung des Tores von Hofmann abgegeben, welcher anschliessend durch Keusch unhaltbar durch einen Volleyabschluss ins Tor befördert wurde. Mit der verdienten 2:0-Führung gingen die beiden Mannschaften zum Pausentee in ihre Katakomben.
Analog zum ersten Drittel war es erneut Lok Reinach, welche das Score im zweiten Drittel zu ihren Gunsten zuerst erhöhen konnten. So war es Sommerhalder, welcher in der 23. Spielminute den Ball platziert in die Maschen des Konolfinger Tor setzte. Der Anblick war etwas ungewohnt, als die Löwen aus dem Emmental auch nach etwas mehr als 20 Spielminuten noch ohne Tor dastanden. Doch das erhoffte Lebenszeichen der Konolfinger Offensive liess das stimmungsgeladene Publikum in der 25. Spielminute erstmals jubeln. Wenig überraschend war es das eingespielte Duo Glauser/Gäggeler, welches eine wunderbare Kombination erfolgreich vollenden konnten. Zwischenzeitlich wurden zwei weitere Spieler von Lok Reinach für jeweils zwei Minuten in die Kühlbox geschickt, jedoch ohne negative Konsequenzen für die Aargauer. Erst im vierten Anlauf der Konolfinger gelang in der 28. Minute in Person von Tanner der hart erarbeitete Überzahltreffer. Erwähnenswert bei diesem Tor ist die wunderbare Vorlage durch Gäggeler, welche Tanner perfekt in Szene setzte. Doch die Reinacher Antwort fiel prompt und deutlich aus. Nur gerade 11 Sekunden nach dem Anschlusstreffer fiel das 2:4 aus der Sicht der Löwen. Um ehrlich zu sein, schien Lok Reinach zum damaligem Zeitpunkt einfach gnadenlos. Denn nur gerade 22 Sekunden nach der ersten Reaktion legten sie mit dem 2:5-Treffer erneut nach. Bereits ein erstes Mal in dieser Partie standen die Lions aus Konolfingen vor dem Scheideweg. Eine Reaktion schien dringend erforderlich, da das Momentum nun eindeutig auf Seiten der Gäste zu sein schien. Glücklicherweise gelang es den Löwen, sich wieder etwas zu fangen. Sinnbildlich war eine bildhübsche Szene aus der 33 Spielminute. Es war Dolder, welcher den zahlreichen Junior*innen in der SLM-Arena mit einem sogenannten «Weltsschuss» eine kostengünstige Lehrstunde zum Thema Schusstechnik erteilte und das 3:5 erzielte. Die Szene geschah in einer Freistosssituation, wo Dolder die Gegenspieler quasi von der Mittellinie aus durch einen präzisen und vor allem harten Drehschuss überraschte. Ab diesem Zeitpunkt schienen erstmals die Berner die Oberhand in der Partie zu übernehmen. Nicht unlogisch war deshalb der 4:5-Anschlusstreffer, welcher in der 38 Spielminute erneut durch das Duo Gäggeler/Glauser fiel. Doch die Reinacher machten den Konolfingern und allen Zuschauer*innen in der stimmungsgeladenen Halle wieder nur gerade 9 Sekunden nach dem Anschlusstreffer klar, weshalb sie absolut zurecht in diesem 1. Liga Herrenfinal stehen. Dabei gelang erneut Keusch ein Tor für die Vitrine und vielleicht auch für die Wahl vom Tor des Monats. Der Ursprung dieses Treffers schien dem des 2:0-Treffers der Reinacher ähnlich. Erneut wurde ein harter, hoher Pass aus der Reinacher Spielhälfte über eine sensationelle Volleyabnahme unhaltbar im Tor der Konolfinger untergebracht.
Obwohl Hofmann im Konolfinger Tor eine reife Leistung zeigte, entschied sich der Konolfinger Staff auf das dritte Drittel hin für einen Torhüter-Wechsel, wodurch Wyss ab da das Tor der Löwen hütete. Die Symbolik dieses Wechsels schien Wirkung zu zeigen – die Crunch-Time war geboren. Zwar erhöhten die Reinacher in der 42. Spielminute das Score vorübergehend auf 4:7, jedoch gelang ausnahmsweise den Konolfinger in der Person von Tanner die umgehende Retourkutsche. Der Treffer, vorbereitet durch Schlüchter, wurde in der 43. Spielminute erzielt. Das Momentum schien zu diesem Zeitpunkt erneut auf die Seite der Berner zu kippen. So führte nach 43 Minuten ein undiskutabler Stockschlag von Lok Reinach zur 4. Überzahlsituation für die Löwen. Doch das Tor fiel nicht wie erwartbar zu Gunsten der Löwen. Den bissigen Reinachern gelang es nämlich auch nach mehr als zwei gespielten Dritteln Druck in Unterzahl zu erzeugen, was in einem schnellen Konter mündete. Dieser konnte von der Überzahlfraktion allerdings nur regelwidrig gestoppt werden, weshalb in der 44. Minute Vojtisek den Penalty schnörkellos im Konolfinger Tor zum 5:8 Führungstreffer unterbrachte. Obwohl ein Treffer in Unterzahl immer etwas schmerzt, liess sich die Überzahlformation der Emmentaler kaum etwas anmerken. Denn noch in derselben Überzahlsituation prüfte Liechti in der 45. Spielminute auf Pass von Geiser, ob das Tornetz in Lattenkreuznähe seinen Zweck erfüllt. Die gleichen zwei Akteure standen nur gerade eine Minute später erneut im Fokus. Aus einer ähnlichen Position konnte Liechti den Reinachern eine Wiederholung des vorherigen Treffers präsentieren. Nach den beiden Treffern zum 6:8 resp. 7:8 tobte das Publikum aus beiden Lagern und schufen aus der SLM-Arena einen wahren Hexenkessel mit Hühnerhautcharakter. Der grosse Aufwand, welcher die Konolfinger bis dahin für ihre Tore tätigen mussten, wurde nach 49 gespielten Minuten in der fünften Überzahlsituation durch den 8:8 Ausgleichstreffer von Gäggeler belohnt. Das intensive und umkämpfte hinterliess allerdings auf allen Ebenen auch seine Spuren, die Nerven lagen teilweise blank. So führte ein weggeschlagener Ball bei Spielunterbruch zur ersten Strafe gegen die Löwen. Die Reinacher liessen sich bei dieser Chance natürlich nicht zwei Mal bitten und gingen in der 51. Spielminute durch Vojtisek mit 8:9 erneut in Führung. In der 55. Minute konnten hitzige Diskussionen rund um das Tor der Reinacher beobachtet werden – was war geschehen? Ein Konolfinger Angriff wurde durch Schlüchter scheinbar erfolgreich vollendet, jedoch ist und bleibt bis jetzt unklar, ob der Ball die Torlinie jemals überquerte. Das Spezielle an der ganzen Situation war, dass das Reinacher Tor womöglich durch den starkaufspielenden Reinacher-Torhüter Schaffner selbst nach vorne verschoben wurde und so die Gesamtsituation für alle Beteiligten unübersichtlich gestaltete. Fakt war zu diesem Zeitpunkt nur, dass die beiden Schiedsrichter bei ihrer Entscheidung verblieben und das Spiel nach 60 gespielten Minuten in die Overtime ging.
Die ersten Minuten dieser Overtime glichen einem offenen Schlagabtausch mit etlichen Chancen auf beiden Seiten. Phasenweise mussten sich die Konolfinger auch bei Torhüter Wyss bedanken, da dieser einige hochkarätige Chancen der Reinacher in seiner gelassenen Art entschärfte. Doch nach 68 Spielminuten fand dieses Spiel seinen Sieger, denn mit der ersten Führung des Abends entschieden die Lions Konolfingen diese hochstehende und intensive Partie mit dem 10:9 Schussresultat für sich. Auf Pass vom Dauerbrenner Gäggeler erzielte Hofer aus dem tiefen Slot das Tor, welches beim Publikum wie auch beim Heimteam eine Flut an Emotionen auslöste.
Die Löwen aus Konolfingen fanden mit dem UHC Lok Reinach ein Gegner, welcher absolut auf Augenhöhe spielte und in der Lage war, Fehler eiskalt auszunützen. So führte ein eher schwaches erstes Drittel der Emmentaler prompt zu einer Zwei-Tore-Hypothek, welche bis zum letzten Drittel anhing. Schlussendlich war es auch die individuelle spielerische Klasse des Lions Kaders, welche in einem schwierigen Spielverlauf das Ruder rumreissen und die Verlängerung erzwingen konnte. Diese konnten die Löwen mit etwas Glück und viel Kampf zu ihren Gunsten entscheiden. Somit starteten die Lions Konolfingen nicht unverdient mit einer 1:0 Führung in diese Finalserie und werden am Sonntag dem 6. März 2022 auswärts die zweite Finalpartie gegen Lok Reinach antreten. Die Lions Konolfingen möchten sich bei allen Zuschauer*innen für diese grossartige Stimmung sowie allen Helfer*innen herzlich bedanken und hoffen auf die weitere Unterstützung in den nächsten Partien. Go Lions!
Lions Konolfingen - UHC Lok Reinach 10:9 n.V. (0:2, 4:4, 5:3, 1:0)
SLM Arena Konolfingen. 345 Zuschauer. SR Jung/Petros
Tore: 13. P. Krebs (T. Vojtisek) 0:1. 20. A. Keusch (M. Gürber) 0:2. 23. J. Sommerhalder (J. Häfeli) 0:3. 25. Y. Glauser (I. Gäggeler) 1:3. 28. S. Tanner (I. Gäggeler/Ausschluss T. Sandmeier) 2:3. 28. P. Krebs (T. Vojtisek) 2:4. 29. J. Häfeli (An. Frey) 2:5. 33. D. Dolder (S. Liechti) 3:5. 39. I. Gäggeler (Y. Glauser) 4:5. 39. A. Keusch (J. Danis) 4:6. 42. A. Keusch (T. Sandmeier) 4:7. 43. S. Tanner (S. Schlüchter) 5:7. 44. T. Vojtisek (Strafstoss) 5:8. 45. S. Liechti (M. Geiser/Ausschluss An. Frey) 6:8. 46. S. Liechti (M. Geiser) 7:8. 49. I. Gäggeler (Y. Glauser/Ausschluss Ar. Frey) 8:8. 51. T. Vojtisek (An. Frey/Ausschluss S. Leuenberger) 8:9. 55. S. Schlüchter (S. Tanner) 9:9. 68. M. Hofer (I. Gäggeler) 10:9.
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Lions Konolfingen. 5 mal 2 Minuten gegen Lok Reinach.