Umwelt-Gemeinderating: Bolligen, Münsingen und Worb schneiden ganz unterschiedlich ab

Vor Kurzem veröffentlichten der WWF und der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) ihre dritte Studie zu den Stärken und Schwächen in der Umweltpolitik energierelevanter Berner Gemeinden. Mit Bolligen, Münsingen und Worb sind auch drei Gemeinden aus der Region Bern-Ost bewertet worden. Ihre Resultate unterscheiden sich stark.

Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch

Alle vier Jahre führen WWF und VCS die Studie durch. Diesmal nahmen 27 Berner Gemeinden an der Studie teil. Anhand von verschiedenen Indikatoren zu den Themengebieten „Mobilität“, „Energie“ und „Weitere Umweltbereiche“ wird der Leistungsausweis der Gemeinden bewertet. Unter Letzterem sind die Themen Raumplanung, Natur- und Landschaftsschutz zusammengefasst.

 

Ränge 3, 13 und 23

 

Von den drei Gemeinden aus der Region Bern-Ost erreichte Münsingen den besten Schlussrang: Bei Mobilität auf Rang neun, bei Energie auf Rang acht und bei den weiteren Umweltbereichen auf Rang drei liegend, erreichte die Gemeinde den dritten Rang im Total.

 

Worb landete auf dem 13. Schlussrang. Dieser ergab sich aus den unterschiedlichen Bewertungen in den drei Themengebieten: In Sachen Mobilität reichte es für den immer noch überdurchschnittlichen Platz zehn, bei der Energie für Rang 24 und bei den weiteren Umweltbereichen erzielte Worb Rang eins.

 

Diesen Platz teilt sich Worb mit Bolligen, welches bei Mobilität und Energie jeweils auf dem letzten Platz, Rang 27, landete. Insgesamt schaute für Bolligen Rang 23 heraus.

 

Was bedeuten die Resultate?

 

Doch was sagen diese Resultate genau? Welche Bedeutung haben sie für die drei Gemeinden? BERN-OST hat die drei Gemeindepräsidierenden gefragt und sie um eine Erklärung für ihre besten und schlechtesten Resultate gebeten.

 

Der Münsinger Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) ist zufrieden mit dem Resultat: „Es freut mich, dass unsere Bemühungen in Sachen Umwelt fruchten.“ Der Vergleich mit anderen Gemeinden sei für Münsingen wichtig. „Die Studie ist ein guter Massstab für den Vergleich“, meint er.

 

Gute Beispiele aus anderen Gemeinden

 

Durch die Studie werde man auf gute Beispiele aus anderen Gemeinden aufmerksam. Sie sei auch Anlass, um den Dialog zu gemeindeübergreifenden Themen wie den regionalen Verkehr zu suchen, so Moser. Damit entspricht er dem Ziel, welches VCS und WWF mit der Studie erreichen wollen.

 

Der Worber Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) und die Bolliger Gemeindepräsidentin Kathrin Zuber (FDP) betonen dagegen, dass sie ungeachtet der Studie mit anderen Gemeinden im Austausch zu Umweltthemen stünden. Zuber sagt zudem: „Bei uns ist es nicht das Wissen, das fehlt, sondern unsere Gegebenheiten, die zu den schlechten Resultaten in den Bereichen Mobilität und Energie führten.“

 

Der Wandel in Bolligen kommt

 

Im Bereich Energie habe sich der grosse Nachholbedarf bei den Heizungen negativ auf das Resultat ausgewirkt. „In Bolligen hat es viele Einfamilienhäuser aus den 70ern, welche noch mit Öl heizen. Viele wechseln aber jetzt“, sagt Zuber. Auch bei mehreren grossen Überbauungen sei dies der Fall. In den nächsten Jahren werde es aber auch mit der Einführung der Fernheizung einen Wandel geben. „Wir wissen warum das Resultat schlecht war und arbeiten bereits daran“, sagt sie.

 

Bei der Mobilität spiele die hügelige Topographie eine Rolle. „Wir haben deswegen viel motorisierten Individualverkehr“, sagt Zuber. Zudem habe es mehrere grosse Quartiere, die nicht durch den ÖV erschlossen seien.

 

Den ersten Platz verdiente Bolligen laut Zuber wegen den – wie sie sagt – „extrem engagierten Leuten“ der Fachgruppe Natur und Landschaft. Beispielsweise wurde der Lutertalbach renaturiert. „In diese Richtung denken wir auch weiter“, so Zuber.

 

Der Energierichtplan in Worb ist bereits aufgegleist

 

Auch in Worb trug die Renautrierung der Worble zum Spitzenergebnis im Bereich „Weitere Umweltbereiche“ bei. Seit 1999 gebe es in Worb auch das Departement Umwelt und es sei viel gemacht worden in diesem Bereich, sagt Gfeller. Überrascht hat ihn der erste Platz trotzdem.

 

Die schlechte Rangierung im Bereich Energie sieht er entspannt: „Mit dem Energierichtplan haben wir bereits einen wichtigen Schritt gemacht.“ Gfeller rechnet mit der Genehmigung der Worber Ortsplanungsrevision bis in einem Jahr, im Zuge derer auch der Energierichtplan gültig werden wird. Zudem stehe die Wiedervergabe des Energiestadtlabels an. „Im Bereich Energie wird alles verbessert“, sagt Gfeller.

 

Münsinger Heizwärme zum Teil noch Fossil

 

In diesem Bereich hat auch Münsingen das schlechteste Resultat erzielt, genauer beim Unterthema „Energiemix“. Moser: „Unser Fernwärmenetz speist sich aus zwei Zentralen: Einerseits aus der umweltfreundlichen Wärmerückgewinung der ARA, andererseits aus einem Blockheizkraftwerk, welches mit Gas betrieben wird.“

 

Somit seien 35 Prozent des Heizwärme in Münsingen erneuerwarme Energie, die restlichen 65 Prozent stammten aber aus fossilen Quellen. „Das Blockheizkraftwerk hat aber einen hohen Wirkungsgrad, da es auch noch 15 Prozent des Stroms für Münsingen liefert“, so Moser.


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Erstellt: 26.11.2017
Geändert: 26.11.2017
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