Überlebter Herzstillstand: Tom Eisenhuts zweites Leben als Künstler

Vor vier Jahren stand Tom Eisenhuts Herz still. Siebenmal setzten die Ärzte den Defibrillator an – und holten den zweifachen Familienvater aus Herbligen zurück ins Leben. Der Zimmermann überlebte den Stillstand unbeschadet und verfolgt seither seinen Herzenstraum.

Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch

"Wenn ich male, bin ich wie in Trance", sagt Tom Eisenhut. An der Gartenmesse Giardina in Zürich vergangenen April ging Eisenhut ein Wagnis ein. "Ich malte live vor Publikum, ohne dies je zuvor getan zu haben und ohne viel Übung", erinnert er sich.

 

Gemalt hat Eisenhut schon als Jugendlicher gerne. "Ich ging an die Steiner Schule, wo dies besonders gefördert wurde", sagt er. In seinem Schlafzimmer hängt ein Bild, das er als 19-Jähriger gemalt hat. Segelschiffe auf stürmischer See.

 

Eisenhut: "Es flowt aus mir heraus"

"Ich hätte gerne die Kunstgewerbeschule gemacht, traute mich aber nicht", erzählt er. Er wurde Zimmermann, gründete mit der Timbertom GmbH seine eigene Firma. Das Zimmern habe er auch gerne gemacht. "Aber seit dem Herzstillstand flowt es aus mir heraus", sagt Eisenhut.

 

Vor zwei Jahren nahm er den Pinsel wieder in die Hand. Das Erlebnis an der Giardina, wo er als Zimmermann mit farbigem Lehm verputzte Wände und Holzmöbel zeigte, beflügelte ihn. "Eigentlich wollte ich nur, dass die Leute nicht an den Lehmwänden vorbeilaufen", sagt er. Das taten sie auch nicht, aber das Interesse galt vor allem seiner Malerei.

 

Malen mit Lehmputz

Nach der Giardina zog Eisenhut die Malerei professionell auf. Seither bietet er unter dem Namen "Poesie in Lehm" seine Gemälde und in Kursen auch sein Wissen an. Denn was seine Malerei neben den verträumten und zum Träumen einladenden Motiven ausmacht, ist die spezielle Technik, die er verwendet.

 

"Beim Renovieren meiner eigenen Wohnung entdeckte ich den Lehmputz", sagt Eisenhut. Das Material faszinierte ihn. "Es glitzert, aber es ist nicht kitschig", beschreibt er. Auch bei geringem Licht strahlten die Farben.

 

Für seine Bilder verwendet er nun die natürlichen Farben verschiedener Lehmerden und Quarzsande, die er auch untereinander zu neuen Farbtönen vermischt. "Nur Grün und Blau gibt es nicht", erklärt er. Diese stellt er selber her, indem er weisse Lehmfarbe mit entsprechenden Farbpigmenten mischt.

 

"Die Bilder sind sehr schwer", sagt er. Bevor er das eigentliche Motiv – aus dem Kopf – malt, muss er den Malgrund vorbereiten. "Das ist eine Sperrholzplatte, die mit drei Schichten Lehm überzogen wird", erklärt er. Seine Bilder rahmt er mit selbst hergestellten Rahmen aus Holz, dem man ansieht, dass es mal ein Baum war.

 

Ziel: Hundert Prozent Malen

Ende April nächsten Jahres startet sein erster Malkurs. "Zur Zeit male ich vierzig Prozent, möchte aber hundert, kombiniert mit Malkursen", skizziert Eisenhut seine Zukunftspläne. Bereits hat er einige Aufträge: Er malt Wunschmotive, Kinderporträts oder überträgt seine Bilder angepasst auf die Wände von Kunden.

 

Daneben malt er weitere Blumenbilder. "Das ist mein Stil", sagt er. Für die Giardina und andere Ausstellungen hat er vor allem Frauengesichter gemalt, eine weitere Serie zeigt Schottische Hochlandrinder.

 

Nächster Auftritt: Zuger Herbstmesse

Aktuell beschäftigt ihn aber ein grosses Projekt: "Für die Zuger Herbstmesse mache ich ein Ulmen-Monument", sagt er. Der Ulme, einer aussterbenden Baumart, ist das über drei Meter hohe Gebilde aus Ulmenholzelementen, Pflanzen, Lampen und einem riesigen Gemälde eines Baobab-Baumes gewidmet.

 

Und auch an der Zuger Messe wird Eisenhut wieder live Malen: Hinter dem Baobab-Baum soll sich ein Sternenhimmel erstrecken.

 

[i] Zur Webseite und zur Facebook-Seite von Poesie in Lehm


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Erstellt: 28.09.2018
Geändert: 28.09.2018
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