Trimstein - Auch bei einer Fusion soll das Dorf bleiben, wie es ist
Gemeindepräsident Peter Baumann sieht vor allem die Vorteile einer «Heirat».
Simon Wälti, Der Bund
Raclette, Wandern, Regenwolken - Gemeinderat und Verwaltung von Trimstein befanden sich am Wochenende im Lötschental auf dem Betriebsausflug. Möglicherweise wird es die letzte solche Exkursion sein, denn am 18. Juni befinden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die Fusion mit dem grossen Nachbarn Münsingen. Die Hochzeit würde auf Neujahr 2013 vollzogen - falls die Trimsteiner und auch die Münsinger den Zusammenschluss gutheissen. «Alle im Gemeinderat und in der Verwaltung sind gespannt», sagt Gemeindepräsident Peter Baumann (parteilos). Im Dorf sei es bisher jedoch ruhig gewesen. «Zwar gibt es schon Leute, die mir offen ins Gesicht sagen, dass sie Nein stimmen werden, ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass eine Mehrheit für die Fusion ist.» In den bisherigen Abstimmungen waren die Fusionswilligen klar in der Mehrheit.
Trimstein als Siedlungsort gibt es schon seit Jahrhunderten, eine erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1148 zurück, doch als selbstständige Gemeinde scheint dem Dorf kein langes Leben beschieden. Erst vor zwanzig Jahren, nämlich 1993, wurde Trimstein eine eigenständige Gemeinde. Vorher gehörte Trimstein zu Rubigen.
Zeitverschobene Abstimmung
Auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig ist, dass Münsingen und Trimstein nicht am gleichen Tag abstimmen. Münsingen führt am 17. Juni eine Urnenabstimmung durch, in Trimstein entscheidet am 18. Juni die Gemeindeversammlung. Doch Trimstein wollte nicht beim «wichtigsten Geschäft plötzlich das ganze System ändern», wie Baumann sagt. Zudem wäre dafür auch eine Änderung des Organisationsreglements nötig gewesen. Trimstein entschied sich darum gegen die Variante Urnengang, die auf kommunaler Ebene noch nie beschritten worden ist. Und die Gemeindeversammlung am Sonntag durchführen? Rechtlich müssten zuerst die nationalen Resultate ausgezählt werden, sagt Baumann. «Bis fertig ausgezählt ist, können wir aber nicht mit der Versammlung beginnen, weil wir sonst die Bürger, die mit der Auszählung beschäftigt sind, ausschliessen.» Eine verzwickte Angelegenheit. Die beiden Gemeinden überlegten, ob das Resultat aus Münsingen geheim gehalten werden könnte, bis die Versammlung in Trimstein über die Bühne wäre. Doch das Ergebnis wäre sicher durchgesickert, glaubt Baumann. Trimsteins Stimmberechtigte werden also am 18. Juni wissen, ob Münsingen sie willkommen heisst oder nicht.
In Münsingen weckt die Abstimmung keine grossen Emotionen. Die Identität der Münsinger und Münsingerinnen dürfte sich nicht stark ändern, wenn ein neuer Ortsteil zur Gemeinde gehört. «Es war still im Vorfeld», sagt Gemeindepräsident Erich Feller (Freie Wähler). «Die Fusion wurde nicht infrage gestellt, darum denke ich, dass sie angenommen wird.» Für Trimstein ist die Sache emotionaler. Baumann sieht in der Fusion aber in erster Linie Vorteile. Trimstein stehe zwar finanziell gut da und weise bei 510 Einwohnern ein Eigenkapital von 1,5 Millionen Franken auf. Bern mit etwa 134 000 Einwohnern müsste also rund 400 Millionen Franken auf der hohen Kante haben. Der Trend geht jedoch in die andere Richtung, die gebundenen Ausgaben steigen, die Steuereinnahmen stagnieren. «Wir könnten noch zehn Jahre so weiterkutschieren, und dann wäre das Eigenkapital aufgebraucht.» Die Steueranlage beträgt in Trimstein 1,89 Einheiten, mit der Fusion gilt jene von Münsingen (derzeit 1,58).
Das Problem mit dem ÖV
Unter dem Strich kämen auf Trimstein bei weiterer Eigenständigkeit mehr Veränderungen zu. «Bei einer Fusion ist die Garantie höher, dass alles so bleibt, wie es ist», sagt Baumann. Bleibe man eigenständig, gebe es viele Aufgaben, die angepackt werden müssten.
Die Krux für die kleine Gemeinde: Sie hat keinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr, obwohl die SBB-Linie Bern-Luzern das Dorf durchschneidet. Die Gespräche mit dem Kanton für eine Buslinie von Münsingen über Trimstein nach Worb fruchteten bisher nicht. Ohne Anschluss liegt Trimstein in der Erschliessungsgüteklasse abgeschlagen zurück. Die Folge: Der Kanton erlaubt nur eine minimale Fläche als neues Bauland von 0,8 Hektaren. «Wir könnten uns also gar nicht entwickeln und neue Steuerzahler anziehen», erklärt Baumann. Hier gehe das System nicht auf. Denn wenn eine Gemeinde einen hohen Steuerfuss habe, komme der Rat, man müsse im Steuerwettbewerb attraktiver werden. Die praktisch einzige Möglichkeit dazu sei aber das Wachstum. «Dies wird aber durch die Doktrin, die Zersiedelung zu stoppen, verunmöglicht.»
Doch es gibt noch ein zweites Problem. Die Einwohner wollen gar nicht mehr Bauland einzonen. Wie in anderen Gemeinden heisst es auch hier: «Pflastert uns nicht alles zu, es ist doch schön so, wie es ist.»
Der Name Trimstein bleibt
Eine Fusion zwischen zwei Gemeinden ist zeitaufwendig. Rund tausend Arbeitsstunden wurden von den Behörden bisher in die Vorbereitung gesteckt. Zuletzt stimmte das Gemeindeparlament von Münsingen am 12. März dem Fusionsvertrag und dem dazugehörenden Reglement zu. Am Anfang stand die Gemeindeversammlung in Trimstein vom November 2009. Damals beschlossen die Stimmberechtigten, die Eigenständigkeit aufzugeben. Bald rückte Münsingen als Partner in den Fokus. Der Gemeindenamen würde in Zukunft Münsingen lauten, das Wappen der Gemeinde Trimstein verschwindet. Die Ortschaft heisst aber weiter Trimstein. Münsingen verpflichtet sich, die Schule in Trimstein während fünf Jahren ab der Fusion weiterzuführen. Während des nächsten Jahres würde der siebenköpfige Gemeinderat von Münsingen durch ein Mitglied aus Trimstein ergänzt.
Trimstein als Siedlungsort gibt es schon seit Jahrhunderten, eine erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1148 zurück, doch als selbstständige Gemeinde scheint dem Dorf kein langes Leben beschieden. Erst vor zwanzig Jahren, nämlich 1993, wurde Trimstein eine eigenständige Gemeinde. Vorher gehörte Trimstein zu Rubigen.
Zeitverschobene Abstimmung
Auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig ist, dass Münsingen und Trimstein nicht am gleichen Tag abstimmen. Münsingen führt am 17. Juni eine Urnenabstimmung durch, in Trimstein entscheidet am 18. Juni die Gemeindeversammlung. Doch Trimstein wollte nicht beim «wichtigsten Geschäft plötzlich das ganze System ändern», wie Baumann sagt. Zudem wäre dafür auch eine Änderung des Organisationsreglements nötig gewesen. Trimstein entschied sich darum gegen die Variante Urnengang, die auf kommunaler Ebene noch nie beschritten worden ist. Und die Gemeindeversammlung am Sonntag durchführen? Rechtlich müssten zuerst die nationalen Resultate ausgezählt werden, sagt Baumann. «Bis fertig ausgezählt ist, können wir aber nicht mit der Versammlung beginnen, weil wir sonst die Bürger, die mit der Auszählung beschäftigt sind, ausschliessen.» Eine verzwickte Angelegenheit. Die beiden Gemeinden überlegten, ob das Resultat aus Münsingen geheim gehalten werden könnte, bis die Versammlung in Trimstein über die Bühne wäre. Doch das Ergebnis wäre sicher durchgesickert, glaubt Baumann. Trimsteins Stimmberechtigte werden also am 18. Juni wissen, ob Münsingen sie willkommen heisst oder nicht.
In Münsingen weckt die Abstimmung keine grossen Emotionen. Die Identität der Münsinger und Münsingerinnen dürfte sich nicht stark ändern, wenn ein neuer Ortsteil zur Gemeinde gehört. «Es war still im Vorfeld», sagt Gemeindepräsident Erich Feller (Freie Wähler). «Die Fusion wurde nicht infrage gestellt, darum denke ich, dass sie angenommen wird.» Für Trimstein ist die Sache emotionaler. Baumann sieht in der Fusion aber in erster Linie Vorteile. Trimstein stehe zwar finanziell gut da und weise bei 510 Einwohnern ein Eigenkapital von 1,5 Millionen Franken auf. Bern mit etwa 134 000 Einwohnern müsste also rund 400 Millionen Franken auf der hohen Kante haben. Der Trend geht jedoch in die andere Richtung, die gebundenen Ausgaben steigen, die Steuereinnahmen stagnieren. «Wir könnten noch zehn Jahre so weiterkutschieren, und dann wäre das Eigenkapital aufgebraucht.» Die Steueranlage beträgt in Trimstein 1,89 Einheiten, mit der Fusion gilt jene von Münsingen (derzeit 1,58).
Das Problem mit dem ÖV
Unter dem Strich kämen auf Trimstein bei weiterer Eigenständigkeit mehr Veränderungen zu. «Bei einer Fusion ist die Garantie höher, dass alles so bleibt, wie es ist», sagt Baumann. Bleibe man eigenständig, gebe es viele Aufgaben, die angepackt werden müssten.
Die Krux für die kleine Gemeinde: Sie hat keinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr, obwohl die SBB-Linie Bern-Luzern das Dorf durchschneidet. Die Gespräche mit dem Kanton für eine Buslinie von Münsingen über Trimstein nach Worb fruchteten bisher nicht. Ohne Anschluss liegt Trimstein in der Erschliessungsgüteklasse abgeschlagen zurück. Die Folge: Der Kanton erlaubt nur eine minimale Fläche als neues Bauland von 0,8 Hektaren. «Wir könnten uns also gar nicht entwickeln und neue Steuerzahler anziehen», erklärt Baumann. Hier gehe das System nicht auf. Denn wenn eine Gemeinde einen hohen Steuerfuss habe, komme der Rat, man müsse im Steuerwettbewerb attraktiver werden. Die praktisch einzige Möglichkeit dazu sei aber das Wachstum. «Dies wird aber durch die Doktrin, die Zersiedelung zu stoppen, verunmöglicht.»
Doch es gibt noch ein zweites Problem. Die Einwohner wollen gar nicht mehr Bauland einzonen. Wie in anderen Gemeinden heisst es auch hier: «Pflastert uns nicht alles zu, es ist doch schön so, wie es ist.»
Der Name Trimstein bleibt
Eine Fusion zwischen zwei Gemeinden ist zeitaufwendig. Rund tausend Arbeitsstunden wurden von den Behörden bisher in die Vorbereitung gesteckt. Zuletzt stimmte das Gemeindeparlament von Münsingen am 12. März dem Fusionsvertrag und dem dazugehörenden Reglement zu. Am Anfang stand die Gemeindeversammlung in Trimstein vom November 2009. Damals beschlossen die Stimmberechtigten, die Eigenständigkeit aufzugeben. Bald rückte Münsingen als Partner in den Fokus. Der Gemeindenamen würde in Zukunft Münsingen lauten, das Wappen der Gemeinde Trimstein verschwindet. Die Ortschaft heisst aber weiter Trimstein. Münsingen verpflichtet sich, die Schule in Trimstein während fünf Jahren ab der Fusion weiterzuführen. Während des nächsten Jahres würde der siebenköpfige Gemeinderat von Münsingen durch ein Mitglied aus Trimstein ergänzt.