Transfair: Auf steinigem Weg in den Arbeitsmarkt
Die Thuner Sozialfirma Transfair bietet Menschen mit psychischer Beeinträchtigung Arbeit. Isabel Merki aus Wichtrach absolviert gegenwärtig ein Aufbauprogramm.
dv, Berner Landbote
Die 26-jährige Isabel Merki aus Wichtrach überlebte eine schwere Essstörung; sie wog noch 27,4 Kilogramm. Dem «Berner Landboten» erzählte sie 2013 ihre Leidensgeschichte, um aufzurütteln und aufzuklären. Jetzt befindet sich die diplomierte Kauffrau auf dem Weg der Gene- sung. Bei der Thuner Sozialfirma Transfair absolviert sie ein Programm zur Integration ins Arbeitsleben.
Wie durch ein Wunder trug sie keine körperlichen Schäden davon. Dank strengem Aufbau- und Kontrollprogramm, aber auch enormem Willen erreichte sie wieder Normalgewicht. Nun möchte Isabel Merki ein selbstständiges Leben führen, aber da gibt es Hürden. Sie sagt: «Psychisch habe ich noch einen sehr langen und steinigen Weg vor mir.» Transfair hilft ihr dabei. Hier kann Isabel Merki Tätigkeiten ausüben, die ihrem Beruf und ihren Möglichkeiten entsprechen. Zum Beispiel Briefe schreiben, Dokumentationen erstellen, Flyer gestalten. Auch einfache Aufgaben wie Postrundgänge erledigen, Raumpflege und Reinigung gehören dazu. «Ich erledige alles, was gerade anfällt – es herrscht kein Wunschkonzert.» Anfänglich arbeitete sie zwei Stunden pro Tag, dann drei und jetzt vier. Das Pensum wird laufend gesteigert. Das gehört zum Aufbau- und Belastbarkeitstraining. Daneben absolviert sie EDV-Prüfungen, um auf dem neusten Stand der Anwendungen zu sein. Bis jetzt bestand sie alle Prüfungen mit Bravour.
Nach sechs Monaten soll sie fit sein für den freien Arbeitsmarkt. Isabel Merki will diese Chance nutzen. Doch bei gewissen Beschreibungen in Stelleninseraten läuten bei ihr die Alarmglocken. Sie wisse zwar heute besser Bescheid über die Belastbarkeit des eigenen Körpers und der Psyche. Nun steht sie vor einem grossen Wegweiser: «Ich habe keine Ahnung, was er mir sagen will und in welche Richtung er zeigt.» Zur Wiederaufnahme des normalen Lebens gehört auch die Klärung der Wohnsituation und der Finanzen. Die Firma Transfair ist ein Erfolgsmodell: Sie plant einen Neubau im Wirtschaftspark Schoren. Der Kanton unterstützt den Bau mit 19 Mio. Franken.