Tom Lüthi: Die lebende Zielscheibe

Unschönes Jubiläum für Tom Lüthi in Tschechien. Seit zehn Jahren ist er ein beliebtes Opfer seiner Gegner. Er wird ständig abgeschossen.

Stefan Meier, Blick
Brünn, 15. August 2003. Beginn einer langen Pechsträhne. Im Rennen der 125er jagt Tom Lüthi Punkte. Plötzlich stürzt vor ihm Pablo Nieto. Lüthi, damals ein 16-jähriger Töff-Stift, kann nicht ausweichen. Er überfährt Nietos Motorrad, wird in die Luft katapultiert, bricht sich den Schambein-Ast. Lüthi erinnert sich: «Der Sturz war krass. Mein erster grosser. Aber schliesslich war es einfach eine Rennsituation. Es ist dumm gelaufen.»

Seither lassen die Gegner den Emmentaler nicht mehr aus dem Visier. Klar kommt Lüthi auch ab und zu selbst zu Fall. Doch öfter wird er abgeschossen. Lüthis Abschussliste steht bei mindestens 13 Zwischenfällen in 12 Saisons! Zuletzt erwischte es ihn vorige Woche in Indianapolis.

Fahrer wie Alex Debon oder Ratthapark Wilairot räumen ihn von hinten ab oder rammen ihn von der Seite. Marc Marquez oder Pol Espargaro drängen ihn böswillig und gefährlich ab. Lüthi, die wandelnde Zielscheibe!

Woran liegt es, dass es immer wieder den Emmentaler trifft? Mögen ihn seine Gegner nicht? Kaum. Der Champion von 2005 gehört zu den beliebtesten Piloten in der Moto2. Die Gegner respektieren den Routinier als fairen Sportsmann. Könnte das Problem im fahrerischen Bereich liegen? Nur selten muss er sich bei diesen Stürzen etwas vorwerfen lassen. Vielleicht 2012 in Assen. Nach einem verpatzten Qualifying startete er weit hinten, mitten im Pulk, wo die «Psychos» auf Opfer lauern. In diesem Falle war es Wilairot, der Lüthi abtischte.

Und sonst? «Ich sehe keinen Grund. Das ist einfach Pech. Wir sind auf der Rennstrecke, da kann so etwas passieren», sagt Lüthi. «Ich denke auch nicht ständig darüber nach. Wenn sich der Verantwortliche entschuldigt, ist die Sache abgehakt.»

Was hinzu kommt: Lüthi fährt dort, wo es wehtut. Im Rennen geht es meist um die Spitzenplätze. Ein Kampf mit Haken und Ösen. Klar, dass es dort öfter kracht.

In Brünn sitzt Tom übrigens bislang fest im Sattel. Und er ist schnell. Den ersten Tag beendet er auf dem 8. Rang. Mit Luft nach oben. Es sei denn, er wird wieder ins Visier genommen.

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Erstellt: 24.08.2013
Geändert: 24.08.2013
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