Die Platzangst der SP: Wird die Sternenmatt zugebaut?
Die SP Worb sorgt sich um die Freiflächen im Dorf. Sie bremst deshalb bei der Tagesschule und will die Umzonung der Sternenmatt verhindern.
Gleich zwei dringliche Interpellationen hat die SP Worb anlässlich der letzten Sitzung des Gemeindeparlaments (Grosser Gemeinderat GGR) eingereicht. Mit beiden will sie verhindern, dass Worb zentrale Freiflächen überbaut.
Fortgeschrittenes Tagesschulprojekt
Der eine Vorstoss betrifft die Tagesschule, die der Gemeinderat auf dem Dorfschulhausplatz bauen möchte. Der Platz war ursprünglich für einen Spielplatz vorgesehen und wurde während der Verkehrssanierung als Umschlagplatz genutzt (BERN-OST berichtete). Vor der letzten GGR-Sitzung hatte der Gemeinderat über die Baupläne informiert.
Sandra Büchel, Präsidentin der SP Worb: "Wir waren erstaunt, wie weit fortgeschritten das Projekt ist." Wie gründlich alternative Standorte geprüft wurden, sei nicht klar. "Einmal mehr wurde ein Projekt ausgearbeitet, ohne die Bevölkerung oder die Parteien zu konsultieren und ohne Varianten zu präsentieren. Das läuft in Worb ganz oft so und dann ist man erstaunt, wenn es im GGR oder in der Bevölkerung Widerstand gibt. Das macht uns wütend." In ihrer Interpellation stellt die SP deshalb unter anderem Fragen zum Vorgehen des Gemeinderats.
Für den Spielplatz eine Projektgruppe
Der zuständige Gemeinderat Bruno Wermuth (SVP) wehrt sich gegen die Kritik. «Wir haben im Rahmen der Schulraumoptimierung durchaus verschiedene Varianten geprüft. Ein wichtiger Faktor zur Standortwahl beim Dorfschulhaus war die Empfehlung der Erziehungsdirektion, dass sich Tagesschulen möglichst nahe bei den Schulen, idealerweise in der Schule selber, befinden sollten."
Über die Entwicklung des Projekts seien die Bildungs- und die Baukommission im Bild gewesen, von wo die Information auch hätte in die Parteien gelangen sollen. In Sachen Spielplatz werde es eine Projektgruppe geben, zu der auch SP und Grüne eingeladen sind. Zudem, so Wermuth, werde neben der Tagesschule auch noch Raum bleiben für eine ansprechende Aussenumgebung mit Bänken und Bäumen.
"Generationenvertrag"
Die zweite Interpellation betrifft die Sternenmatt hinter dem Gasthof Sternen. Ein Teil davon wird während der Bauarbeiten am Dreiklang als Parkplatz genutzt. Der Rest erstreckt sich als Grünfläche mit Spielplatz, Geissengehegen, Bach und Ententeich zwischen Sternen und Wislepark. Das Land gehört den Eigentümern des Sternen, ist heute aber als "Zone öffentlicher Nutzung" definiert. Nun wurde in der Planungskommission offenbar eine Einzonung als Bauland angedacht, was zu Diskussionen in der Bevölkerung führte und die SP auf den Plan rief. Der Gemeinderat gebe damit "den Generationenverlag ohne Not preis" und stelle private Interessen über öffentliche. Denn es ist klar: Für eine zukünftige Käuferschaft wäre der Gasthof Sternen interessanter, wenn auf dem Land Wohnungen gebaut werden dürften. Dass der Gasthof verkauft werden soll, ist schon länger bekannt, die Käufer stehen aber noch nicht fest.
Laut Gemeindepräsident Niklaus Gfeller wurde der Wunsch nach einer Einzonung nicht vonseiten der Eigentümer oder der potentiellen Käuferschaft des Gasthofs angeregt. «Die Idee kam bei uns im Zusammenhang mit der Ausschreibung des Sternen auf.» Bei der Ortsplanung habe man das Land bewusst ausgeklammert, weil klar war, dass es zu diskutieren geben würde.
Nicht alle teilen die Sorge
Die SP-Interpellation wurde vom GGR grossmehrheitlich als dringlich angesehen und muss somit an der nächsten Sitzung vom Gemeinderat beantwortet werden. Die Sorge um die Sternenmatt wird aber nicht von allen Parteien geteilt. «Wir sind für eine Umzonung grundsätzlich offen, wenn man etwas Schlaues machen kann», sagt Martin Wälti, Ex-Präsident der SVP Worb, an den sein Nachfolger Bruno Fivian verweist, weil er die Vorgeschichte besser kenne. Auch die BDP sei «grundsätzlich immer einverstanden, wenn entwickelt und verdichtet wird», erklärt Parteipräsident und Gemeinderat Adrian Hauser. Noch keine klare Haltung haben FDP und EVP. FDP-Präsident Marc Rothenbühler will nicht aufgrund der «Gerüchteküche» Stellung nehmen, sondern erst wenn das Vorhaben konkret wird. «Wir erwarten faire, transparente und zeitnahe Informationen gegenüber allen Interessegruppen.» Ähnlich sieht es EVP-Präsidentin Beatrix Zwahlen: «Wir lassen uns jetzt nicht ins Bockshorn jagen und werden reagieren, wenn wir klare Infos haben. Gegen Umzonungen sind ja immer Einsprachen möglich."
Gegen die «heilige Kuh» wehrt sich Niklaus Gfeller. «Mindestens die Auseinandersetzung muss man schon zulassen», findet er und betont, er könne zum jetzigen Zeitpunkt auf keine Seite und «auf keine Art und Weise Versprechungen machen.» Mit einer Ausnahme: «Wir werden die Bevölkerung in einem breiten partizipativen Verfahren miteinbeziehen.» Das letzte Wort wird der GGR haben oder, im Fall eines Referendums, das Stimmvolk.