Swica Volley Münsingen: Ein unliebsames Déjà-vu

Trainer Marc Gerson und sechs Spieler verlassen Münsingen Ende Saison. Die Zukunft des NLA-Teams ist ungewiss.

Philipp Rindlisbacher, Berner Zeitung BZ
Im vergangenen August stand die NLA-Mannschaft von Swica Volley Münsingen vor dem Aus: Massive finanzielle Einbussen und eine Spielerfluktuation manövrierten den Verein in arge Nöte. Der ein halbes Jahr zuvor geschasste Trainer Marc Gerson und sechs Schweizer Beachvolleyballer boten Hand. Obwohl nur zweimal wöchentlich hallenspezifisch trainiert und der Fokus auf den Freiluftsport gesetzt wird, halten sich die Aaretaler gut und liegen ein Spiel vor Ablauf der Qualifikationsphase auf dem fünften Rang.
 
Nun blicken die Münsinger erneut schwierigen Zeiten entgegen: Die Mission Klassenerhalt will Gerson noch erfüllen, «danach ist endgültig Schluss». Der U23-Beachvolleyball-Nationaltrainer will sich auf seine Aufgabe im Sand konzentrieren und dem Hallenvolleyball den Rücken zukehren. «Es war klar, dass mein Engagement in Münsingen nur Übergangscharakter hat», erklärt Gerson. Der Luxemburger hat zwar bereits vor dem Jahreswechsel Angebote von diversen NLA-Klubs erhalten, doch als Hauptverantwortlicher der hoffnungsvollen Schweizer Beach-Duos Kovatsch/Kissling und Chevallier/ Sutter wird er im Sommer auch vermehrt im Ausland unterwegs sein – die Doppelbelastung wäre für ihn unmöglich.

Neuerlicher Exodus
 
Mit Gerson werden die Beachvolleyballer Jan Schnider, Philip Gabathuler, Jonas Weingart, Sébastien Chevallier, Jonas Kissling und Mats Kovatsch, welche allesamt in den Kadern von Swiss Volley figurieren, den Verein verlassen. Seit Mitte Dezember ist im Berner Weissenbühlquartier die Beach-Halle bezugsbereit, die Athleten werden erstmals Ganzjahreskontrakte erhalten und über die Wintermonate nicht mehr vertragslos sein. Die Zukunft der Routiniers Kertai und Büschi ist unklar, einzig der Verbleib der fünf talentierten Nachwuchsspieler, welche in dieser Saison ihr NLA-Debüt gaben, ist gewiss. Präsident Holger Herbst plant, um sie eine neue Mannschaft aufzubauen. Gerson jedoch mahnt zur Vorsicht: «Sie haben Potenzial, sind aber noch längst nicht in der Lage, eine NLA-Mannschaft zu führen.» Herbst will zunächst die Trainerfrage lösen, «wir bleiben jedoch nicht untätig und halten nach neuen Spielern Ausschau». Das Budget von 80000 Franken lässt auf dem Transfermarkt indes keine grossen Sprünge zu, Verstärkungen aus dem Ausland sind für die kommende Spielzeit kein Thema. Die Sponsorensuche verlief bisher erfolglos.

Im Frühsommer soll die Münsinger Equipe stehen. Gelingt das Vorhaben, dürfte es sich wieder um eine Übergangslösung handeln. In der Szene haben die Aaretaler durch die Wirren der vergangenen Monate an Kredit eingebüsst. Den Rückzug aus der NLA will Herbst «unbedingt vermeiden», ausschliessen könne er dieses Szenario aber nicht. «Wir kämpfen jedenfalls weiter.»

Licht am Horizont
 
Zuversicht schöpft Münsingen aus den Erfolgen der Junioren. Die U19 ist amtierender Schweizer Meister, das U21-Team erreichte den Final. Auch die 1.-Liga-Equipe sorgt mit dem zweiten Platz für Aufsehen. Für Holger Herbst steht derweil die Frage im Zentrum, ob NLA-Männervolleyball im Raum Bern eine Zukunft hat.

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Erstellt: 05.01.2010
Geändert: 05.01.2010
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