Stettlen: Luigi Salvi will das Schrottlager legalisieren

Ein unbewilligter Lagerplatz in Stettlen brachte die Luigi Salvi Recycling AG in die Schlagzeilen. Auf einem Rundgang durch das Areal erklärt der Firmenchef, wie es dazu kam – und wie er die Sache in Ordnung bringen will.

Markus Zahno / Berner Zeitung BZ
«Schauen Sie sich um. Wir haben nichts zu verbergen», sagt Luigi Salvi. Er steht mitten im 5000 Quadratmeter grossen Areal an der Flugbrunnenstrasse, das in den letzten Tagen für Aufsehen gesorgt hat. Die Luigi Salvi Recycling AG lagert hier leere und volle Mulden, ausgediente Autos und andere Altstoffe. Für solche Plätze gelten besondere Vorschriften – Luigi Salvis Firma hat für das Areal in Stettlen jedoch keine Bewilligung.

«Es ist ein Zwischenlager. Verarbeitet wird hier nichts», erklärt Luigi Salvi. Das Areal ist umzäunt, das Eingangstor in der Regel geschlossen. Wie die Gemeindebehörden sei auch er davon ausgegangen, «dass wir für einen solchen Platz keine separate Bewilligung brauchen». Nun, da Salvi vom Gegenteil überzeugt wurde, sagt er: «Wir wollen den Fehler ausbügeln und das Beste daraus machen.» Die Firma klärt jetzt ab, wie genau sie das Areal künftig nutzen will und reicht dann ein Baugesuch ein. Bis dieses behandelt ist, gelten provisorische Massnahmen: Volle Mulden müssen mit Planen abgedeckt werden, damit bei Regen kein verschmutztes Wasser in den Boden fliessen kann. Zudem müssen ein halbes Dutzend Mulden sowie die alten Autos in den nächsten 14 Tagen abtransportiert werden.

 

«Keine Gefahr»

 

Die Schrottautos gehörten einem Garagier, sagt Luigi Salvi auf dem Rundgang. Einige seien in den letzten Tagen bereits weggeräumt worden. Stettlens Bauverwalter Peter Masciadri pflichtet ihm bei. «In den letzten Tagen ist hier einiges gegangen», sagt er. Salvi sei kooperativ – und vor allem: Für Mensch und Umwelt bestehe keine Gefahr.

 

Das bestätigt auch Jacques Ganguin vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall (AWA). Luigi Salvi führt vorbei an den Mulden mit verschiedensten Inhalten: alte Bremsscheiben, Eisenbahnschienen, Küchenabdeckungen aus Chromstahl. Letztere werden am Hauptsitz in Bern später mit der Schrottschere verkleinert, danach verkauft und wieder eingeschmolzen. «Wertvolle Materialien wie Kupfer lagern wir hier in Stettlen keine», sagt der Firmenchef. Diese könnten an der wenig befahrenen Flugbrunnenstrasse allzu leicht gestohlen werden.

 

Einer von 60 Betrieben

 

Wie viele andere Altmetallhändler hat auch Luigi Salvi schon Erfahrung mit Dieben gemacht. Denn die Rohstoffpreise sind gestiegen, insbesondere bedingt durch die grosse Nachfrage in China. Eine Tonne Kupfer wird an der Börse aktuell für rund 6500 Franken gehandelt, vor acht Jahren waren es noch um die 4000 Franken. Dadurch sei auch der Handel mit Altmetallen «ein lohnendes Geschäft» geworden, sagt AWA-Mann Jacques Ganguin. Im Kanton Bern seien rund 60 Altstoff- und Autoverwerter registriert. Die Vorschriften würden weitgehend eingehalten – wenn auch nicht ausgeschlossen sei, dass es noch andere unbewilligte Lagerplätze gebe. So oder so hält Ganguin fest: «In den letzten zehn Jahren hat sich vieles zum Guten verändert.»

 

Das Recycling sei eine «recht stark regulierte und beaufsichtigte Branche», sagt Thomas Bähler, Geschäftsführer des Schweizerischen Verbandes Stahl-, Metall- und Papierrecycling. Auch bei den Nachbarn stünden die Betriebe oft unter besonderer Beobachtung. Zum Fall der Luigi Salvi Recycling AG kann sich Bähler nicht im Detail äussern. Er hält aber fest: «Die Traditionsfirma ist im Markt bekannt und hat einen guten Ruf.»

 

20'000 Tonnen pro Jahr


Neben einer Mulde mit 1650 Kilo Aluminiumabfällen – Gewicht und Inhalt sind sauber beschriftet – erzählt Luigi Salvi die Firmengeschichte. Sie reicht bis ins Jahr 1919 zurück: Urgrossvater Luigi Salvi begann am Libellenweg in Bern, Hufeisen, Lumpen und Knochen zu sammeln. Später kamen Altmetalle, Schutt, Elektroschrott und weitere Materialien dazu. Der Firmensitz ist bis heute am Libellenweg geblieben. Luigi Salvis Familie hält 50 Prozent der Aktien, die anderen 50 Prozent gehören dem österreichischen Loacker-Konzern. In Bern arbeiten 24 Leute, pro Jahr werden rund 20'000 Tonnen Material umgesetzt.

 

Auf die Schlagzeilen über den Lagerplatz in Stettlen hätte Luigi Salvi gerne verzichtet, das merkt man ihm an. Und schon jetzt ist für ihn klar: Wenn die Bewilligung für den Lagerplatz vorliegt, will er diese gleich am Eingangstor befestigen. Damit jeder nachlesen kann: «Hier hat alles seine Richtigkeit.»

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Erstellt: 04.10.2013
Geändert: 04.10.2013
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