Stettlen - Stettler schicken Pläne für Rittergut bachab

Enttäuschung für den Stettler Gemeinderat: Die Gemeindeversammlung hat die vorgeschlagene Einzonung des Ritterguts nicht akzeptiert – die «grüne Lunge» müsse erhalten bleiben, lautete der Tenor.

Lisa Stalder / Der Bund
Die Ortsplanungsrevision hat die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in Massen mobilisiert: 345 Stettlerinnen und Stettler wollten am Dienstagabend in der proppenvollen Aula der Schulanlage Bleiche mitbestimmen, wo in der Gemeinde gebaut werden soll und wo nicht. Kernstück waren die geplanten Einzonungen: Mit neuen Baufeldern wollte der Gemeinderat dem zuletzt leichten Sinken der Bevölkerungszahl entgegenwirken. Dabei ging es nicht zuletzt um die Einzonung Lindengarten, wo dereinst ein Alterszentrum entstehen soll. Zudem hatte das Volk über die Einzonung Rittergut zu befinden. Auf der südlichen Hälfte der 30000 Quadratmeter grossen Fläche hätten neue Wohnungen gebaut werden und auf der nördlichen Hälfte Wohnungen und Gewerbe entstehen sollen.

Stettlen soll grün bleiben

Während die Einzonung Lindengarten kaum für Diskussionen sorgte und mit grosser Mehrheit genehmigt wurde, gingen die Emotionen bei der geplanten Einzonung des Ritterguts hoch. Er habe grundsätzlich nichts gegen ein moderates Wachstum, «aber muss es gerade an dieser Stelle sein», fragte SVP-Präsident Christian Haas im Namen der Partei. Es dürfe nicht sein, dass eine Fläche, «die uns Nahrung liefert», einfach so überbaut werde. Für sein Votum erntete er lautstarken Applaus. Auch er sei entschieden gegen die geplante Überbauung, sagte ein Anwesender. Er sei mit seiner Familie vor 24 Jahren in die Gemeinde gekommen, weil ihm das «Dorf im Grünen» gefallen habe. «Ich will weiterhin auf dem Land leben.» Ein weiterer Grund für die Opposition war die Angst vor dem wachsenden Verkehr. Schon heute leide Stettlen unter dem Durchgangsverkehr, sagte eine Stettlerin. «Mit dieser Überbauung würde die Blechkolonne noch länger.» Und: Die «grüne Lunge Stettlens» soll für künftige Generationen erhalten bleiben.

André Nussbaumer von der FDP sagte hingegen, dass Stettlen neue Bewohner und somit neue Überbauungen brauche. Dies nicht zuletzt aus finanzieller Sicht: Gehe die Bevölkerungszahl weiter zurück, müsse schon bald über eine Erhöhung der Steuern diskutiert werden. Zudem: «Wir alle konnten nur nach Stettlen ziehen, weil zuvor eingezont wurde.» Diese Möglichkeit sollten auch andere erhalten. Auch SP-Präsidentin Regula Mund sprach sich für die Einzonung des Gebiets aus: Das Rittergut eigne sich für eine Einzonung, da es gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sei. Zudem sei sie überzeugt, dass die zunehmende Verkehrsbelastung auch durch ein Ablehnen der Einzonung nicht verhindert werden könne. «Dann wird eben im Emmental gebaut, und die Bernstrasse ist trotzdem verstopft.»

Die zahlreichen Gegner liessen sich von den Argumenten der Befürworter aber nicht überzeugen: Die Einzonung Rittergut wurde mit 219 zu 110 Stimmen abgelehnt. Die Ortsplanungsrevision als Ganze wurde von der Versammlung deutlich angenommen. Neben der Einzonung Lindenpark waren unter anderem die Umzonung Pfrundmatte und die Einzonung Bergackerstrasse sowie das revidierte Baureglement enthalten.

Hess: «Keine Niederlage»

Er könne mit dem «demokratischen Entscheid» leben, sagte Gemeindepräsident Lorenz Hess (bdp). Dieses Nein zum Rittergut sei für ihn keine persönliche Niederlage. Mit der Ablehnung sei zu rechnen gewesen. Dennoch: Die in der gesamten Agglomeration Bern verbreitete Einstellung gebe ihm zu denken. «Die Bevölkerung sagt zwar Ja zum Wachstum, Ja zu einer guten Infrastruktur und Ja zu tiefen Steuern, aber Nein zu Überbauungen in unmittelbarer Nähe.»

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Erstellt: 27.08.2009
Geändert: 27.08.2009
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