Stettlen - Schwimmtraining im eisigen Bergsee

Mit einem Kältetraining im Oeschinensee bereitet sich Hans-Georg Fiedeldeij auf eine grosse Herausforderung vor. Im Rahmen einer Spendenaktion für die Musikschule Unteres Worblental will er von Irland nach Schottland schwimmen.

Stefan Kammermann, Berner Zeitung BZ

«Oh, ist das kalt», ruft ein Mann, der nur die Fingerspitzen ins Wasser hält. «Ich bin dann weg», ruft Hans-Georg Fiedeldeij. Der Marathonschwimmer aus Stettlen bei Bern steht bis zum Hals im Wasser des Oeschinensees ob Kandersteg. «Viel Vergnügen», murmelt der Bootswart am Steg mit einem ungläubigen Lächeln im Gesicht.

        

Im sechs Grad kalten Wasser

        

Was Hans-Georg Fiedeldeij vorhat, grenzt an Wahnsinn. Der Schnee an den Berghängen ist zum Greifen nah. «Die Wassertemperatur im Bergsee beträgt fünf bis sechs Grad», sagt der Bootswart. Hans-Georg Fiedeldeij lässt sich nicht beirren, mit kräftigen Crawlzügen zieht er los, einzig mit Badehose, Schwimmbrille und Badekappe ausgerüstet. Sein Begleiter Jean-Luc Reichel muss sich kräftig in die Riemen legen, um dem Sportler mit dem Ruderboot zu folgen. Das Training im kalten Bergwasser hat seinen Grund. Im Juli will Hans-Georg Fiedeldeij durch den North Channel von Irland nach Schottland schwimmen. Er rechnet dann mit einer Wassertemperatur um die zwölf Grad. Die rund 34 Kilometer auf offener See möchte er in etwa 15 Stunden bewältigen. Seit 1947 haben dies erst 23 Personen geschafft. Das Vorhaben kommt indes nicht von ungefähr. Der Langstreckenschwimmer stürzt sich für Kultur in die offene See und will damit Spendengelder für die Musikschule Unteres Worblental in Bolligen sammeln. Ziel der Sammelaktion ist es, der Musikschule das Anschaffen eines neuen Klavierflügels zu ermöglichen. «Die Musikschule übernimmt sehr wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. Ich bin auch dankbar, dass meine vier Kinder von dieser Musikschule profitieren, jetzt will ich etwas zurückgeben», umschreibt der 49-Jährige seine Motivation. Spenden kann man entweder einen Pauschalbetrag oder aber einen Betrag pro Stunde.

        

Mit Musik und Malerei

        

Sein Unterfangen wird ausserdem von Musik und Malerei begleitet. Eine Malerin wird auf dem Boot an einem Bild arbeiten, das sich ständig wandelt, während ein Musiker die Stimmung auf der Flöte improvisierend aufnimmt. Mit dabei sein werden nebst dem Kapitän ebenso ein Lebensretter, ein Filmer und ein Richter. Letzterer kontrolliert, dass alles mit rechten Dingen zu und her geht und die Begleiter im Boot dem Schwimmer nicht zu sehr unter die Arme greifen. «Es ist wichtig für ein solches Unterfangen, auf ein qualifiziertes Team zählen zu können», betont der Sportler. Denn während der Überquerung wird ihm alle 25 Minuten Wasser zum Trinken gereicht und alle 50 Minuten eine kleine Portion Brei aus Hafer und Banane.

        

Hans-Georg Fiedeldeij ist in Holland und Südafrika aufgewachsen und zog dann nach München. Seit dem Jahr 2007 lebt er mit seiner Familie in Stettlen und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann in der Onkologie- und- Palliativpflege. Seit seiner Kindheit schwimmt er regelmässig. Im Winter trainiert er meistens im Hallenbad Stettlen, ab und zu aber auch in der Aare. Im Sommer ist er drei- bis sechsmal pro Woche im Freibad Worb anzutreffen. Gegen die Kälte härtet er sich frühmorgens beim Yoga oben ohne vor dem Haus ab.

        

Nicht das erste Mal

        

Für den Pflegefachmann ist das Überqueren des North Channel nicht die erste Herausforderung. So hat er 2012 schon die 20 Kilometer zwischen Rödby (Dänemark) und Fehmarn (Deutschland) zurückgelegt und im vergangenen Jahr ebenso das holländische Ijsselmeer durchschwommen. Inzwischen hat Hans-Georg Fiedeldeij auch den Oeschinensee gemeistert. Gleich zweimal hat er im eiskalten Wasser eine längere Strecke absolviert. «Ich habe mich sehr wohl gefühlt, es ist besser gegangen, als ich erwartet habe», sagt er nach einer kurzen Aufwärmpause.


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Erstellt: 26.05.2014
Geändert: 26.05.2014
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