Stettlen - Marc Lauper: Er predigt Gott und hört Ländler
Pfarrer Marc Lauper erreicht mit seinem Radio die halbe Welt.
Der Diener Gottes fährt mit dem Alfa Romeo vor. Marc Lauper, wohnhaft in Stettlen bei Bern und Pfarrer in Eggiwil im Emmental, holt den Besucher am Bahnhof ab. Das Treffen muss zügig gehen, denn bald steht ein Trauergespräch an. Lauper war eine ganze Woche lang Skifahren. Jetzt stauen sich die Abdankungen.
Zwar predigt auch er das Evangelium, aber er hat noch eine andere Mission. Mit seinem Radio Heimatklang fördert und verbreitet er die echte, ursprüngliche Schweizer Volksmusik. «Das Volkstümliche, nicht das Volksdümmliche liegt mir am Herzen», sagt der gut gelaunte Schnauzträger. Und schaltet mit dem Alfa einen Gang hoch.
Lauper hatte in Kanada, wo er über sechs Jahr lang als Pfarrer amtete, gelernt, wie gut man die Menschen per Radio erreichen kann. Als dann im Jahr 2011 der Emmentaler Lokalsender Neo zwei einzugehen drohte, griff er zu. Für 100 000 Franken, die er von einer Stiftung und von der ökumenischen Medienkommission bekam, kaufte er den maroden Sender. Schon damals brachte das Spartenradio Ländlermusik und geistliche Sendungen, war aber kommerziell ausgerichtet. Was nicht gut gehen konnte. Der Kreis der Ländlerfreunde rund ums Emmental ist zu klein.
Lauper setzt nun auf die grosse Weltkarte. Seit einem Jahr ist Radio Heimatklang über Satellit , Kabel und Internet überall empfangbar. Und kommt an. Bis 25 000 Hörerinnen und Hörer schalten täglich ein. Aus der ganzen Schweiz kommt Fanpost, viele Auslandschweizer lindern mit dem urchigen Naturjodel ihr Heimweh. Kürzlich hörte Lauper von einer Bar im US-Bundesstaat Montana, in der sein Sender die Cowboys zum «Bödele» bringt.
Heute predigt er vor 25 000 Zuhörern
Ohne in die Niederungen des volkstümlichen Schlagers abzugleiten, surft Radio Heimatklang auf dem Boom der neuen Schweizer Volksmusik. Immer erfolgreicher, denn immer mehr Menschen entdecken ihre traditionelle Kultur. Der Verein Radio Heimatklang bekommt 20 neue Mitglieder pro Tag. Das ist viel, muss aber auch so weitergehen, denn nur, wenn bis Ende Jahr 6000 Mitglieder zusammenkommen, ist die Finanzierung des Betriebs gesichert.
Bis Ende März will Lauper 1500 Mitglieder haben. Deshalb legt er sich jetzt kräftig ins Zeug. Zwängt den Pressetermin zwischen die Beerdigungen und wandert mit dem Fotografen auf einen Hügel mit Blick ins Emmental. Diese Gegend ist zwar nicht Laupers Heimat, der im Westen von Bern aufwuchs. Aber in Kanada merkte er, dass Heimat einfach dort ist, wo man seine «Würze», seine Wurzeln, hat. Und das ist für Lauper der Alpenraum im weitesten Sinne.
In Nordamerika lernte er auch, dass die Kirchen mit ihren eigenen Radio- und Fernsehstationen viel näher am Volk sind als die hiesige Landeskirche, die immer mehr Gläubige verliert. Das Modell faszinierte Lauper, und nach seiner Rückkehr in die Schweiz baute er sich seine Kanzel nicht nur in Eggiwil auf, wo um die 50 Menschen in den sonntäglichen Gottesdienst kommen, sondern auch im Radio. Und predigt nun vor 25 000 Zuhörerinnen und Zuhörern.
Aschis Gaschtig:
Marc Lauper ist am Montag Gast in der Talkshow "Aschis Gaschtig" in der kulturfabrikbigla, zusammen mit BERN-OST-Chef Res Reinhard.