Stettlen - Lorenz Hess räumt das Feld
Die Mission impossible von BDP-Nationalrat Lorenz Hess ist zu Ende: Er zieht seine Kandidatur für das Präsidium des Schweizerischen Gewerbeverbands definitiv zurück.
Dominik Balmer, Berner Zeitung BZ
Der Berner BDP-Nationalrat Lorenz Hess will nicht mehr Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV) werden. Das gab Toni Lenz, Präsident der grössten SGV-Lokalsektion Berner KMU, an der gestrigen Delegiertenversammlung im Berner Rathaus bekannt. Lenz sagte, dass sich der leitende Ausschuss des Berner Gewerbeverbands und Hess gestern Morgen gemeinsam zum Rückzug entschieden hätten.
Vor kurzem hat das Parlament des SGV – die 99-köpfige Gewerbekammer – beschlossen, dass sie allein den Freiburger SVP-Nationalrat Jean-François Rime nominiert. Effektiv bestimmt wird der höchste Gewerbler der Schweiz schliesslich Ende Mai am Gewerbekongress, der dieses Jahr in Bern stattfindet. Rimes Wahl gilt als eine Formsache.
Hess ist allerdings nicht erst in der Gewerbekammer durchgefallen, sondern bereits der SGV-Vorstand hatte ihn in einer Vorauswahl nicht berücksichtigt. Dass er nun trotzdem bis gestern an seiner praktisch chancenlosen Kandidatur festhielt, begründete Präsident Lenz wie folgt: Der leitende Ausschuss von Berner KMU habe erst gestern getagt. Und diese Sitzung habe Hess abwarten wollen. Dahinter stecke «keine Taktik», betonte Lenz. Denn Hess sei stets «sehr motiviert» gewesen – mit zu Beginn durchaus realistischen Chancen aufs Präsidium.
Der Rückzug sei für ihn «kein Debakel», betonte Hess, der gestern nicht an der Delegiertenversammlung teilnahm. Und er ziehe sich «erhobenen Hauptes» zurück – schliesslich habe er es in der Ausmarchung mit drei amtierenden SGV-Vorstandsmitgliedern zu tun gehabt.
Das dürfte denn auch einer der Gründe sein, warum sich Hess nicht durchgesetzt hat: Der Ex-Grossrat ist zwar im Kanton Bern bestens vernetzt, nicht aber auf nationaler Ebene im SGV. Vor allem SVP-Nationalrat Rime, derzeit SGV-Vizepräsident, hat diesbezüglich sicher Vorteile.
Nicht zuletzt dürfte aber auch eine politische Komponente mitgespielt haben, wie mehrere Berner KMUler vermuten. Denn die Neubesetzung des SGV-Präsidiums wurde erst nötig, weil SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger im Zuge einer Erbschaftsaffäre zurückgetreten war. Hätte der SGV nun einen BDP-Mann an die Spitze gehievt, hätte dies bei der SVP wohl böses Blut gegeben.
Übergangen werden die Berner Gewerbler trotzdem nicht: So soll Präsident Lenz demnächst im SGV-Vorstand Einsitz nehmen, wo er Kathrin Anderegg ersetzt. Die langjährige Präsidentin von Berner KMU will ihren Posten nun auch im nationalen Verband aufgeben.
