Stettlen - Kochen – bis zu 23 Stunden am Tag
Mit nicht einmal 21 Jahren kocht Lukas Gerber bereits für internationale Stars und ist im Militär für 60 Küchenchefs zuständig. Nun bereitet er sich mit der Juniorennationalmannschaft auf die Olympiade der Köche vor.
Normalerweise trägt der junge Mann aus Stettlen den Kochanzug des Palace Hotel Gstaad. Nicht weniger als 73 Köche arbeiten dort. Die Zutaten, die sie verwenden, kosten pro Kilo manchmal gegen 1000 Franken. «Es wäre fatal, zum Beispiel einen Hummer zwei Minuten zu lange zu kochen», sagt er. Schliesslich zahlen die Gäste – zu denen Madonna, Paris Hilton, Roger Moore und viele andere Berühmtheiten gehören – dafür, dass alles perfekt ist. Eine sehr spannende Arbeit sei das, schwärmt Gerber, aber auch eine anstrengende: Während der Saison arbeitet man pro Tag um die 16 Stunden, an Silvester waren es sogar 23 Stunden. «Dafür hat man unter der Woche frei und dann die Skipisten jeweils fast für sich alleine.»
Erfurt, Brüssel, Lyon
Seine positive Einstellung und sein Talent sind auch den Verantwortlichen des Schweizer Kochverbandes aufgefallen. Sie haben Lukas Gerber in die Juniorennationalmannschaft berufen, die im Oktober an der Olympiade der Köche in Erfurt teilnimmt (siehe Kasten). Zudem konnte er kürzlich als Commis – Assistent – des Tessiners Teo Chiaravalotti nach Brüssel ans europäische Finale des «Bocuse d’Or» reisen. Dort erkochte sich das Duo den siebten Rang und qualifizierte sich für das Weltfinale in Lyon.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Als Vorbereitung für den «Bocuse d’Or» reiste Lukas Gerber von seinem Arbeitsort Gstaad immer wieder zu gemeinsamen Trainings nach Lugano, Crissier oder Biel. Mit der Nationalmannschaft stehen ebenfalls regelmässige Treffen auf dem Programm, das nächste an diesem Wochenende. Ohne die Unterstützung des Palace und der Armee, die ihn für die Trainings früher gehen lassen, ginge das kaum. Auch nicht ohne das Verständnis der Freundin, die ebenfalls als Köchin arbeitet.
Schon fast Kunst
Lukas Gerber wohnt in Stettlen bei seinen Eltern und den beiden jüngeren Brüdern. Wobei «wohnen» fast übertrieben ist: «Oft bringe ich nur kurz die Wäsche nach Hause und muss gleich wieder gehen», berichtet er. Die Mutter übernimmt das Waschen, und auch der Vater hilft immer wieder. Er konstruierte beispielsweise eine Holzschablone, damit Lukas Gerber die Spargelstücke für eine Tarte d’asperge exakt drei Zentimeter lang schneiden konnte. Alle genau gleich.
«Was wir Köche machen, ist manchmal schon fast Kunst», sagt Lukas Gerber. Dieser Kunst will er in der nächsten Wintersaison wieder im Palace Gstaad frönen. Später könnte er sich auch vorstellen, einmal eine Stelle im Ausland anzunehmen. Angebote aus Hongkong und Shanghai hätte er jedenfalls bereits.