Stettlen - Kampfwahl um Sitz im Gemeinderat
Um den freiwerdenden Sitz im Gemeinderat Stettlen bewerben sich zwei Parteilose. In ihrer politischen Haltung unterscheiden sich der Ingenieur und die Juristin trotzdem.
Es war ein überraschender Rücktritt. Nach seiner Wiederwahl und kurz vor Beginn der Legislatur schmiss der parteilose Stettler Gemeinderat Urs Zimmermann Anfang dieses Jahres den Bettel. Als Grund nannte er "unterschiedliche Auffassungen und Wertehaltungen mit einzelnen Mitgliedern des Gemeinderats und der Verwaltung". Wegen der Corona-Pandemie wurde die ursprünglich auf Mai angestzte Ersatzwahl auf den Herbst verschoben. Um den freiwerdenden Sitz bewerben sich nun zwei Parteilose.
Juristin
Sandra Knopp Pisi (56) ist Juristin und Anwältin und arbeitet nach einer rund 10-jährigen Kinderpause seit fünf Jahren beim Bundesamt für Energie als Spezialistin für Kernenergierecht. Als solche befasst sie sich zum Beispiel mit der Haftpflicht und dem Opferschutz im Fall von Atomunfällen.
Engagiert
Während mehrerer Jahre war sie in der – mittlerweile abgeschafften – Bildungskommission, engagierte sich aber auch im Elternrat und als Jugendleiterin im Turnverein. "Ich bin eine Person, die gerne mitgestaltet und nicht nur für sich schaut", erklärt sie ihre Motivation. Auch Neugierde spiele eine Rolle. "Ich würde mich freuen, hineinzusehen und zu schauen, was es alles so braucht, damit eine Gemeinde funktioniert."
"Jetzt wäre ich bereit dafür"
Politisch würde sich Knopp Pisi am ehesten bei den Grünen oder allenfalls im rechten Flügel der SP sehen. In einer Partei war sie aber nie. "Ich könnte hinter keinem Parteiprogramm zu 100 Prozent stehen. Aber ich gehe immer wählen." Über eine Kandidatur für den Gemeinderat habe sie immer wieder nachgedacht und sei auch mehrmals angefragt worden. "Aber als die Kinder klein waren, hatte ich schlicht nicht genug Zeit. Jetzt wäre ich bereit dafür", sagt sie. Sandra Knopp Pisi lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Stettlen.
Bürgerlich
Auch der zweite Kandidat beschäftigt sich beruflich mit Energiethemen und ist in keiner Partei. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. "Ich bin klar bürgerlich", sagt Samuel Leupold (50) über sich. Ein besonderes Anliegen sind ihm die Finanzen. "Eine Gemeinde sollte nicht zu viele Schulden machen."
Mithilfe des Einzelnen
Seine Motivation sei die Unterstützung des politischen Systems der Schweiz. "Die demokratischen und dezentralen Strukturen sind es wert, gepflegt zu werden und leben von der Mithilfe von einzelnen." Seit Kurzem ist Leupold in der Tiefbaukommission der Gemeinde, sein erstes politisches Amt.
Ingenieur
Samuel Leupold ist Berater für erneuerbare Energien. Von 2012 bis 2018 lebte er mit seiner Familie in Kopenhagen und war CEO (Geschäftsführer) einer Firma, die "offshore", also auf dem freien Meer, Windenergieanlagen baut. "Ich habe Erfahrung mit Infrastruktur und mich mein Leben lang auch mit Finanzen beschäftigt", zieht er eine Verbindung zu seiner Kandidatur. Samuel Leupold ist ebenfalls verheiratet und hat zwei Kinder, allerdings noch im Schulalter.