Stettlen - Im Rosengarten wachsen Intrigen

Die Singspielgruppe Worblental zeigte bis gestern in Stettlen E. T. A. Hoffmanns «Liebe und Eifersucht». Dank Rosen finden sich Paare. Das Ensemble hat die Blumen für seine Leistungen verdient.

Peter Steiger, Berner Zeitung

Eigentlich sollten in Opern nur Profis auf der Bühne stehen. Die Singspielbühne Worblental zeigt aber, dass es auch anders geht. Das Projekt klappt, weil alle Laien eine grundsolide Gesangsausbildung haben. Die Singspielbühne Worblental hat seit 2001 elf Werke aufgeführt. Am vergangenen Wochenende präsentierte das Ensemble in der Aula der Schule Stettlen «Liebe und Eifersucht» von E. T. A. Hoffmann. Das 1807 entstandene Werk war lange verschollen und kam erst 2008 in München vors Publikum. Die Singspielbühne bot die Oper als Schweizer Erstaufführung. Hoffmann (1776–1822) war ein talentierter Tausendsassa: Jurist, Zeichner, Autor und Komponist. Heute ist er weniger durch seine eigenen Werke als durch Jacques Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen» bekannt. Die Oper beruht auf mehrerer Erzählungen von Hoffmann.

 

Müntschi statt Kuss

 

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann war Mozart-Verehrer. Aus Zeichen seiner Bewunderung ergänzte er die Reihe seiner Vornamen mit Amadeus. Die Nähe zum grossen Vorbild spürt man auch bei «Liebe und Eifersucht». Die Arien, Duette und Chorpartien erinnern an sein Idol. Die Verwechslungskomödie in drei Akten beruht auf einer Erzählung von Pedro Calderón. Das deutsche Libretto stammt von August Wilhelm Schlegel. Die Singspielbühne hat die Texte zwischen den Gesangsteilen ins Berndeutsche übertragen. Sie will das Werk damit «einem breiteren Publikum zugänglich machen», wie es im Programmheft heisst. Dass der Liebhaber der Angebeteten jetzt keinen Kuss, sondern ein Müntschi geben will, ist sympathisch. Die Adaption ändert aber nichts daran, dass «Liebe und Eifersucht» eine derart komplizierte Handlung hat, dass man den Überblick verliert. Vier Frauen und fünf Männer intrigieren am Hof eines Herzogs. Unübersichtlich oft kommen Rosen, Schärpen und Briefe in neue Hände, bis sich endlich geeignete Paare finden.

 

Statik statt Bewegung

 

Hans Ulrich Grütter hat als musikalischer Leiter der Singspielbühne das Werk einstudiert und begleitet es am Klavier. Alexander von Weissenfluh ist sowohl Sänger wie auch Regisseur und Bühnenbildner. Bei seiner etwas starren Inszenierung stehen die Akteure gar oft bewegungslos an der Rampe. Im Ensemble fällt Daniel Bösiger als agiler Enrico auf. Manuela Wanner beeindruckt als stimmstarke Cloris. Und Christian Morf überzeugt als ausdrucksvoller Fabio.


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Erstellt: 09.09.2013
Geändert: 09.09.2013
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