Stettlen - «Helfen gehört doch zum Anstand»

Wo 70 Bäume gefällt werden mussten, weil sie durch Paintball-Einschläge geschädigt wurden, gedeiht es wieder. Jäger pflanzten 540 junge Bäumchen. Die Paintballer wollen die Fläche fünf Jahre lang pflegen.

Thomas Uhland / Berner Zeitung BZ
Rund ein Dutzend Männer und ein paar Kinder sind am Samstag Morgen auf den Dentenberg zwischen Gümligen und Stettlen gekommen. Es sind zumeist Jäger, die auf der Kahlschlagfläche von Bauer Christian Oppliger junge Bäumchen pflanzen. «Hier können wir zeigen, dass wir mehr können als nur schiessen», sagt Hans Mathys, zuständiger Sektorchef der Jäger. Denn die Zahl der Hegeaufgaben wie eben das Wiederaufforsten oder die Rettung von Rehkitzen während der Heusaison überwöge die der Jagdaufgaben bei weitem.

Nötig wurde die Wiederaufforstung wegen der Schäden, welche einige junge Paintballer vor ein paar Jahren hier angerichtet hatten. Sie hatten ihr Spiel mit dem Einverständnis von Waldbesitzer Christian Oppliger gespielt. Doch die Farbkugeln setzten den Bäumen so sehr zu, dass die ganze Waldfläche geräumt werden musste.

Zwei kamen zur Arbeit

An einem Baum der Nachbarparzelle ist noch die Spur eines Paintball-Einschlags zu sehen: eine handtellergrosse Fläche, bei der die Rinde weggeschlagen ist. «Wir hätten nicht gedacht, dass unser Spiel zu solchen Schäden führt», sagt Urs Kräuchi, der in Oppligers Parzelle Löcher hackt, in welche die Bäumchen gesetzt werden. Er ist einer von nur gerade zwei Paintballern, die zur Pflanzaktion erschienen waren. Und er war der Initiant der Spielergruppe, die damals alle um die 16 Jahre alt waren. «Hätten wir es gewusst, hätten wir bestimmt nicht gespielt.» Heute spielt er zwar noch ab und zu, aber nur noch in für Paintball eingerichteten Hallen.

70 Bäume gefällt

1965 wurden die Bäume – meist Rottannen – gepflanzt. Wie gross sie inzwischen wären, lässt sich an den benachbarten Waldstücken sehen: Stattliche, schön gewachsene Bäume, doch auch ein Laie sieht, dass die Bäume noch zu dünn sind, um als Bauholz zu dienen. Etwa 70 Bäume von Landwirt Oppliger mussten vorzeitig gefällt werden und wurden weit unter dem Preis verkauft. Der Erlös habe gerade gereicht, um die 540 Baumsetzlinge zu kaufen, mit denen nun die Fläche von etwas über einem halben Hektar bepflanzt wurde, sagt der Besitzer.

Nicht nur Finanzen

Nachdem es sich gezeigt hatte, dass die Bäume gefällt werden mussten, hatten sich die jungen Männer sofort bereit erklärt, für den Schaden geradezustehen. «Doch mit einer finanziellen Entschädigung allein ist der Natur nicht geholfen», betont Revierförster Ueli Hegg. Neben den Kosten bringt die Neuanpflanzung für den Waldbesitzer vor allem viel Aufwand mit sich: Während mindestens fünf Jahren müssen die Bäumchen regelmässig von Gestrüpp und Dornen befreit werden. Darum sorgten die Jäger nun für die Anpflanzung.

Die einstigen Paintballer hingegen wollen sich mindestens während der nächsten fünf Jahre um die Pflege der Jungbäume kümmern. Eine langfristige Verpflichtung der jungen Männer, doch: «Dass man hilft, gehört doch einfach zum Anstand», sagt Kräuchi.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 19.04.2010
Geändert: 19.04.2010
Klicks heute:
Klicks total: