Stettlen - Ein schöner Dorfkern für die "Strasse mit Häusern"
Letzte Woche lud die Gemeinde Stettlen unter dem Titel "Wie weiter rund um die Post und den Ortskern Stettlen?" zu einer Infoveranstaltung ein. Informiert wurde über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, welche die Gemeinde im Frühling in Auftrag gegeben hatte. Diese schlägt vor, das alte Postgebäude abzureissen und durch zwei Neubauten zu ersetzen. Welche Geschäfte dort einziehen, wer die geplante Postagentur führen und wer das ganze Projekt finanzieren wird, ist noch offen.
Die Frage, wie es mit der Post in Stettlen weitergeht, was aus dem Grundstück rundherum wird und ob die lokalen Einkaufsmöglichkeiten erhalten bleiben, beschäftigt. Fast 200 Leute fanden letzte Woche den Weg in die Aula Bleiche, ein Teil musste gar stehen.
Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP) und Gemeindeschreiberin Verena Zwahlen präsentierten die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die die Gemeinde im Frühling in Auftrag gegeben hatte. Anstoss gegeben hatten unter anderem das vom Kanton geplante Tempo 30 auf der Bernstrasse, die drohende Poststellenschliessung und die sich anbahnende Konkurrenz durch künftige Einkaufsangebote im Bernapark. Das Ziel ist ein attraktiver, belebter Dorfkern mit Einkaufsmöglichkeiten und einer Postagentur.
Zügelt auch die Feuerwehr?
Die Studie empfiehlt den Abbruch des bestehenden Postgebäudes und die Errichtung von zwei neuen Häusern. In die Überlegungen mit einbezogen wurden auch das Gebäude der Bantiger Elektro AG, das in Privatbesitz ist, und die Zukunft des Feuerwehrmagazins, das aktuell im Untergeschoss der Post ist. Ersteres soll bestehen bleiben, das Feuerwehrmagazin hingegen könnte möglicherweise dereinst gemeinsam mit dem Werkhof in die Industrie Schwandi zügeln. Damit würde weitere Fläche frei im Postgebäude bzw. in den beiden Bauten, die es ersetzen sollen. Momentan ist der Werkhof im Bernapark eingemietet, wo die Gemeinde, so tönt Hess an, einen nicht unbedeutenden Mietzins zahle.
Die Bantiger Elektro AG könnte sich ihrerseits vorstellen, ihre Ladenfläche für andere Nutzung freizugeben, sofern sie das Lager in das Feuerwehrmagazin und die Büros in neue Räumlichkeiten zügeln könnte. In den Obergeschossen der Neubauten wäre Platz für 2'500 m2 Wohnfläche. Das Stockwerk, das momentan von der Post belegt ist, möchte die Gemeinde kaufen. Mit Einbezug der Bantiger AG und mit Wegzug der Feuerwehr würden damit insgesamt fast 4000 m2 Laden- und Gewerbefläche entstehen.
Seitens der Geschäfte im Dorf bestehe Interesse, ins Dorfzentrum zu zügeln, erklären Hess und Zwahlen. Bei der Bäckerei habe es zum Beispiel viel zu wenige Parkplätze, wodurch ihr die Autopendler-Laufkundschaft fehle. Im Gespräch ist die Gemeinde auch mit Detailhändlern wie Volg. "Für Volg würde sprechen, dass dort das Konzept den Verkauf von lokalen Produkten vorsieht.“
Ein "anständiger" Investor?
Eine grosse Unsicherheit betrifft noch die Finanzierung und Realisierung. Da die Wohnungen "bezahlbar" sein sollen und da sich mit Ladenfläche im ländlichen Raum kaum Geld verdienen lässt, braucht es einen Geldgeber oder eine Geldgeberin mit mehr im Sinn, als den Profit zu maximieren. Ein "anständiger" Investor müsste es sein, vielleicht sogar ein gemeinnütziger. Die Gemeinde möchte das Gelände im Baurecht abgeben.
Aus dem zahlreichen und vorwiegend älteren Publikum gab es wenig Einwände gegen die Pläne, die, wie Hess und Zwahlen mehrfach betonten, eigentlich noch keine Pläne, sondern eben nur eine Studie sind. Fragen betrafen den Verkehr und die Parkplätze, von denen es wegen der zusätzlichen Wohnungen ja mehr brauche. Dazu meinte Hess, so nah beim Bahnhof sei auch eine Überbauung mit wenig oder gar ohne Autos möglich. Zudem seien primär Alterswohnungen geplant.
Mehrere Wortmeldungen fragten nach Varianten. Ein Mann wollte wissen, ob man das Gebäude nicht stehen lassen könnte, schliesslich sei es erst um die vierzig Jahre alt. "Eine Sanierung wäre zu teuer und würde sich nicht rechnen", so die Antwort Hess' . Die Studie habe aber verschiedene Varianten gerechnet. "Die Sanierung des bestehenden Gebäudes wäre die schwächste Variante, die auch am wenigsten Ladenfläche bringen würde. Aber ja, vielleicht kommt am Ende trotzdem diese raus!"
Rolle der Gemeinde ist noch unklar
Ein anderer Teilnehmer fragt, ob auch eine nicht kommerzielle Nutzung in Frage käme. "Ein echter Begegnungsort in diesem Dorf, das fast nur eine Strasse mit Häusern dran ist." Dazu meinte Hess, die Gemeinde habe wohl nicht das Geld, "selber etwas hinzustellen." Auch sei der Charakter des Dorfes durch die Topografie ein Stück weit gegeben. "Stettlen ist und bleibt ein "Strassendorf". Die Frage ist, ob es auch hier oben lebendig bleibt, oder ob sich alles zum Bernapark hin verlagert." Allgemein müsse die Rolle der Gemeinde aber noch definiert werden.
"Es ist ein komplexes Projekt", sagt Lorenz Hess. Vor allem, weil so viel zusammen hänge. Über den Rückkauf des Post-Stockwerks und vermutlich auch über den Baurechtsvertrag muss die Gemeindeversammlung entscheiden. Auch wird es voraussichtlich eine Überbauungsordnung geben, die ebenfalls vom Stimmvolk genehmigt werden muss. Auch ein allfälliger Umzug der Feuerwehr müsste noch bewilligt werden. Trotzdem geht die Gemeinde von einem optimistischen Zeitplan mit Baustart 2022/2023 aus. Denn klar ist für Hess: "Wenn wir dort etwas machen wollen, dann jetzt!" Keinen Zeitdruck gibt es zurzeit vonseiten der Post. Da die Gemeinde daran ist, eine passende Lösung zu organisieren, wird sie mit der Schliessung zuwarten.