Stettlen - Ein Schrottlagerplatz, den es nicht geben dürfte
Die Berner Recyclingfirma Salvi AG betreibt in Stettlen ohne Bewilligung einen Lagerplatz. Die Behörden wollen nun handeln. Auch am Hauptsitz in Bern ging gegen die Firma eine Anzeige ein.
Verrostete Motoren, alte Pneus und Alu- oder Metallspäne liegen in teils rostigen Mulden. Auf dem Boden hinter einem leeren Anhänger liegt ein Berg Büchsen, nicht nur Coca-Cola-Dosen, sondern auch eine Menge Undefinierbares. Die Container und Mulden stehen unter freiem Himmel auf einem umzäunten Platz. Regenwasser rinnt aus den grossen Behältnissen. Neben einem der Container ist eine milchige Pfütze zu sehen. Bei einem gefüllten Container ist schon von der Strasse her ein Loch sichtbar. So sieht es auf dem Areal an der Flugbrunnenstrasse in Stettlen aus. Hinter dem Platz verläuft der Riedlibach.
Keine Bewilligung
Die Salvi AG betreibt am Libellenweg im Osten Berns eine Recyclingfirma. Auf dem Platz in Stettlen lagert das Unternehmen theoretisch nur leere Container. Dafür braucht es von der Gemeinde Stettlen keine Bewilligung, wie der Bauverwalter Peter Masciadri bestätigt. Nur: Die Container sind nicht alle leer. Etwa die Hälfte der Mulden ist mit Schrott gefüllt, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.
Jacques Ganguin vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall bestätigt, dass keine abfallrechtliche Bewilligung für die Lagerung von Schrott auf dem Platz in Stettlen erteilt wurde. Peter Masciadri, Bauverwalter von Stettlen, weiss dies. Er sagt aber: «Wir gingen bisher davon aus, dass die Mulden leer sind.» Der Platz wird schon seit über zehn Jahren von der Salvi AG genutzt, wie Co-Leiter Luigi Salvi erklärt. «Materialien, für die wir eine Bewilligung bräuchten, lagern wir aber keine in Stettlen», betont er. Die meisten Mulden seien nur für kurze Zeit dort. Auch die verrosteten Motoren am Rand des Areals seien nur zwischengelagert und würden bald abtransportiert.
«Kein Schaden für Umwelt»
Nachdem sich Peter Masciadri gestern vor Ort ein Bild gemacht hat, weiss er: «Auf dem Areal befinden sich Abbruchautos und Bagger.» Diese ausgedienten Fahrzeuge dürften während maximal eines Monats zwischengelagert werden. Für ihn ist nach dem Augenschein klar, dass entweder bauliche Massnahmen nötig seien «oder der Zustand mit leeren Mulden wiederhergestellt werden muss». Masciadri betont aber, dass «aus meiner Sicht kein Schaden für die Umwelt entstanden ist».
Verurteilen will die Salvi AG niemand. Auch Stettlens Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP) nicht: «Für mich ist entscheidend, dass rasch eine rechtliche Grundlage geschaffen wird.» Bauverwalter Masciadri wie auch Luigi Salvi betonten gestern, dass sie miteinander Kontakt aufnehmen wollen.
Es wird eng
In Bern geschäftet die Salvi AG seit mehreren Generationen. Hier, am Libellenweg, türmen sich Metallteile, Motoren und Kabel zu einem Berg. Wenn die Lastwagen auffahren, wird es auf der angrenzenden Strasse bisweilen eng. Zudem wird am Strassenrand derzeit auch noch gebaut; mit dieser Baustelle hat die Salvi AG aber nichts zu tun. Die Anlieferer halten zum Teil auf der öffentlichen Strasse, um ihre Materialien auf den Platz zu kippen. Das störe im Quartier einige, bestätigen mehrere Nachbarn, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen.
Ein Nachbar hat gegen die Salvi AG nun eine Anzeige gemacht. Er äussert sich – «wegen des laufenden Verfahrens» – nur zurückhaltend. Fest steht aber: Der Grund für die Anzeige sind Verkehrsprobleme wegen der Lastwagen. Ein Unternehmer aus dem Quartier berichtet, er habe schon platte Reifen gehabt, weil Teile aus der Recyclingfirma auf der Strasse gewesen seien.
Luigi Salvi kontert: «Wir sind Schrotthändler. Materialien wie Nägel und Schrauben, welche die Pneus beschädigen könnten, haben wir nicht.» Luigi Salvi ist enttäuscht von seinen Nachbarn, die sich an die Medien wenden: «Wir haben alle nötigen Bewilligungen für unsere Recyclingfirma.»
Verunreinigtes Wasser?
Für die Lagerung von Schrott in Stettlen liegt keine Betriebsbewilligung vor. Es ist nicht klar, wie gefährlich die Flüssigkeiten sind, die hier im Naturboden versickern können. Bei der milchigen Pfütze neben einem Container beispielsweise könnte es sich um eine verdünnte Emulsion handeln, die beim Zuschneiden von Metallen als Kühlungsmittel eingesetzt wird. Das vermutet auch Jacques Ganguin vom Amt für Wasser und Abfall.
Die Emulsion dürfte aus einem der Container stammen. In diesen befinden sich «Metallspäne, die rostig aussehen», sagt Ganguin, nachdem er die Bilder des Lagerplatzes in Stettlen gesehen hat. Dass sich Aluminium- oder Metallspäne auf dem Platz in Stettlen befinden, verneint Luigi Salvi. «Die Späne sind mit etwas über einem Franken pro Kilo wertvoll.» In Stettlen könnten sie leicht geklaut werden, daher seien auch keine dort.