Stettlen - E-Shop hilft dem Image, nicht der Kasse

Er läuft seit dem März und das überhaupt nicht gut: der Online-Laden der Stettler Detaillisten. Das Angebot wird zwar vielseitig gelobt und ausgezeichnet, aber kaum genutzt. Einstellen will man den E-Shop dennoch nicht.

Samira Zingaro, Berner Zeitung BZ
Diese Woche hat die Gemeinde Stettlen eine aktuelle Mitteilung auf ihre Webseite geschaltet. Das Infoblatt an die Bürger, rührt der Gemeinderat die Werbetrommel, würde künftig auch über den E-Shop Stettlen berichten. Der Online-Laden sei «innovativ» und «zukunftsgerichtet». Zu guter Letzt: «Damit bleibt unser Dorf lebenswert und lebendig.» Einmal mehr macht sich die Gemeinde für den Shop stark. Seit einem halben Jahr spannen fünf Detaillisten des Berner Vororts zusammen und bieten ihre Ware auch übers Internet feil. Mit der Plattform wollten die Gewerbler gegen das «Lädelisterben» ankämpfen und Lidl, Aldi & Co. die Stirn bieten (wir berichteten). Die Idee bringt Anerkennung – so kürte ein Lifestyle-Magazin das Stettler Angebot zu den «100 nützlichsten E-Shops der Schweiz».

Gerade mal eine Bestellung
 
Lob ist das eine, Geld das andere. Umsatzzahlen nennt keiner der Detaillisten. «Die sagen nichts aus», erklärt Gertrud Gautschi von der gleichnamigen Bäckerei-Konditorei. So würden Kunden in anderen Mengen Fleisch einkaufen als Brot. Die Bestellungen tröpfeln bei Gautschis unterschiedlich rein. «Manchmal sind es drei Aufträge die Woche, manchmal keine.» Sie habe damit gerechnet, dass der Shop zu Beginn nicht boomen würde: «Es braucht eine Anlaufzeit.» Diese Meinung teilt man im Blumengeschäft Prismaflor. «Wir befinden uns in der Anfangsphase», lässt eine der Geschäftsführerinnen verlauten. Doch es laufe nicht gut. Um Blumen zu verschicken, würden die Kunden Firmen wie Fleurop präferieren. Um einen Strauss für sich zu kaufen, wollten sie die Blumen vor sich sehen. Gerade mal eine Bestellung in dem halben Jahr konnte die Drogerie Dropa laut Chefin Alice Eicher verbuchen. Aus gesetzlichen Gründen darf sie keine Medikamente – auch nicht rezeptpflichtige – verschicken. «Deshalb führe ich online ein beschränktes Sortiment.» Auch Elsbeth Julier vom «Maxi Lebensmittel» hat sich vom Online-Geschäft mehr versprochen. Rund zwei Bestellungen gingen monatlich ein – der letzte Auftrag erfolgte vor einem Monat. «Ich bin enttäuscht», sagt Julier. Doch denke sie nicht daran, das Konzept aufzugeben. «Man spricht darüber, das hilft uns wiederum.» Die Metzgerei Probst, auch sie im Verbund, hat zurzeit Betriebsferien.

Werbeeffekt «gewaltig»
 
Laut WeServe AG – die Firma setzt den Shop technisch um – verbucht der Online-Laden 20 bis 80 Klicks im Tag. «In der Startphase wurde die Seite mehrere hundert Mal täglich angewählt», weiss Philipp Stucki, Mitinhaber von WeServe. Der Vergleich zum Goliath: Coop zählt 6000 bis 8000 Besucher täglich. Laut Sprecherin Sabine Vulic gehen pro Tag über 1000 Bestellungen ein, 10 Prozent davon stammen aus der Region Bern. Dass die Anfangsphase in Stettlen «harzig» werde, habe man erwartet, sagt Stucki. «Der Imagegewinn aber ist gewaltig.» Man kenne den Shop, und somit auch die Detaillisten, über die Ortsgrenze hinaus.

www.eshop-stettlen.ch

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 10.10.2009
Geändert: 10.10.2009
Klicks heute:
Klicks total: