Stettlen - Der Gemeindepräsident auf der Honorarliste des Grossinvestors
Stettlens Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP) hatte bis vor einem Jahr ein Mandat der Bernapark AG – des grössten privaten Akteurs in der Gemeinde.
Die Überbauung des Bernaparks würde Stettlen fundamental verändern. Das kann für den Berner Vorort eine Chance sein – der notwendige Ausbau der Infrastruktur birgt aber auch Risiken.
Umso erstaunlicher mutet an, dass Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP) bis vor einem Jahr für die Bernapark AG tätig war. Eine Internet-Archiv-Recherche zeigt: Noch Ende Juni 2014 waren der Bernapark und die Schlossberg Thun AG – ein anderes Projekt von Hans-Ulrich Müller – Kunden von Stoll, Hess und Partner. Hess war Partner und stellvertretender Geschäftsführer dieser Firma, die per September 2014 von Furrerhugi – der zweitgrössten Schweizer PR-Agentur – übernommen wurde. Hess werde weiterhin seine angestammten Kunden betreuen, hiess es damals.
«Ich habe von beiden Institutionen kein Mandat mehr», sagt Hess heute. In beiden Fällen sei es um kleinere Aufträge gegangen, «für den Bernapark machten wir einen Flyer». Laut Hess wollten die Initianten um Investor Müller Informationen zum Projekt aufbereiten. «Dazu kannten wir zwangsläufig die Fakten am besten.» Dennoch habe er darauf geachtet, dass er das Mandat nicht selber betreue, und heute würde er von der Bernapark AG gar keines mehr annehmen. «In der konkreten Planungsphase für das Projekt ginge das nicht mehr, das ist klar.»
Als sich Stoll, Hess und Partner von Furrerhugi einverleiben liess, seien alle Angestellten und die meisten Mandate von Furrerhugi übernommen worden, erläutert Hess. Er selber sei auf eigene Rechnung für die damals neu gegründete Firma Furrerhugi.advisors tätig und habe mit diesen früheren Mandaten nichts mehr zu tun. Das Stammhaus Furrerhugi indes ist immer noch für das Grossprojekt in seiner Gemeinde tätig: «Für den Bernapark gestaltet Furrerhugi weiterhin den sporadisch erscheinenden Flyer, vom Schlossberg hat Furrerhugi kein Mandat mehr.»
Während der Lobby-Debatte der letzten Wochen wiesen Lobbyisten gern darauf hin, dass Mitglieder der Schweizerischen Public Affairs Gesellschaft (SPAG) ihre Mandate publizierten. Für den eidgenössisch diplomierten PR-Berater Hess gilt dies aber nicht. «Weil ich keine Public Affairs Agentur betreibe, bin ich auch nicht SPAG-Mitglied», sagt Hess.