Stettlen - Das kleinste Kino und die jüngsten Betreiberinnen

Das kleinste Kino der Region wird von sechs Stettler Freundinnen betrieben. Es gibt echte Kinosessel, Popcorn und auch mal Streit.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost
Worb hat ein Kino, Konolfingen hat eines und seit zwei Monaten auch Stettlen, allerdings ein winziges: Gerade mal zehn Gäste haben Platz. Das Mini-Kino befindet sich im ehemaligen Bahnwärterhüsli an der Kirchgasse, in den Räumlichkeiten der offenen Jugendarbeit Stettlen-Vechigen. Betrieben wird es von sechs Freundinnen. Natascha Oberli, Alma Jameh, Rebecka Ritter, Carina Bucher, Britney Grunder und Melina Paducci sind alle zwischen 13 und 14 Jahre alt und besuchen gemeinsam die 7. Klasse.
 
"Wir möchten alle mal hierhaben"
 
Das Cinema Black & Red haben sie selber eingerichtet, sogar echte Kinosessel konnten sie auftreiben. Ausser Melina haben es alle geschafft, sich an einem Samstag Nachmittag Zeit zu nehmen, um BERN-OST von ihrem Projekt zu erzählen. "Wir haben während vier Monaten eingerichtet und gestrichen. Jeden Mittwoch Nachmittag waren wir hier", erzählt Natascha. Vor zwei Monaten feierten sie dann Premiere mit dem Film "Bad Teacher", einer Komödie mit Cameron Diaz.
 
Seither gab es nebst anderem einen Modiabend mit Schminkecke und "Immer Ärger mit 40" und einen Film- und Bastelnachmittag für 1.- und 2.-Klässler inkl. Café für die Eltern. Alma: "Wir wollen alle mal hierhaben." Da es nicht viel Platz hat im Kino, definieren die Betreiberinnen für jeden Anlass eine Zielgruppe, ausserdem muss man sich anmelden.
 
"Beim Streichen artete es einmal aus"
 
Die fünf Freundinnen treffen sich auch jetzt noch jeden Mittwochnachmittag um die nächsten Anlässe zu besprechen. Und wenn grad nichts ansteht, treffen sie sich trotzdem, und "chillen". Gibt es auch Streit? Alma: "Beim Streichen artete es einmal aus, ja. Und kurz vor der Premiere, als wir im End-Stress waren." Auch beim Gestalten des Flyers seien mehrmals die Fetzen geflogen. "Seither machen wir ihn nur noch zu zweit", so die Lösung. "Auch an den Kinoabenden sind jeweils zwei zuständig, die anderen sind als Gäste willkommen, aber dürfen sich nicht einmischen."
 
"Wir machen es nicht nur für uns, aber auch!"
 
Ein Vorurteil über Jugendliche lautet, sie seien bequem und würden am liebsten nur konsumieren. Wie kommt es, dass die sechs selber aktiv wurden? "In Stettlen ist es ein wenig langweilig", sagt Carina. Britney ergänzt: "Wir machen es nicht nur für uns, aber auch." Alma: "Manche Gäste stören sich daran, dass das Kino Eintritt kostet. Aber zwei Franken fünfzig sind wirklich nicht viel." Ausserdem würden sie das Geld sofort wieder investieren. Als nächstes wollen sie eine grössere Popcornmaschine anschaffen.
 
Die fünf Girls sind, völlig zu Recht, stolz auf ihr Projekt und erzählen gerne davon. Allerdings ist an dem Samstagnachmittag nicht von allen etwas zu hören. Sind die Stillen immer so still oder nur dem Besuch gegenüber schüchtern? Die Antwort von der Stillsten kommt prompt: "Ich bin normalerweise ziemlich laut." Alle lachen.
 
 
[i] Eine gute Gelegenheit, das Kino mal anzusehen bietet sich am Tag der offenen Türen des Jugendtreffs 3066 und der offenen Jugendarbeit Stettlen am 6. Juni. Zum BERN-OST Veranstaltungseintrag...
 
[i] Mehr Infos auf der Webseite der Jugendarbeit Stettlen-Vechigen...

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Erstellt: 30.05.2014
Geändert: 30.05.2014
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