Stettlen - 34 Kilometer für ein Klavier

Langstreckenschwimmer Hans-Georg Fiedeldeij steht kurz vor dem Start. Im Rahmen einer Spendenaktion für die Musikschule unteres Worblental versucht er, die Meerenge von Irland nach Schottland zu durchschwimmen.

Stefan Kammermann, Berner Zeitung BZ

«Ich bin in Wartestellung und am Relaxen», sagt Hans-Georg Fiedeldeij. Der Marathonschwimmer aus Stettlen  ist vor drei Tagen im nordirischen Ort Carnalea angekommen. Unweit von dort will er sich in den nächsten Tagen – sobald es die Bedingungen erlauben – ins Wasser begeben und von Donaghadee durch den North Channel  an die schottische Küste in Portpatrick schwimmen. Die rund 34 Kilometer auf offener See will er in etwa 15 Stunden zurücklegen. Um sich an das etwa zwölf Grad kalte Wasser zu gewöhnen, hat der Pflegefachmann unter anderem auch im Oeschinensee ob Kandersteg trainiert. «Bis es so weit ist, gehe ich viel spazieren, und nehme es dann, wie es kommt», erklärt er. Im nordirischen Meerwasser angewöhnen will sich Fiedeldeij nicht. «Ich steige erst dann ins Wasser, wenn es losgeht.»

        

Das Vorhaben von Hans-Georg Fiedeldeij kommt nicht von ungefähr. Er will sich für die Kultur in den North Channel stürzen und mit dieser Aktion Spendengelder für die Musikschule unteres Worblental in Bolligen sammeln. Ziel der Sammelaktion ist es, der Musikschule zu einem neuen Flügel zu verhelfen. «Die Musikschule übernimmt sehr wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. Ich bin auch dankbar, dass meine vier Kinder davon profitieren, jetzt will ich etwas zurückgeben», hat der 49-Jährige kürzlich seine Motivation umschrieben. Spenden kann man entweder einen Pauschalbetrag oder aber einen Betrag pro Stunde.

        

Mit Malerin und Flötenmusik

        

Begleitet wird der Schwimmer von einer Malerin, die auf dem Boot an einem Bild arbeitet, während ein Musiker die Stimmung auf der Flöte improvisierend aufnimmt. Mit dabei sein werden nebst dem Kapitän ebenso ein Lebensretter, ein Filmer und ein Richter. Damit die Kulturschaffenden mit aufs Begleitboot dürfen, mussten sie beim Kapitän einige Überzeugungsarbeit leisten. «Er wird nun ein zusätzliches Rettungsboot mitnehmen», sagt Begleiter und Musiker Jean-Luc Reichel.

        

Nebel, Quallen, Strömung

        

Das Unterfangen wird Hans-Georg Fiedeldeij und seinem Team einiges abverlangen. Die Strömungen im North Channel sind  bisweilen stark, dichten Nebel könnte  es ebenso haben wie  grosse Quallenfelder. Die  Kanaldurchquerung  gilt als eine der anspruchsvollsten weltweit. Nicht zuletzt auch deshalb weil die Irish Long Distance Swimming Association (ILDSA) für den Versuch nur Schwimmende ohne Neoprenanzug zulässt. Geschafft haben die 34 Kilometer zwischen Irland und Schottland seit 1947 erst 21 Personen – einige wenige unter ihnen gleich mehrmals und in beide Richtungen. Jüngstes Beispiel der Erfolgreichen ist übrigens die 26-jährige Sabrina Wiedmer aus Steffisburg. Die Biotechnologin hat Geschichte geschrieben und am 7. Juli als erste Schweizerin den North Channel in der Fabelzeit von 10 Stunden und 3 Minuten durchschwommen.


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Erstellt: 19.07.2014
Geändert: 19.07.2014
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