Spektakulärer Transport: Eine Sauna fährt durch den Schnee
Ein grosses Fahrzeug, Schneegestöber und vier Männer mit einem Auftrag. Am letzten Donnerstag wurde eine Sauna der Lädrach Holzbau AG von Konolfingen zum Hotel Moosegg transportiert. Die Witterung konnte dem Transport keinen Strich durch die Rechnung machen.
BERN-OST: Ihr habt für das Auf- und Abladen der Sauna ein spezielles Kranfahrzeug verwendet. Braucht ihr dieses öfter?
Thomas Wüthrich, Lädrach Holzbau AG: Wenn die Begebenheiten passen und wir die Möglichkeit haben, mit dem Kranfahrzeug zum gewünschten Standort zu gelangen, dann kommt es eigentlich immer zum Einsatz. Wenn es mit dem Kranfahrzeug nicht klappt, dann kommt der Helikopter.
Wie schwer war die Sauna, welche ihr auf die Moosegg transportiert habt?
1600 Kilogramm, ein eher kleineres Modell.
Gibt es ein herausstechendes Merkmal bei dieser Sauna, abgesehen von der speziellen Verzierung beim Eingangsbereich?
Bei dieser Sauna ist Eco-Finish aufgetragen worden, das heisst, sie ist fertig gespritzt. Man kann sie so lassen und bei jeder Witterung draussen stehen lassen. Man könnte aber auch im Nachhinein noch eine Holzverkleidung anbringen, wenn man das möchte. Es hängt immer davon ab, wo die Sauna stehen wird und was die Kundenwünsche sind. Jede Sauna ist somit speziell.
Um was für eine Art von Sauna handelt es sich bei diesem Modell?
Es handelt sich um eine finnische Sauna. So, wie es die meisten kennen. Mit einem Wasserkessel und einer Kelle werden die aufgeheizten Steine mit Wasser begossen. Das Wasser kann bei Bedarf mit ätherischen Ölen versehen werden.
Die Temperatur kann bis 110 Grad eingestellt werden. Im öffentlichen Bereich ist es üblich, dass man die Sauna auf 80 bis 90 Grad hält.
Hattet ihr Schwierigkeiten beim Transport? Das Wetter war ja nicht gerade vorteilhaft.
Am Morgen um sechs Uhr bin ich direkt von meinem Zuhause in Grösshöchstetten mit meinem privaten Fahrzeug auf die Moosegg gefahren um die Lage zu prüfen. Ich habe dann dem Transportunternehmen angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass die Lage noch zu prekär sei und wir warten müssten. Um neun Uhr, als das Wetter etwas besser wurde, haben wir uns auf den Weg gemacht. Plötzlich fing das Schneegestöber wieder an, wir haben es mit dem normalen Auto nur knapp geschafft. Der Kranwagenfahrer ist zum Schulhaus Arnisäge gefahren. Er hat dort auf uns gewartet, um zu besprechen, wie wir weiter vorgehen sollen. Der normale Weg konnte mit dem Kranfahrzeug nicht befahren werden, durch das Gewicht wäre der Schnee auf der Strasse zu Eis gepresst worden. Der Fahrer des Kranfahrzeuges wollte den Transport bereits abbrechen. Ich schlug dann vor, den Weg über Schüpbach, Emmenmatt zu fahren. Wir haben bei der Gemeinde Lauperswil jemanden aufgeboten, der den Weg auf die Moosegg salzen würde. Ich bin vorgefahren, als Begleitfahrzeug. Die Strasse ist kurvig und eng, so konnte ich die entgegenkommenden Fahrzeuge aus dem Weg halten.
Schlussendlich waren wir kurz vor halb Eins beim Kunden. Zwar fünf Stunden zu spät, dafür heil und ohne den Helikopter aufbieten zu müssen.
Wen hattest du alles dabei?
Mit dem Kranfahrer waren wir zu viert. Ich habe noch einen Zimmermann und einen Lehrling mitgenommen.
Ich dachte, da müssten massiv mehr Personen eingesetzt werden.
Wir sind sehr eingespielt und wissen genau, was wir zu tun haben. Da ist es nicht unbedingt nötig, mehr Personen dabei zu haben.
Wann soll die Sauna in Betrieb genommen werden?
Anfangs diese Woche sollte die erste Testphase durchgeführt werden. Für die Hotelgäste wird die Sauna ab dem 20. Dezember zur Verfügung stehen.
Wie läuft der Bau einer Sauna ab?
Erst erstellen wir bei uns in Konolfingen im Katzengässli die Hülle, den sogenannten Holzträger. Anschliessend verlegen wir das Gerippe an die Emmentalstrasse, dort werden dann die Polyesterbeschichtungen gemacht. Wenn die Beschichtung abgeschlossen ist, wird es wieder zurückverlegt. Anschliessend kümmern wir uns um den Innenausbau.
Die Elektronik wird von Elektro Peter aus Konolfingen verbaut. Wir arbeiten eng zusammen und lassen dann auch beim Kunden die Anschlüsse durch das gleiche Unternehmen vorbereiten und anschliessen.
Es hört sich für mich an, als wärst du in der Regel von A bis Z dabei.
Nicht ganz. Wir haben Projektleiter, welche mit den Kund:innen in Kontakt stehen. Ich komme erst später dazu. Wenn es um die Materialbeschaffung und das Aufbieten der Transportunternehmen geht, aber auch um zu klären, welche Möglichkeiten für die Kund:innen in Frage kommen. Organisation, Koordinierung und Planung sind sehr zentral, aber auch die Ausführung ist ein grosser Bestandteil meiner Tätigkeit als Holzbau-Polier.
Scheint, als wärst du schon ewig bei der Lädrach Holzbau AG tätig. Ist dem so?
Ich bin erst seit zwei Jahren dabei. Habe mich super eingelebt und konnte bereits ganz am Anfang mit einem grossen Projekt einsteigen. Ich durfte bei der Umsetzung des neuen Bürotraktes der Lädrach Holzbau AG meine Kenntnisse und Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Mir gefällt es sehr hier. Es ist kein Tag wie der andere und die Aufträge unterscheiden sich jeweils extrem, das macht grossen Spass.
Was habt ihr für Kund:innen und woher kommen sie?
Es sind vor allem Hotels, vermehrt aber auch Privatpersonen und sogar Promis, von welchen ich aber keine Namen nennen darf. Zum Beispiel das Schloss Hünigen gehört zu unseren Kund:innen. Dort durften wir letztes Jahr eine Sauna in den Park stellen, welche zuvor zwei Jahre auf dem Lötschenpass stand. Wir haben Aufträge aus der ganzen Schweiz und zum Teil auch aus dem näheren Ausland.
Wie habt ihr die Zeit seit Coronabeginn erlebt?
Wir haben eigentlich kaum was gemerkt. Uns fiel vor allem in letzter Zeit auf, dass auch Privatpersonen ein grosses Interesse zeigen, in ihr Eigenheimzu investieren.
Bis Ende Jahr haben wir noch vier Aufträge. Das einzige Problem, welches sich aktuell zeigt, sind die elektronischen Geräte, welche in die Saunas eingebaut werden müssen. Wie auch bei anderen Elektronikbereichen, haben wir Schwierigkeiten, an die Geräte zu kommen. Aber auch hier fand sich bis jetzt immer eine Lösung.
