Simon Liechti: "Dass ich mal so viel lesen würde, hätte ich nicht gedacht"

In einer losen Folge sprechen wir mit Gemeindepräsident:innen in der Region. Simon Liechti (40) ist seit Anfang Jahr Gemeindepräsident von Arni - wie auch schon sein Vater. BERN-OST wollte wissen, ob Arni in Konkurrenz steht zur Nachbargemeinde Landiswil und wie es um Liechtis sportliche Karriere steht.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Simon Liechti ist seit 2021 im Gemeinderat von Arni, seit diesem Jahr steht er ihm als Gemeindepräsident vor. Er bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Partnerin einen Bauernhof. Schon sein Vater war lange Gemeindepräsident von Arni. 

 

Wir treffen uns hier im Gemeindehaus und nicht bei Ihnen zuhause, wie ich das vorgeschlagen hatte. Warum?

Mein Vater machte keine klare Trennung zwischen Amt und Zuhause. Für uns war das manchmal schwierig, man wusste nie, wer in der Stube sitzt und wie lange. Das möchte ich anders machen. Ich finde es interessant, zwei "Hüte" zu haben und möchte das beibehalten. Es ist auch eine allgemeine Entwicklung, dass heute vieles komplizierter ist und tiefer geht. Es sind nicht mehr nur Bauernthemen, die man am Stubentisch besprechen kann.

 

Hatten Sie einen guten Start im Gemeinderat?

Ich bin immer noch daran, mich einzulesen, auch in alte Sachen. Dass ich einmal noch so viel lesen würde, hätte ich nicht gedacht. Meine Mutter hätte sich das immer gewünscht, aber ich war als Kind lieber draussen. Meine Vorgänger und Gemeinderatskolleg:innen unterstützen mich beim Einarbeiten und natürlich auch die Verwaltung. Man muss sich Zeit nehmen, zusammenhocken, es ist wie ein neuer Job. Mit dem verschwundenen Wasser (BERN-OST berichtete) und dem neuen Einbieger in Arnisäge war es ein recht intensives erstes Jahr. Aber ich habe es lieber so, als wenn alles nur dahinplätschert.

 

Was ist Arni für eine Gemeinde?

Ich bin zufrieden. Wir sind eine gut funktionierende und vielseitige Gemeinde. Schön ist, dass es mit der Schule, dem Rössli, dem Gemeindehaus und dem Gewerbe einen richtigen Dorfkern gibt. Ausserdem ist das Verständnis untereinander allerorts gut.

 

Was steht als nächstes an in Arni?

Wir starten bald in die Ortsplanungsrevision. Bauland ist nicht mehr viel da, es geht also vor allem darum, Gutes zu erhalten. Energie ist ein Thema. Die Schulhausheizung wird ersetzt, danach wahrscheinlich auch die Fenster. Und dann muss man natürlich immer aufs Geld schauen. Arni hat etwa 25 Kilometer Teer- und 8 Kilometer Kiesstrassen zu unterhalten.

 

Arni und Landiswil, täuscht das, oder stehen die beiden Dörfer etwas in Konkurrenz zueinander?

Ich glaube nicht. Das war vielleicht früher so, aber heute ist die Zusammenarbeit sensationell. Unter anderem haben wir ja die Schule zusammen. Auch mit "Sämu" (Samuel Wittwer, Gemeindepräsident von Landiswil, die Redaktion) ist das Verhältnis sehr gut, wir fahren oft zusammen an Sitzungen.

 

Als sie Gemeinderat wurden, spielten Sie Hockey und Fussball und waren ausserdem im Schützenverein. Sind Sie da überall immer noch aktiv?

Ja, aber mittlerweile bei den Senioren und nur zum Plausch. Fussball spiele ich beim FC Biglen, da trainieren wir einmal pro Woche. Der EHC Arni spielt in der "wilden Liga", das heisst ohne Lizenzspieler und ausserhalb des regulären Betriebs. Wir trainieren praktisch nie und spielen nur die Matches, etwa in der Oberland Meisterschaft. Schiessen gehe ich ein paarmal pro Jahr, auch mal an ein Feldschiessen

 

Was produzieren Sie auf dem Hof?

Wir sind ein Bio-Naturabeef-Betrieb mit rund 14 Mutterkühen und einem Muni. Das heisst, melken muss man nicht mehr. Das gibt viel Freiheit. Es ist ein Nebenerwerbsbetrieb. Wir haben nur Weiden und Heu, bauen nichts an, wofür man pflügen muss. Ausser Salzen und Mineralien produzieren wir alles Futter selber.

 

Was für Kühe haben Sie?

Es sind ganz verschiedene. Angefangen habe ich mit Tiroler Grauvieh, dann habe ich Pinzgauer, Limousin, Original Braune, zwei Bündner Grauvieh geblümt, das heisst mit gepunktetem Gesicht, und der Muni ist ein Angusstier. Mir gefällt es besser, wenn verschiedene Rassen zusammen sind. Es sind alles Zweinutzungsrassen, die man auch melken könnte. Der Vorteil davon ist, dass sie zum Teil aus Anbindeställen stammen und damit "friiner" sind im Umgang, nicht so wild wie andere Mutterkühe.

 

Ist der Muni auch "friin"?

Ja, er ist auch ein freundlicher. Man muss schon aufpassen, aber es ist nicht mehr so wie früher, wo man die Munis immer anbinden musste, weil sie sonst gefährlich waren. Er ist auch gut an uns gewöhnt.


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Erstellt: 14.03.2022
Geändert: 14.03.2022
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