Schwingen - Berner Stars zittern vor Riesentöter Ulrich
Die Berner müssen sich morgen bei ihrem Heimspiel vor einem Gast besonders in Acht nehmen: Der schmächtige Andreas Ulrich ist ein echter Königs-Killer!
Mit 181 Zentimeter und 98 Kilogramm verkörpert der Forstwart aus Gersau im Reich der Bösen lediglich eine halbe Portion. Doch weil er die körperlichen Defizite mit seiner schwingtechnischen Vielseitigkeit kompensiert, hat er in dieser Saison bereits zwei Ausrufezeichen gesetzt: Am Oberaargauischen vernaschte er im letzten Gang Schwingerkönig Kilian Wenger, am Innerschweizer bodigte er mit Brünig-Sieger Matthias Sempach den erfolgreichsten Schwinger der letzten Wochen. Spätestens seit diesem Zeitpunkt trägt der «kleine» Gigant den Übernamen Riesentöter. Ulrich zu BLICK: «Nach diesen Siegen habe ich enorm viele positive Reaktionen erhalten. Dass sich auch viele Berner mit mir gefreut haben, hat mich ganz besonders aufgestellt.»
Das Einzige, was dem 25-Jährigen zum ganz grossen Glück noch fehlt, ist ein Kranzfestsieg. Dieser blieb ihm bis jetzt vergönnt, weil er gegen die sogenannten Mittelschwinger in seiner Gewichtsklasse bisher zu viele Unentschieden in Kauf nehmen muss: «Gegen solche Schwinger tue ich mich schwer, weil die oft nicht angreifen, sondern nur versperren wollen. Wenn ich einen Kopf grösser wäre und ein paar Kilo mehr auf die Wage bringen würde, hätte ich mit solchen Gegnern sicher weniger Mühe.»
Weil er morgen am Berner Kantonalen beim Anschwingen auf den kleinen, wendigen Willy Graber trifft, hält sich Ulrichs Euphorie in Grenzen: «Seit unserem ersten Aufeinandertreffen vor sechs Jahren konnte ich den Graber nicht mehr besiegen.»
Darum wäre der gefühlvolle Konterschwinger im ersten Gang wohl lieber auf den Offensiv-Giganten Chrigu Stucki getroffen, doch dieser wird in Oberdiessbach nicht in die Hosen steigen. Grund: Die Nackenverletzung, die der 142-Kilo-Brocken vor einer Woche am Brünig erlitten hat, ist noch nicht gänzlich ausgeheilt. Stuckis Trainingspartner Roger Brügger: «Chrigu geht es zwar schon wieder viel besser, und wenn in vier Wochen nicht der Unspunnen-Schwinget auf dem Programm stehen würde, wäre er in Oberdiessbach an den Start gegangen. Doch im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt will er keine Risiken eingehen.»