Schwingen - Zu Besuch beim Nachwuchs der Bernerinnen
Die Bernerinnen stellten letztes Jahr fünf der zehn Besten in der Jahreswertung der Schwingerinnen. BERN-OST war im Training des Nachwuchses und hat mit drei Meitli aus der Region gesprochen.
Elf Mädchen sind an diesem Montagabend im Schwingkeller Zäziwil zum Training erschienen. Es ist eine gemischte Truppe. Die jüngsten sind sechs, die Ältesten 14 Jahre alt. Das Training leitet die Häutliger Kranzschwingerin Jasmin Gäumann.
Es ist fast der gesamte Nachwuchs der Bernerinnen. Das Training findet abwechselnd in Thun und in Zäziwil statt, die Schwingerinnen sind aus dem ganzen Emmental und Oberland und haben teils einen weiten Weg bis zum Training.
Liegestütz, Brücke, Purzelbäume
Zum Einwärmen müssen die Meitli einander mit Bällen abschiessen, Kopf gilt auch, wer getroffen wurde macht Liegestützen, Rumpfbeugen und Strecksprünge. Wer nicht ernsthaft dabei ist, wird ermahnt, nötig ist das allerdings nur selten. Nach einer Viertelstunde sind alle am Schnaufen. Danach wird gedehnt, die Brücke geübt, Purzelbäume vorwärts und rückwärts. Erst dann steigen alle in die Schwingerhosen.
Beim Schwingtraining schwingen alle gegen alle, dabei kommt es zu ungleichen Paarungen. Nicht immer gewinnt die Grössere. Manchmal findet die Kleine einfach den richtigen Schwung, manchmal lässt sich die Grosse bereitwillig auf den Rücken legen, manchmal ist die Grosse aber auch streng und legt die Kleine hin. Und manchmal, wenn die Gegnerinnen ähnlich gross und stark sind, kommt es zu längeren und spannenden Zweikämpfen.
Ramona, Vanessa und Simona: Die Meitli aus der Region
Drei der jungen Schwingerinnen wohnen in der Region Bern-Ost: Die Schwestern Ramona (8) und Vanessa (10) Hodel aus Zäziwil und Simona Schüpbach (14) aus Bowil. Ramona trainiert seit rund zwei Jahren, Vanessa seit etwas mehr als einem Jahr. Für beide ist dieser Sommer die zweite Schwingfestsaison, für Simona, nach knapp einem Jahr Training gar die erste. Am Hallenschwingfest in Corcelles, dem einzigen Rangfest der Frauen und Meitli, konnten sie im März erstmals ihre neuen Kräfte testen (BERN-OST berichtete)
Keine von ihnen entstammt einer typischen Schwingerfamilie. Bei Simona schwingt sonst niemand in der Familie, bei Hodels schwang der Vater, aber nur als Bub.
"Ich wollte eigentlich schutten"
Wie kamen sie also zum Schwingen? "Ich wollte eigentlich schutten", sagt Ramona. Da sie dafür aber nach Konolfingen müsste, entschied sie sich dagegen und kam nach einem Schnuppertraining zum Schwingen. Später nahm Ramona ihre grosse Schwester mit in ein Training, seither ist auch Vanessa dabei. Bei Simona war es ein Kollege, der fand, sie solle es doch mal versuchen.
Was gefällt ihnen am Schwingen? "Schön ist, dass man ein Team ist aber auch für sich selber schwingt", sagt dazu Simona. Die Mischung aus Team und Einzelkampf gefällt auch Ramona. "Ich bin nicht so der Typ zum zusammenarbeiten", findet sie.
Auch mit den Buben
Alle drei gehen regelmässig ins Training, lassen es höchstens mal aus, wenn sie krank sind. Ramona trainiert zusätzlich beim Schwingklub Zäziwil mit den Buben, Simona beim Schwingklub Schangnau.
Wo ist das Training härter? "Je nachdem, wer das Training der Buben leitet", sagt Ramona. Beim einen sei es leichter als bei Jasmin Gäumann, beim anderen härter.
Ziel: Kränze gewinnen
Alle drei wollen auch weiterhin schwingen, mit dem Ziel, später Kränze zu gewinnen. Als Vorbild nennen Vanessa und Ramona die Königin, Diana Fankhauser. Für Simona ist es in erster Linie Jasmin Gäumann, und danach die Bernerinnen allgemein, die sich nach dem Training der Meitli am gleichen Ort an die Arbeit machen.
Warum schwingen so wenig Mädchen?
Und warum denken sie, dass im Gegensatz zu den Buben so wenig Meitli schwingen? "Vielleicht haben sie Angst, zum Beispiel, dass sie auf den Rücken fallen", so Simona. "Das Sägemehl und der Dreck", vermutet Vanessa. "Die Eltern", sagt Ramona. "Es gibt halt immer noch alte Köpfe, die finden, das sei nichts für Mädchen."
[i] Nächstes Frauen- und Meitlischwingfest: Sonntag, 23. April, Oberbühl bei Huttwil. Mehr Infos auf der Website des Eidgenössichen Frauenschwingverbands efsv.ch