Schwimmen - Den grossen Sprung im Visier
Cla Remund aus Bolligen lebt und trainiert in Tenero. Ab heute springt der 16-Jährige als einer von zwei Bernern an den Europaspielen in Baku ins Becken.
Er wirkt erholt, ist braun gebrannt, gibt gut gelaunt Auskunft. Manch einer würde vermuten, Cla Remund sei soeben aus den Ferien zurückgekehrt. Im Freibad Weyermannshaus spricht der Bolliger kurz vor der Abreise nach Aserbaidschan über die anstehenden Herausforderungen als Schwimmer: Europaspiele in Baku, Sommer-Schweizer-Meisterschaft in Worb und die Jugend-Europameisterschaft Open Water in Tenero. So weit hergeholt ist die Vermutung mit den Ferien nicht, schliesslich gilt das Tessin als beliebte Urlaubsdestination.
Der südlichste Kanton der Schweiz ist für den Berner zur zweiten Heimat geworden: Remund lebt in Tenero, absolviert das Gymnasium, trainiert im nationalen Leistungszentrum. Der Tagesablauf gliedert sich für gewöhnlich in Schwimmen (7.30 bis 9.30 Uhr), Schule (10 bis 15 Uhr) und nochmals Schwimmen (16 bis 18 Uhr). Der 16-Jährige trainiert mit etwas mehr als einem Dutzend Athleten am Stützpunkt; er spricht von einem «Superteam, es gefällt mir extrem». In der Vergangenheit hatte Remund als Mitglied des Schwimmklub Bern in der Hauptstadt trainiert. Der Wechsel sei kein Entscheid gegen Bern, sondern ein Entscheid für Tenero gewesen. «Ich wollte etwas wagen, möchte mit dem Schwimmen viel erreichen, in einem 50-Meter-Becken trainieren. Deshalb entschied ich mich zu diesem Schritt.» Bereut hat er ihn nicht.
Baku als «grosse Chance»
Ab heute springt Remund in Baku ins Becken. Bei den Schwimmern sind die Europaspiele eine Art U-19-EM. Mit dem Oberländer Thomas Maurer ist ein zweiter Berner am Start. Remund bestreitet sechs Wettkämpfe, vorzugsweise über 400 Meter. Dass er kein Sprinter werde, habe sich früh abgezeichnet. Womöglich hat er das Ausdauergen des Vaters geerbt: Baspo-Direktor Matthias Remund ist ehemaliger Spitzenlangläufer. Ein konkretes Ziel hat sich der Schwimmer für Baku nicht gesetzt: «Es ist eine grosse Chance, an einem Multisportevent Erfahrungen sammeln zu können.»
Unmittelbar nach der Rückkehr in die Schweiz folgt mit der Sommer-SM vom 3. bis am 5. Juli der nächste Höhepunkt. An den Indoor-Titelkämpfen im Frühling schwamm der 16-Jährige bei den Aktiven über 400 Meter Freistil auf den fünften Platz. Noch blickt Remund weniger auf die Zeiten der Aktiven, vergleicht sich vielmehr mit europäischen Jahrgangskonkurrenten. Sein Fazit ist simpel: «Ich muss immer schneller werden und auf den grossen Sprung bei den Zeiten hoffen.» Zum Abschluss der ereignisreichen Wochen schwimmt Remund ab dem 10. Juli im Lago Maggiore: Er wird bei der Jugend-EM fünf Kilometer im offenen Gewässer absolvieren, selbst wenn diese Schwimmart «nicht so mein Ding» sei.
Die Vision Olympia
Wie manch anderes Talent lässt sich Remund von der Vision Olympiateilnahme antreiben. Er ist überzeugt, dieses Ziel mit harter Arbeit erreichen zu können. «Aber sollte es mit Olympia nicht klappen, würde ich nie sagen, meine Karriere sei deshalb versaut.» Er habe dank dem Sport eine tolle Jugend, dürfe viele Emotionen erleben, Wettkämpfe im Ausland bestreiten, wertvolle Erfahrungen sammeln. «Für solche Dinge nehme ich den Aufwand gerne in Kauf» – für «solche Dinge» wie die Europaspiele.