Kater Willi aus Rubigen: Wer hat ihn so schwer verletzt?

Schwerste innere Verletzungen nach einem starken, dumpfen Schlag – das diagnostizierte der Tierarzt bei Pia Mühlemanns (38) Kater Willi. Vor rund zwei Wochen fand ihn die Rubigerin nachts verletzt vor. Was ist passiert? Katzenhalterin und Arzt gehen davon aus, dass ein Mensch Willis Verletzungen verursacht hat.

Isabelle Berger, info@bern-ost.ch

Nachdem Willi am Abend des 19. Januar wie gewohnt abends raus gegangen war, fand ihn Pia Mühlemann um drei Uhr morgens draussen auf dem Trampolin liegend. Sie fand das seltsam und sah nach. "Es schaute ein Grashalm aus seinem Hinterteil. Als ich diesen rauszog, sah ich, dass Willi Schmerzen hatte", berichtet sie. Willi habe sich dann unter ihrem Bett verkrochen und sei bis am Morgen dort geblieben. "Das ist nicht mein Willi", habe sie gedacht. Er bewege sich sonst sehr viel.

 

Sie rief den Tierarzt, der Willi röntgte. Es stellte sich heraus, dass Willis Zwerchfell zwei Risse hatte. Durch diese quollen die Därme heraus. Sie waren gar soweit im Körper nach oben gedrückt worden, dass sie sich um das Herz gewickelt hatten. Die Leber war um 180 Grad gedreht. Willi hatte Über- und Unterdruck auf der Brust, konnte nur noch schwer atmen. Der Tierarzt operierte Willi. "Die Därme mussten wieder vom Herzen gelöst und zurückgeschoben, die Zwerchfellrisse geschlossen und die Leber wieder gedreht werden", sagt Mühlemann. Jetzt habe Willi überall "Bostitch" im Körper.

 

Bei einem Unfall wäre etwas gebrochen

Doch was war Willi zugestossen? "Der Tierarzt sagte, die Verletzung könne nicht von einem Pferd einer Kuh oder einem Autounfall sein. Dann wären Rippen oder Beine gebrochen", so Mühlemann. Und um sich einen so starken dumpfen Schlag einzufangen, müsste eine Katze aus zehn Metern runterfallen.

 

Das kann sich Mühlemann nicht vorstellen. "Willi wird im September fünf und kennt die Umgebung gut. Er hatte vier Jahre lang nichts." Der rote Bauernhofkater sei robust und gewohnt zu klettern. Wenn schon müsste er von jemandem irgendwo runtergeworfen worden sein. Oder getreten. "Der Tierarzt sagte mir, er schliesse überhaupt nicht aus, dass es ein Mensch gewesen sei."

 

Willi durfte nach Hause

Am Freitagabend konnte Mühlemann ihren Kater zu sich heimnehmen. "Es geht ihm soweit gut", sagte sie am Nachmittag. "Er bekam eine Halskrause und ist sehr anhänglich. Ich bin froh, dass er nach wie vor auf Menschen reagiert", sagt sie. Auf Anraten des Tierarztes bleibt sie vorsichtshalber übers Wochenende bei Willi. Sie gehe davon aus, dass die Verletzung wieder heile. "Er darf nun einfach lange nicht raus. In zehn Tagen werden die Bostitch rausgenommen." Sie hofft, dass es bei der Heilung nicht zu Entzündungen oder anderen Komplikationen kommt.

 

"Das Karma wird zurückschlagen"

Sie selber sei am Anfang unter Schock gestanden. "Ich war extrem wütend und fassungslos, dass jemand das machen kann", sagt sie. Unterdessen habe sie sich aber soweit fangen können. Sie meldete sich bei BERN-OST, weil sie an die unbekannte Person ein paar Worte richten wollte. "Willi ist ein zutraulicher Kater. Er kommt auf dich zu, hat das Gefühl, er wird gestreichelt und wird dann getreten. Ich finde das tragisch", sagt Mühlemann. "Ich glaube nicht an viel. Aber wenn, dann an Karma. Früher oder später wird es zurückschlagen." Darüber hinaus gäbe es vieles zu sagen, aber sie sei nicht nach Vergeltung aus und wolle auch niemanden beschuldigen.

 

Mühlemann wartet nun auf den Bericht des Tierarztes, damit sie bei der Polizei Anzeige erstatten kann. Von ähnlichen Vorfällen in der Umgebung ist ihr übrigens nichts bekannt. Danach will sie sich beim Tierarzt aber noch erkundigen.

 

Zeugenmeldungen in Niederhünigen

Am 3. Januar wurde in Niederhünigen eine Katze verletzt aufgefunden (BERN-OST berichtete). Die Kantonspolizei Bern (Kapo) ging davon aus, dass ihr die Verletzungen durch eine Person zugefügt worden waren. Sie suchte nach Zeugen. "Nach dem Zeugenaufruf gingen ein paar Meldungen bei uns ein", sagt ein Kapo-Mediensprecher auf Anfrage von BERN-OST. Die Polizei sei diesen nachgegangen. "Die Ermittlungen laufen derzeit, weswegen wir noch nicht mehr Details dazu sagen können."

 

Update vom 8. Februar

Pia Mühlemann erstattete BERN-OST Bericht vom Abholen beim Tierartz am Freitag und Willis Zustand: "Am Freitag wurden mir durch den Tierarzt die Fotos von der Operation gezeigt. Dabei hat sich herausgestellt, dass Willi vier grosse Löcher im Zwerchfell hatte. Der Darm und andere Organe, welche sich durch diese Löcher gezwängt hatten, mussten (teilweise schon leicht verwachsen) wieder gelöst werden. Dazukommend war auch die Leber verletzt, welche genäht werden musste. Willi ist tapfer und nimmt zum Glück die verschiedenen Medikamente gut ein. Dadurch schläft er praktisch den ganzen Tag, was bestimmt sehr zur Heilung von Narbe und Seele beiträgt."


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Erstellt: 05.02.2022
Geändert: 08.02.2022
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