Schulweg über die Kantonsstrasse: Rüfenachter Eltern "schockiert"
Am Montag hat der Worber Gemeinderat seinen Entscheid kommuniziert, die Schüler auf ihrem Schulweg über die stark befahrene Kantonsstrasse von Rüfenacht nach Worb zu schicken. Bei der Rüfenachter Bevölkerung und auch bei einigen Parlamentsmitgliedern stiess er damit auf Konsternation und Protest. Die IG ZentralisierungNein zeigt sich in einer Medienmitteilung schockiert. Sie prüft "weitere Schritte".
"Sprachlos nehmen die Eltern von rund 100 Rüfenachter Kindern zur Kenntnis, dass der Gemeinderat Worb ab August die Schüler über eine der meistbefahrenen Kantonsstrassen zur Schule schicken will", schreibt die IG ZentralisierungNein in ihrer Mitteilung.
An der Sitzung des Grossen Gemeinderats vom Montag haben die zahlreich erschienenen Eltern ihre Konsternation mit einem stillen Protest ausgedrückt. Mit verschiedenen Transparenten wiesen sie auf die Gefahren hin, denen die Kinder nun ausgesetzt werden sollen.
"Die Eltern wurden von der Gemeinde getäuscht"
Anlässlich der Abstimmung zur Zentralisierung der Oberstufe im Mai 2014 habe die Gemeinde Worb der Bevölkerung versprochen, dass sie die Sorgen der Eltern ernst nehme und deshalb die verschiedenen Interessengruppen in die Lösungssuche nach einem sicheren Schulweg einbeziehen werde. "Ein Jahr später müssen die Eltern nun feststellen, dass sie von den Behörden zuerst hingehalten, dann mit einem fiktiven Gutachten der Kantonspolizei getäuscht und nun mit dem absoluten Worst-Case-Szenario konfrontiert werden", schreibt die IG.
Die anfängliche Zusammenarbeit mit Elternrat und IG sei Anfang 2015 seitens Gemeinde kommentarlos beendet worden. "Dies offenbar, weil ein Bericht, den die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) Ende 2014 im Auftrag der Gemeinde Worb erstellt hatte, Klartext sprach: Die Worbstrasse ist als Schulweg absolut ungeeignet und somit auszuschliessen."
Laut dem BfU-Bericht sind sowohl das Verkehrsaufkommen (13‘000 Fahrzeuge pro Tag), die Anzahl der Unfälle (rund 50 im Beobachtungszeitraum von 3 Jahren) sowie die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Fahrrädern und den oft über 80km/h fahrenden Autos und LKW’s viel zu hoch. Der Schulweg sollte deshalb gemäss BfU über den Äusseren Stalden geführt werden, wo jedoch wichtige Anpassungen vorzunehmen wären.
"Offensichtlich passten diese von der BfU detailliert beschriebenen und geforderten Massnahmen der Gemeinde Worb nicht, hatte sie im Abstimmungskampf doch immer betont, dass die Zentralisierung ein finanzieller Segen für die Gemeinde sei", schreibt die IG. Anstatt die Umsetzung dieser Sicherheitsmassnahmen zügig anzupacken, habe die Gemeinde nach einer einfacheren und vor allem günstigeren Lösung gesucht. "Die Gemeinde und der Kanton liessen sogar ein neues Gutachten eines Ingenieurbüros (Zeltner AG/ Planer der neuen Umfahrung Worb Spange Nord) anfertigen, welches ihr nun als Argumentarium dient, um die Worbstrasse als sicheren Schulweg zu proklamieren."
Gemeinderat Moser: "Eine Gondelbahn zwischen Rüfenacht und Worb wäre vielleicht das Beste"
Im Wissen, dass es kaum Eltern gebe, die ihre Kinder mit dem Velo die gefährliche Worbstrasse entlang fahren lassen werden, schleiche sich die Gemeinde komplett aus der Verantwortung und schiebe diese den Eltern und Kindern zu. Erneut würden flankierende Massnahmen am Äusseren Stalden versprochen. Wiederum verlange der Gemeinderat mehr Zeit für die Umsetzung. "Bemerkenswert ist zudem, dass die Gemeinde nicht nur sämtliche Argumente der Eltern ignoriert, sondern das Gutachten der Sicherheitsexperten des BfU nicht wirklich ernst nimmt. Gemeinderat Moser witzelt am Ende der Sitzung, dass eine Gondelbahn zwischen Rüfenacht und Worb vielleicht das Beste wäre."
Die betroffenen Eltern von Rüfenacht und zahlreiche Worber Bürger sind laut der Mitteilung "schockiert über die Ignoranz der Behörden, über die Art und Weise, wie sie Ihre Abstimmungsversprechen brechen und wie sie in dieser Angelegenheit vorgegangen sind."
Offensichtlich hätten die Rüfenachter Kinder keine Fürsprecher im Worber Gemeinderat. "Die verschiedenen Gruppierungen, die sich für das Anliegen eines sicheren Schulwegs eingesetzt haben, akzeptieren den Entscheid des Gemeinderates und das Vorgehen der Behörden nicht und prüfen derzeit weitere Schritte. Lichtblick ist, dass die SVP-, FDP- und BDP-Fraktion den Äusseren Stalden als einzige Option sehen und geeignete Massnahmen fordern", schliesst die IG.