Schlosswil - Skepsis und Hoffnung im Schulhaus
Gegenüber der sozialpädagogischen Schule, die im Schulhaus Schlosswil ab Sommer einziehen wird, hegen einige Leute noch Skepsis. Vorgestern stellte ein Vertreter der Schule das Angebot der Bevölkerung an einem Infoabend persönlich vor. Von der Gemeinde erfuhren die Anwesenden, welche weiteren Mieter:innen der Anlage nun feststehen.
Der Infoanlass am Donnerstagabend zog rund 40 Personen in den Schlosswiler Gemeindesaal. Der Hauptteil des Abends galt der Stiftung Passaggio, deren Einzug bereits im März bekannt wurde (BERN-OST berichtete). «Geschäftsleiter Ruedi Trachsel stellte die Stiftung vor und erläuterte, wie viele Klassen in der Schulanlage Schlosswil unterrichtet werden. Die Klassengrösse bewegt sich zwischen 6 bis 8 Kinder, da der Förderbedarf sehr hoch ist», sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP) am Tag danach. Passaggio wird in Schlosswil Kinder vom Kindergarten bis zur 6. Klasse unterrichten, die besonderen Bildungsbedarf haben.
Unsicherheiten bei Eltern, Verständnis bei Stiftung
Aus dem Publikum seien an Trachsel sachliche Fragen zum pädagogischen Konzept eingegangen, sagt Hofer. Simon Grünig, ehemals Mitglied der Gruppe Pro Schule Schlosswil und jetzt Teil der Arbeitsgruppe zur Zwischennutzung der Schule, hatte einen guten Eindruck von der Stiftung, berichtet aber auch von Skepsis. «Man hat gemerkt, dass bei gewissen Eltern noch Unsicherheiten da sind», sagt er. Was kommen da für Kinder? Kommen diese und unsere Kinder beim Spielen auf dem Pausenplatz miteinander in Kontakt? Hat das irgendwelche Auswirkungen? «Herr Trachsel konnte das aber gut erklären und ihnen die Befürchtungen nehmen», sagt er.
Trachsel bringe auch das nötige Verständnis für die Situation, in der die Schule stecke und die damit verbundenen Emotionen mit und wolle sich nicht aufdrängen. «Es gibt immer noch Betroffene, die mit der Schliessung der Schule hadern», sagt Hofer. «Egal welches Angebot künftig im Schulhaus besteht, gehen nun die eigenen Kinder nicht mehr dort zur Schule. Das schmerzt.» Es werde Zeit brauchen, bis sich die neuen Verhältnisse bei den Leuten gesetzt hätten. «Wir setzten alles daran, dass der Schüler:innentransport gut klappt, sodass die Kinder zuhause genug Zeit zum Mittagessen haben», sagt Hofer, die überzeugt ist, dass es gut kommt.
"Dekohandwerk" ist neue Mieterin
Passaggio belegt nicht alle Räume der Schulanlage. Noch sei nicht klar, wer den restlichen freien Raum belegen wird, sagt Hofer. «Wir sind immer noch mit Bewerbenden in Vertragsverhandlungen.» Feststeht nun aber, dass Ursula Zürcher mit ihrem Unternehmen «Dekohandwerk» einziehen und Kreativkurse anbieten wird, wie die Gemeinde am Anlass bekannt gab. «In Zusammenarbeit mit dem Ortsverein und der Kirchgemeinde Schlosswil wird es weitere Kurse und Angebote geben, bei denen man sich treffen oder einen Kaffee trinken kann», sagt Hofer.
Ist die Mischung gut?
Mit der Stiftung entstehe im Schulhaus ein Dauerbetrieb, sagt Grünig. Die anderen künftigen Nutzungen, von denen die Bevölkerung profitieren könne, seien dagegen unregelmässiger. Er hoffe, dass es damit eine gute Mischung gebe. «Es ist vielleicht auch eine Chance, dass es zwischen der Bevölkerung, die teilweise noch skeptisch ist gegenüber der Stiftung, zu Kontakten kommt und dadurch Ängste genommen werden können», sagt er. Das Ziel der Arbeitsgruppe sei gewesen, dass das Schulhaus nicht kommerziell genutzt werde. «Insofern sind wir mit den jetzigen Nutzungen sehr glücklich», so Grünig. Der Erfolg steige und falle nun damit, ob die Mieter:innen es schafften Kundschaft anzuziehen.
Die Arbeit in der Arbeitsgruppe bewertet Grünig positiv. «Ich hatte das Gefühl, dass wir einen guten Austausch hatten, auch mit der Seite des Gemeinderates. Die Anliegen wurden ernst genommen, man konnte sie ausdiskutieren und gemeinsam eine Lösung finden», sagt er. Wie lange die Arbeitsgruppe noch bestehen wird, ist gemäss Hofer noch unklar. «Wir haben sicher noch eine Sitzung, bei der wir die erarbeiteten Dokumente abschliessend anschauen werden.» Dann werde sich zeigen, wie es konkret weitergehe. Sicher ist jedenfalls: «Die Hauptaufgaben sind gemacht.»