Schulen Münsingen: Schlossmatt wird erweitert und bald soll's Zivis geben
Die Schule Schlossmatt ist zu klein. Das Parlament hat am Dienstag – trotz Kritik am Vorgehen – den Kredit von rund 3.3 Millionen Franken für den nötigen Anbau genehmigt. Ab dem Sommer heisst dies für die Schüler:innen und Lehrpersonen aber erst mal ein Jahr Schule neben laufender Baustelle.
An der Parlamentssitzung vom Dienstag war der Kredit für die Erweiterung des Schulhauses Prisma das grosse Geschäft. Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) und Gemeinderat Ressort Bildung Urs Baumann (SVP) stellten das Vorhaben vor. Wachsende Schüler:innenzahlen, der Lehrplan21 mit seinen Platzvorgaben und Auswirkungen auf den Schulalltag und das durchlässige Schulmodell waren einige der Gründe für den erhöhten Platzbedarf an den Schulen. "Wir haben zum Teil Schulzimmer mit Jahrgang 1904. Diese genügen den heutigen Anforderungen nicht mehr", sagte Moser. Besonders mangle es an Gruppenräumen.
"Dringlicher Zwischenschritt"
Gefragt ist eigentlich eine langfristige Lösung, deren Erarbeitung aber noch Zeit braucht. "Die Bedürfnisse sind noch nicht ganz klar", so Moser. Bevor sie es seien, mache es keinen Sinn eine grosse Planung zu starten. Die Erweiterung des Schulhauses Prisma im Schulzentrum Schlossmatt sei deshalb "ein dringlicher Zwischenschritt, mit dem wir Entlastung schaffen für den nächsten grossen Schritt."
Geplant ist nun die Erweiterung des bestehenden Gebäudes hauptsächlich um vier komplette Schulzimmer mit je einem integrierten Gruppenraum, mehrere zusätzliche Räume für die Tagesschule und drei Räume für Spezialunterricht. Der Anbau auf vier Stockwerken wird an der Nordfassade realisiert.
Wo ist die Strategie?
Der vorläufige Zeitplan sieht gemäss Bauprojektdossier den Baustart im April 2022 vor. Das Projekt eilt. Von Seiten der Parlamentarier:innen wurde kritisiert, dass dieser Kredit so plötzlich auftauchte, obschon noch keine Strategie vorliege. Von "Feuerwehrübung" war die Rede. Die SVP beantragte gar die Rückweisung des Geschäfts. Parlamentarier Samuel Zaugg von der GLP empfand die Begründung mit dem Lehrplan 21 als vorgeschoben. Dieser sei ja schon lange bekannt und hätte schon früher umgesetzt werden können. "Die Komplexität hat uns gehindert, konkret zu werden. Ich entschuldige mich ganz klar, dass wir das so kurzfristig gebracht haben", sagte Beat Moser.
Trotz der Kritik wurde der Rückweisungsantrag der SVP abgelehnt. Am Ende sagten 22 Parlamentarier:innen Ja zum Kredit von rund 3.3 Millionen Franken.
Bau bei laufendem Betrieb
Der Anbau wird bei laufendem Betrieb realisiert werden. Ein Jahr nach dem Baustart ist der Bezug des Anbaus geplant. Die Schulleitungen seien sich dessen bewusst, so Moser. Während der auf ein Jahr angesetzten Baudauer heisst das für die Lehrpersonen und Schüler:innen also Lärm, Staub und den Verzicht auf den Schulplatz Nord.
Zudem muss für den Bau die Skateanlage demontiert werden, da der Ort als Bauumschlagplatz gebraucht wird. "Die Skateanlage wird nachher mindestens wieder wie vorher aufgebaut", versicherte Beat Moser auf eine Frage aus dem Parlament. Sie entspreche nicht mehr genau den Sicherheitsvorschriften. Längerfristig sei sowieso die Frage, ob die Anlage am richtigen Ort sei. Ausserdem sei eine Integration des in Planung befindlichen Pumptracks in die Skateanlage ein Thema.
Geplant und ausgeführt wird der Bau vom Architekturbüro H+R Architekten, welches das Prisma geplant und gebaut hat. Da das Büro damals bereits Erweiterungsoptionen eingeplant hatte, hat die Gemeinde den Auftrag direkt an dieses vergeben. Dafür hatte der Gemeinderat bereits im Oktober einen Planungskredit von 218 000 Franken gesprochen.
Zivildienstleistende an Münsinger Schulen
An der Parlamentssitzung wurde auch eine Motion der Fraktion Mitte EVP-GLP-EDU für erheblich erklärt und als erledigt abgeschrieben, welche den Einsatz von Zivildienstleistenden an den Münsinger Schulen forderte. Drei Zivildienstleistende sollen ab 2023 unter anderem im Unterricht, in der Pause, bei Anlässen, in der Tagesschule oder beim Mittagstisch die Lehr- und Betreuungspersonen unterstützen. Auch administrative Aufgaben könnten sie übernehmen. Die Tagesschule soll die Einsatzplanung übernehmen. Die Zivildienstleistenden sollen jeweils in einem 100-Prozent-Pensum für mehrere Monate eingestellt werden.
Für die Einsätze braucht es noch eine Genehmigung des Bundesamtes für Zivildienst. Das entsprechende Gesuch sollen nun die Abteilung Bildung und Kultur und die Schulleitungen ausarbeiten und einreichen.
90 000 Franken zusätzlich pro Jahr
Die Gemeinde rechnet mit jährlichen Kosten von rund 90 000 Franken. Darin enthalten sind neben weiteren Spesen der Zivildienstleistenden eine monatliche Abgabe an den Bund, der Sold und der zusätzliche Personalaufwand für die Einsatzplanung von rund zehn Stunden monatlich. Da die Zivildienstleisten zusätzlich Lehr- und Betreuungspersonen und nicht als Ersatz für sie eingesetzt werden, führe ihr Einsatz nicht zu Kosteneinsparungen, sondern müsse als Investition in die Betreuungsqualität und als Entlastung für die Lehrpersonen und Mitarbeitenden der Tagesschule betrachtet werden.