Schulabschluss für Flüchtlingsmädchen: Solidaritätsaktion von Konolfinger Schulklassen
Tagtäglich überrollen uns Negativmeldungen im Zusammenhang mit Flüchtlingen. In Konolfingen sorgen zwei Schulklassen für einen positiven Farbtupfer. Damit ihre Mitschülerin die Schule in Konolfingen abschliessen kann, helfen sie mit fast tausend Franken aus.
Vor einem Jahr zog H. mit ihrer Familie ins Durchgangszentrum Konolfingen. Schnell habe sich gezeigt, dass H. einen enormen Lernwillen habe und Einsatz zeige, schreibt Jean-Luc Lehmann, ihr Klassenlehrer in einer Mitteilung. das Flüchtlingsmädchen aus Sri Lanka wurde in die 8. Sekundarklasse integriert.
"Ein Jahr später - anfangs letzter Woche - ereilte uns die Meldung, dass H. , inzwischen bestens in der Klasse integriert und mit durchwegs hervorragenden Leistungen und Umgangsformen, zusammen mit ihrer Familie in eine andere Gemeinde verlegt wird. Ein Kartenhaus brach zusammen."
An der Verlegung liess sich nichts ändern. Die Schulklasse setzte sich aber mit allen Mitteln dafür ein, dass ihre Mitschülerin immerhin in Konolfingen ihren Schulabschluss machen kann.
Geld für den Zug, Mittagstisch und externe Begleitung bei der Berufswahl
Die beiden 9. Sek-Klassen organsierten spontan eine Sammlung und brachten das Geld zusammen, um H. bis zum Schuljahresende den Bahntransport zwischen dem neuen Wohnort und Konolfingen zu ermöglichen. "Knapp Tausend Franken in weniger als 24 Stunden… das meiste aus dem Taschengeld der MitschülerInnen", freut sich Lehrer Lehmann. Auch organisierten sie für ihre Mitschülerin einen regelmässigen Mittagstisch in Konolfinger Familien.
Eine kleine, berührende Geschichte. Sie wird nicht für grosse Schlagzeilen sorgen. "Aber sie zeigt auf, wie solidarisch junge Menschen gegenüber fremden Menschen - Flüchtlingen! - sind. Und wie initiativ und aufgeschlossen Schülerinnen und Schüler sein können", schreibt Jean-Luc Lehmann.
Exemplarisch könne man an diesem Beispiel auch aufzeigen, wie sich Flüchtlingskinder, auch dank externer, freiwilliger Hilfe, integrieren können: "Inzwischen begleiten zwei externe Helfer wöchentlich 2 - 3-mal unsere Mitschülerin mit Konversationskursen und Begleitmassnahmen für die Berufswahl. Wobei das Thema Berufsbildung leider ein unrühmliches Kapitel in Bezug auf die Integration darstellt und von allen Seiten wenig Kooperationsbereitschaft signalisiert wird."